Bundesweit hat Schleswig-Holstein mit rund 70 Prozent eine der höchsten Inklusionsquoten. Dies geht aus dem aktuellen Regierungsbericht hervor, den Bildungsministerin Karin Prien im Januar der Öffentlichkeit präsentierte und der nun im Plenum beraten werden soll. Die CDU-Ministerin kündigte bereits an, dass die zahlenmäßige Steigerung der Inklusionsquote nicht um jeden Preis das Nahziel sei. Stattdessen will sie bis zum Ende dieser Wahlperiode, also bis 2022, vor allem auch einheitliche Qualitätsstandards im Land schaffen. Bisher sei dieser Prozess in den Kreisen sehr unterschiedlich.
Der Bericht stellt die „rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit unter Berücksichtigung von Schulischer Assistenz und Schulbegleitung“ dar. Hierzu gebe es im Land unterschiedliche Modelle, und einzelne Ansätze zu einer engeren Zusammenarbeit hätten derzeit noch Pilotcharakter. „Sie zeichnen sich durch große Unterschiede in der Reichweite und Laufzeit, bei den Kooperationspartnern und in der Akzeptanz aus“, heißt es.
Lehrer aufstocken
Insgesamt gab es laut dem Bericht in Schleswig-Holstein im vergangenen Schuljahr 243.137 Schüler in den Jahrgangsstufen 1 bis 10. Davon hatten 6,79 Prozent einen anerkannten sonderpädagogischen Förderbedarf. Der Anteil der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in inklusiven Maßnahmen lag im Schuljahr 2018/19 bei genau 69,53 Prozent. Seit dem Schuljahr 2015/16 ist eine relativ konstante Quote zu verzeichnen.
Prien sprach sich dafür aus, den Förderbedarf von Schülern früher festzustellen. „Ich möchte Lehrer und Eltern ermutigen, schon vor dem dritten oder vierten Schuljahr die Möglichkeiten intensiver Diagnostik in Anspruch zu nehmen“, sagte sie. Auch das Lernen in Kleingruppen soll helfen die Inklusion voranzubringen. Ein weiterer Baustein ihrer Qualitätsoffensive seien insgesamt 490 neue Stellen für Sonderpädagogen in den Jahren 2018 bis 2024. Laut dem Bericht gibt es derzeit rund 2.350 Lehrkräfte, die in den 82 Förderzentren und 20 Verbundsysteme im Land „für die Qualität von Inklusion“ zuständig sind.
Kritik am Regierungshandeln
Aus Sicht von Kritikern konnte die Qualität des inklusiven Lernens mit der schnellen Umsetzung nicht Schritt halten, besonders wegen Personalmangels. Der Landesrechnungshof sprach in einem Bericht vor gut zwei Jahren von gravierenden Mängeln. Allein bei den Grundschulen fehlten viele Lehrer und etwa 1500 Sonderpädagogen. Während das Bildungsministerium dem Rechnungshof Fehler bei der Datenerhebung unterstellte und auf die 490 geplanten Stellen beharrte, legte die SPD nach: Es hapere an der notwendigen räumlichen und sachlichen Ausstattung der Schulen und es fehle ein Bekenntnis der Regierung zur Schulassistenz, beklagte SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat Anfang Februar.
(Stand: 17. Februar 2020)
Vorherige Debatten/Meldung zum Thema:
März 2019 (Bericht Schulassistenzen)
Februar 2019 (Zeugnisse Förderkinder)
September 2018
Juni 2018 (Berichte/ohne Aussprache)