In Schleswig-Holstein sind drastische Maßnahmen im Kampf gegen die wachsende Ausbreitung des neuartigen Coronavirus in Kraft. Schulen, Restaurants und viele Geschäfte im Einzelhandel bleiben geschlossen. Das ganze Land ist für Touristen gesperrt. Und: Deutschland hat seine Grenze zu Dänemark geschlossen.
Wie ist der aktuelle Stand und wie geht es weiter? In einer Regierungserklärung mit der Überschrift „Corona - Herausforderung für Schleswig-Holstein gemeinsam annehmen“ will sich Ministerpräsident Daniel Günther zu Beginn der auf Mittwoch-Vormittag verkürzten Plenartagung zu der Situation äußern. Der ursprünglich von den regierungstragenden Fraktionen von CDU, Grünen und FDP gestellte Antrag für einen mündlichen Bericht der Landesregierung zum Thema wurde am Dienstagmittag zurückgezogen.
Bars, Kinos, Bäder: Freizeiteinrichtungen bleiben zu
Derweil sind alle öffentlichen Veranstaltungen in Schleswig-Holstein sind bis 19. April untersagt. Von dem Verbot sind Bars, Clubs, Diskotheken, Theater, Kinos und Museen, Fitnessstudios, Schwimmbäder, Saunen und Angebote der Volkshochschulen, Musikschulen und anderer öffentlicher und privater Bildungseinrichtungen betroffen. Gleiches gilt für Zusammenkünfte in Sportvereinen, Freizeiteinrichtungen und Spielhallen sowie das Prostitutionsgewerbe. Die Regierung empfiehlt darüber hinaus den Verzicht auf private Veranstaltungen.
Für Besuche in Kliniken gelten ebenfalls strenge Regeln. Zugelassen ist nur ein Besucher pro Patient und Tag. Ausnahmen davon sind medizinisch oder ethisch-sozial angezeigte Besuche. Außerdem bleiben ab Mittwoch (18. März) viele Geschäfte geschlossen bleiben. Nicht betroffen sind aber Supermärkte, Apotheken und Drogerien, Tankstellen, Banken, Lieferdienste, Poststellen, Friseure, Reinigungen und Märkte für Tierbedarf sowie Wochenmärkte.
Land wird zur touristenfreien Zone
Im Kampf gegen den Erreger Sars-CoV-2 dürfen Touristen Schleswig-Holstein ab Mittwoch nicht mehr betreten. „Reisen aus touristischem Anlass in das Gebiet des Landes Schleswig-Holstein werden ab morgen untersagt. Das kann kontrolliert und ordnungsrechtlich durchgesetzt werden“, sagte Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP). Der Tourismus werde auf Null gebracht. Möglich ist nur noch die Anreise aus anderen privaten oder beruflichen Gründen.
Alle Beherbergungsbetriebe, Campingplätze und Yachthäfen für touristische Zwecke werden ab Mittwoch geschlossen. Die Abreise von Touristen müsse bis zum Donnerstag erfolgen. Auch Tagestourismus findet nicht mehr statt. Entsprechende Regelungen werden laut Buchholz gemeinsam mit Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf den Weg gebracht. „Das heißt, dass sich Hamburgerinnen und Hamburger bitte nicht auf den Weg an die Nordsee, Ostsee und auch nicht an die Binnenseen machen“, sagte Buchholz.
Geschlossen werden auch die Restaurants. Erlaubt ist nur noch der Außer-Haus-Verkauf. „Das heißt auf Bestellung“, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Lieferservices seien nicht betroffen. Weil Cafés und Restaurants noch geöffnet seien, gebe es „überall im Land eine hohe Frequentierung von Menschen. Und nur damit allen klar ist, warum wir das machen: Genau das soll nirgendwo mehr stattfinden.“ Ziel sei es, das Ansteckungsrisiko zu minimieren.
Zahl der Corona-Fälle steigt weiter
Derzeit sind insgesamt 196 bestätigte Fälle dem Land gemeldet, neun Personen sind davon in klinischer Behandlung, teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch-Vormittag mit. Am Vortag waren es noch 145.
Nachgewiesen wurde eine Infektion mittlerweile bei sechs Mitarbeitern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, wie das UKSH am Montag mitteilte. Acht Infizierte in Schleswig-Holstein werden aktuell in Krankenhäusern behandelt. Bei einem 78 Jahre alten Mann ist unterdessen posthum eine SARS-CoV-2-Infektion bestätigt worden. Der Patient, der im Universitätsklinikum in Lübeck starb, habe an Speiseröhrenkrebs gelitten, teilte das Klinikum am Dienstagabend mit. Es ist der erste bestätigte Todesfall in Schleswig-Holstein im Zusammenhang mit dem Corona-Virus.
Der erste Corona-Fall im Land wurde am 28. Februar registriert. Infiziert hatte sich ein Arzt des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), der in Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg) lebt.
(Stand: 18. März 2020, 10:15 Uhr)
Aktuelle Infos der Landesregierung:
Corona-Hinweise
Weitere Informationen:
Sitzung des Sozialausschusses am 2. März
Aktualisierte News-Meldung vom 16. März