Migranten warten vor dem Lager Moria auf der griechischen Insel Lesbos auf Busse.
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Foto: dpa, Panagiotis Balaskas
Angesichts der dramatischen Lage in den überfüllten Flüchtlingslagern auf den griechischen Ägäis-Inseln ist Schleswig-Holstein bereit, weitere Schwangere, Alleinerziehende, Behinderte, Kranke und unbegleitete Minderjährige aufzunehmen. Dieses Signal sendete eine breite Mehrheit im Parlament an den Bund und die EU. Die Situation sei wegen der Corona-Gefahr in den überfüllten und unhygienischen Lagern besonders dramatisch.
„Auf den griechischen Inseln mangelt es an allem: Wasser, Seife, Nahrung“, stellte Serpil Midyatli fest, deren SPD-Fraktion die Debatte angestoßen hatte. Es gehe darum, ein Signal an den Bund und an Europa zu senden: „Wir sind solidarisch, wir nehmen unsere Verantwortung ernst.“ Die Debatte sei eine „willkommene Unterstützung unserer humanen und integrationsorientierten Flüchtlingspolitik“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Schleswig-Holstein sei bereit, 25 bis 30 Minderjährige von der Insel Lesbos aufzunehmen. Drei aus einer Gruppe von 47, die im April nach Deutschland gekommen ist, hätten Verwandte im Land. Weitere Flüchtlinge könnten Ende Mai kommen.
Heftige Kritik an anderen EU-Staaten
Scharfe Kritik gab es an der Flüchtlingspolitik der EU. Es sei nicht zu akzeptieren, so Hartmut Hamerich (CDU), dass nur zehn der 27 Mitgliedstaaten Hilfe anböten. Von einer „Schande“ für die EU sprach Aminata Touré (Grüne). Im Grunde müsse es darum gehen, „das ganze Lager zu evakuieren“. Jan Marcus Rossa (FDP) betonte: „Wir beweisen durch aktives Handeln, wie wichtig uns humanitäre Flüchtlingspolitik ist.“ Und Lars Harms (SSW) merkte an, es sei „schon lange nicht mehr in Ordnung, was an den Außengrenzen der EU geschieht“. Es sei an der Zeit, Griechenland zu entlasten. Claus Schaffer (AfD) lehnte diesen Kurs ab. Der beste Weg sei „zügige und umfassende Hilfe vor Ort“, denn die meisten der Flüchtlinge hätten ohnehin keine Aussicht auf Asyl in Deutschland.
Im April waren 47 unbegleitete Minderjährige aus griechischen Flüchtlingslagern in Deutschland angekommen und nach zweiwöchiger Corona-Quarantäne nach Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt verteilt worden. Ende Mai werden weitere 350 Menschen erwartet. Der SPD-Antrag fand keine Mehrheit, ein Jamaika-Antrag mit ähnlichem Inhalt wurde mit großer Mehrheit beschlossen. Lediglich die AfD stimmte dagegen.