Die Fähre "Gardenia Seaways" liegt bei der Flensburger Schiffbaugesellschaft zum Stapellauf bereit.
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Foto: dpa, Carsten Rehder
Im Tourismus ist Schleswig-Holstein spitze – aber die Industrie im Norden ist deutlich schwächer entwickelt als im Bundesdurchschnitt. Nur 29 Prozent der Arbeitnehmer sind in großen Industriebetrieben tätig – bundesweit sind es fast 42 Prozent. Im Norden werden lediglich 0,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts in Forschung und Entwicklung investiert. Der deutsche Durchschnittswert liegt bei 2,1 Prozent. Die Landesregierung hat deswegen mit Arbeitgebern und Gewerkschaften ein „Bündnis für Industrie“ geschmiedet. Die SPD legt ein Konzept mit 16 Einzelpunkten vor.
Nach Willen der Sozialdemokraten soll die Landesregierung dafür sorgen, dass Forschungsprojekte der Hochschulen enger mit der Industrie verzahnt und der Wissens- und Technologietransfer zwischen Industrie und Hochschulen gefördert werden. Im zivilen Schiffbau müssten Kompetenzfelder für die maritime Wirtschaft entwickelt werden, zum Beispiel im Zusammenhang mit der Energiewende. Die SPD fordert auch einen schnelleren Ausbau der Straßen, damit logistische Knotenpunkte im Norden schneller zu erreichen sind, und einen schnellen Abschluss der Windkraft-Planungen.
Buchholz „nachdenklich“ mit Blick auf Senvion und Werften
„Wir brauchen eine Trendumkehr“, mahnte Thomas Hölck (SPD). Schleswig-Holstein sei der „Lohnkeller“ Westdeutschlands, deswegen ziehe es zu wenige Ingenieure und Facharbeiter in den Norden. Zudem sei eine verlässliche Energieversorgung die Voraussetzung für Industrieansiedlungen. Jamaika jedoch „vergraule“ die Windenergie. „Ein attraktiver Standort zu sein, funktioniert nicht durch Schlechtreden“, entgegnete Lukas Kilian (CDU). Er nannte den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, den Breitbandausbau sowie die Planungsbeschleunigung als Voraussetzungen für Wirtschaftswachstum.
„Dieses Land braucht mehr industrielle Wertschöpfung und mehr industrielle Arbeitsplätze“, sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Die aktuelle Situation stimme ihn allerdings „nachdenklich“, so der Minister mit Blick auf die Insolvenz des Windturbinenherstellers Senvion in Büdelsdorf im vergangenen Jahr. Auch die Wertindustrie stehe „unter Druck“. Um Unternehmen ins Land zu holen, so Buchholz, sei die industrielle Nutzung von grünem Strom eine „riesengroße Chance“. Zudem müssten attraktive Industrie- und Gewerbeflächen ausgewiesen werden – auch das sei im Lande eine „Herausforderung“.
Mehrheit für Jamaika-Antrag
Das SPD-Papier wurde schließlich von Jamaika abgelehnt. Auch ein SSW-Änderungsantrag fand keine Mehrheit. Der SSW wollte erreichen, dass im LNG-Terminal in Brunsbüttel kein Gas verwendet wird, das durch die umstrittene Fracking-Technologie gefördert wurde. Angenommen wurde ein Papier von CDU, Grünen und FDP, der sich hinter das „Bündnis“ der Landesregierung stellt. Lediglich der SSW enthielt sich.
Weitere Redner:
Joschka Knuth (Grüne), Kay Richert (FDP), Volker Schnurrbusch (AfD), Jette Waldinger-Thiering (SSW)