Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) hält eine Rede im Plenarsaal des Kieler Landtages.
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Foto: Michael August
„Das messbare Infektionsgeschehen ist in Schleswig-Holstein ausgesprochen gering.“ So hat Sozialminister Heiner Garg (FDP) die aktuelle Corona-Lage in einem vom Parlament geforderten Regierungsbericht zusammengefasst. Am Freitag habe es noch 130 Infektionen im Lande gegeben, vier Menschen seien in klinischer Behandlung, ein Patient auf einer Intensivstation. Zehn von 15 Kreisen seien seit mindestens einer Woche Corona-frei. Die Freude über diese positive Entwicklung dürfe aber nicht in Sorglosigkeit umschlagen, mahnte der Minister: „Wir leben mitten in der Pandemie, wir leben mit dem Virus.“ Das Land sei „gut vorbereitet, auch für den Fall, dass die Infektionszahlen wieder steigen“. In der Debatte standen zwei Aspekte im Fokus: Corona-Tests und Vorräte an Schutzausrüstung.
„Sowie in einer Einrichtung auch nur ein einziger Mensch positiv getestet wird, wird selbstverständlich jeder Mitarbeiter, jeder Bewohner getestet“, betonte Garg. Das Land übernehme damit die Vorgaben des Bundes. Das reichte Birte Pauls (SPD) nicht aus. Sie forderte „regelmäßige und systematische Tests“ in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, beim Rettungsdienst, aber auch in Kitas und Schulen. Es gehe darum, alle zu schützen, „die ihre Tätigkeit ohne Körperkontakt nicht ausführen können“. Lars Harms (SSW) unterstützte den diesbezüglich vorgelegten Antrag der SPD und forderte ebenfalls „möglichst schnell möglichst viele Tests“. Aber auch durch ständige Testungen werde es „nie die absolute Sicherheit“ geben, so Harms.
„Mehr im Lande produzieren, mehr Reserven bilden“
In Schleswig-Holstein werde bereits „überproportional getestet“, erwiderte Hans Hinrich Neve (CDU). Statt „wahlloser“ Tests müsse „zielgerichtet“ agiert werden, ansonsten drohten zusätzliche Kosten von bis zu 120 Millionen Euro pro Jahr. Sinnvoller als zusätzliche Tests sei laut Neve die neue Corona-App. Claus Schaffer (AfD) warnte vor einem „Überbietungswettbewerb“ bei Tests. Er regte eine „dosierte, zielgerichtete Ausweitung der Personengruppen“ unter Nutzung der vorhandenen Testkapazität an. So müssten auch Polizisten sowie Mitarbeiter von Justizvollzugsanstalten und Asylbewerberunterkünften in die Testungen aufgenommen werden.
„Wir haben eine Aufholjagd hingelegt“, blickte Marret Bohn (Grüne) auf die Entwicklung im Gesundheitswesen. Der Arbeits- und Gesundheitsschutz sei „gerade mit einem Kraftakt verbessert worden“. Angesichts der Schwierigkeiten beim Aufkauf von Schutzausrüstungen müsse es darum gehen, künftig mehr Materialien im Lande zu produzieren. „Spätestens jetzt wissen wir, dass es zum Problem wird, wenn bestimmte Produkte fast nur in einer Region der Welt hergestellt werden“, sagte Dennys Bornhöft (FDP) in Anspielung auf den Weltmarktführer bei Medizinprodukten, China. Medikamente müssten verstärkt in Europa hergestellt werden, und es müssten mehr Reserven an Medizin und Schutzkleidung vorgehalten werden.
Der Sozialausschuss berät das Thema Testungen weiter.