Menschen in Kiel demonstrieren gegen Rassismus.
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Foto: dpa, Bodo Marks
Der Landtag hat sich erneut mit breiter Mehrheit gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Terror und für eine offene, tolerante und auf gegenseitigen Respekt ausgerichtete Gesellschaft ausgesprochen. Auf die Resolution hatten sich CDU, SPD, Grüne, FDP und SSW bereits vor der Debatte geeinigt. Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) zeigte angesichts der Anschläge und Attentate der vergangenen Monate „fassungslos“. Die Landesregierung stelle sich mit „allen zur Verfügung stehenden Mitteln Rechtsextremisten entgegen“, sagte sie.
In dem interfraktionellen Zehn-Punkte-Antrag, der bei Enthaltung der AfD angenommen wurde, heißt es, die Bekämpfung von rechtsextremistischen und rechtsterroristischen Strukturen müsse mit Priorität „entschlossen vorangebracht“ und rechtsextremistisch motivierte Gewalt „fokussierter bekämpft“ werden. Zudem solle der Verfolgungsdruck erhöht werden.
Waffenrecht verschärfen
Weitere Punkte sind eine bessere Unterstützung von Gewaltopfern, eine bessere Demokratiebildung, eine Stärkung der pluralen Gesellschaft und ein Kampf gegen Alltagsrassismus sowie ein entschlosseneres Eintreten gegen Hass und Hetze im Internet. Die Sicherheitsbehörden würden regelmäßig in einem Austausch über erkennbare Radikalisierungsprozesse und Netzwerke stehen und alle Taten konsequent verfolgen, sagte die Ministerin.
CDU, SPD, Grüne, FDP und SSW fordern außerdem eine Verschärfung des Waffenrechts und einen Pakt für Demokratie. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung des Landtagspräsidenten unter Einbindung des Landesbeauftragen für politische Bildung sollen alle relevanten gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteure eingeladen und eingebunden werden, Vorschläge und Strategien zu erarbeiten, wie die Demokratie in unserer Gesellschaft gestärkt sowie Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus noch nachhaltiger bekämpft werden können.
Kein Randphänomen mehr
Es gebe keinen besseren Tag als den 8. Mai als Tag der Befreiung zum Ende des Zweiten Weltkriegs, um ein Zeichen für Frieden und Demokratie zu setzen, betonte Tobias von der Heide (CDU). Er glaube angesichts der Attentate von Hanau oder Halle nicht mehr an die Geschichte von Einzeltätern. Vielmehr gebe es in Deutschland eine „rassistische, zum Teil nationalsozialistische Bewegung“ in Deutschland, zu der er auch Pegida und die AfD zähle, so von der Heide.
„Die neuen Nazis haben gelernt, getrennt zu marschieren und getrennt zuzuschlagen, aber sie sind nicht minder gefährlich“, konstatierte Tobias von Pein (SPD), der ebenfalls ausdrücklich die AfD mit in seine Rede einband. Rassismus und Menschenfeindlichkeit entstehe mittlerweile nicht mehr am Rand, sondern in der Mitte der Gesellschaft, so von Pein. Er unterstrich: Jeder der gegen Vielfalt und Breite hetze, werde „den entschlossenen Widerstand“ der Demokraten spüren.
AfD-Antrag abgelehnt
Gerade in Krisen witterten Rechtsextreme und Rassisten ihre Chance, betonte Aminata Touré (Grüne). Um gegenzuhalten seien Bildung, Aufklärung, Dagegenhalten wichtig. Extremismus, Rassismus und Terror müssten im Keim erstickt werden, mahnte Jan Marcus Rossa (FDP). Es sei jetzt die Zeit, Zivilcourage zu zeigen und „den Feinden der Demokratie die Grenzen aufzuzeigen“.
Die AfD brachte einen Änderungsantrag ein, der keine Unterstützung fand. Darin forderte die Oppositionsfraktion unter anderem „alle Bürger Schleswig-Holsteins“ dazu auf, „sich kritisch mit Protestbewegungen aller Richtungen und deren Akteuren im Hinblick auf eine Instrumentalisierung und Unterwanderung durch gewalttätige und politische Extremisten auseinanderzusetzen.“ Claus Schaffer (AfD) erklärte, der Täter von Hanau sei ein „irrer Einzeltäter“ gewesen.
Dem trat Lars Harms (SSW) entschieden entgegen. Es sei wichtig festzustellen, dass vermeintliche Einzeltäter oft feste Verbindungen oder Vorbilder in rechte Netzwerke hätten. Auch was die AfD im Internet biete, würden solche Menschen als Grundlage ihres Handelns nutzen, sagte Harms.