Blick auf das Holstentor in Lübeck
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Foto: dpa, Markus Scholz
Mitarbeiter:innen, BürgerInnen, Kolleg*innen? Städte wie Kiel und Lübeck setzen in ihren Briefen, Formularen und Broschüren neuerdings auf eine „geschlechtsneutrale Sprache“. Das verstößt nach Ansicht der AfD gegen die Regeln der deutschen Rechtschreibung und gegen das Sprachempfinden der meisten Menschen. Die Oppositionsfraktion will den Kommunen deswegen den Doppelpunkt mitten im Wort, das Binnen-I oder das Gender-Sternchen per Gesetz verbieten. Im Landtag gab es heftigen Widerspruch.
Sprache müsse die Lebenswirklichkeit abbilden, so Frank Brodehl (AfD), und sie müsse sprech- und vorlesbar sein. Obwohl die deutliche Mehrheit eine gegenderte Sprache als verwirrend ablehne, werde dies „mit viel Geld forciert“, um die Menschen „durch Sprache zu erziehen“. „Wir wollen, dass so ein Unsinn endlich aufhört“, forderte Brodehl. Das traditionelle generische Maskulinum, bei dem etwa bei den „Arbeitnehmern“ auch die Frauen gemeint sind, sei keineswegs diskriminierend. „Gleichberechtigung lässt sich nicht dadurch erreichen, dass wir unsere Sprache verhunzen“, betonte Brodehl.
„AfD will Frauen unsichtbar machen“
Für diese Einschätzung erntete er breite Kritik. Katja Rathje-Hoffmann (CDU) bezeichnet den AfD-Vorstoß als „unerträglich“ und „rückwärtsgewandt“. Das generische Maskulinum sei „von vorgestern“. „Sie wollen Frauen in der Sprache unsichtbar machen“, warf auch die SPD-Abgeordnete Beate Raudies der AfD vor. „Wir aber wollen eine Gesellschaft, in der alle Geschlechter sichtbar sind.“
Aminata Touré (Grüne) sprach von einem „Provokationsversuch“ der AfD. „Ich möchte nicht mitgemeint, sondern angesprochen werden“, so Touré. Der Rat der deutschen Rechtsschreibung habe im Jahr 2018 das Recht auf angemessene sprachliche Repräsentation betont, sagte Geburtstagskind Jette Waldinger-Thiering (SSW), die heute 56 Jahre alt wird. Gendergerechte Sprache bedeute eine Umgewöhnung, „aber ich bin überzeugt, dass es sich lohnt“. Und Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne), der die abwesende Gleichstellungsministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) vertrat, unterstrich: „Die Veränderung ist ebenso normal wie unaufhaltsam.“
„Frauen brauchen keine Gender-Sprache“
„Ich persönlich habe als Frau kein Problem mit dem generischen Maskulinum“, sagte dagegen Annabell Krämer (FDP). „Wir Frauen brauchen keine gegenderte Sprache“, stellte sie fest. Frauen sollten endlich aufhören, „sich klein zu machen“ und ihre Anstrengungen auf „Nebenkriegsschauplätze“ zu verlegen. Der AfD-Entwurf sei handwerklicher „Murks“, so Krämer, weil er „ohne Sinn und Verstand aus anderen Bundesländern abgeschrieben“ worden sei.
Über das Thema berät nun der Innen- und Rechtsausschuss.