Gruppenfoto bei der Übergabe: Samiah El-Samadoni hält ihren Tätigkeitsbericht hoch, bevor sie ihn an Landtagspräsident Klaus Schlie übergibt. Mit auf dem Foto ist Landtagsdirektor Utz Schliesky.
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Foto: Landtag, Regina Baltschun
Der Landtag hat sich mit großer Mehrheit hinter die Arbeit der Leiterin der Antidiskriminierungsstelle, Samiah El Samadoni, gestellt. „Diskriminierung findet auch heute noch in der Mitte unserer Gesellschaft statt“, betonte die dunkelhäutige Grünen-Abgeordnete Aminata Touré in der Debatte um den Tätigkeitsbericht für die Jahre 2017 bis 2018. „Ich fordere jeden Schleswig-Holsteiner zur Zivilcourage auf, um das Klima in diesem Land zu verbessern“, erklärte Gleichstellungsminister Heiner Garg (FDP). Einzig die AfD forderte die Abschaffung der Antidiskriminierungsstelle.
Minister Garg berichtete von einem persönlichen Erlebnis in einem Fitnessstudio. Hierbei sei seinem Mann aufgrund seines Aussehens eine Mitgliedschaft verwehrt worden. Zudem habe die junge Frau am Empfang abfällige Bemerkungen über Homosexuelle gemacht. Auch viele weitere Redner zeigten sich erschüttert von den zahlreichen Diskriminierungsfällen in Schleswig-Holstein. So ist die Zahl hilfesuchender Menschen von 325 in 2015/16 auf 341 im Berichtszeitraum 2017/18 leicht gestiegen.
Midyatli will Landesdiskriminierungsgesetz
„Wo leben wir hier eigentlich und vor allem wann? Ich fühle mich mehr als hundert Jahre zurückversetzt“, bemerkte Dennys Bornhöft (FDP). Es gehe darum, den Betroffenen zu ihrem Recht zu verhelfen. „Der Bericht hält uns den Spiegel vor, wo wir noch nachbessern müssen“, sagte er. „Diskriminierung ist leider Alltag in Schleswig-Holstein, daher brauchen wir diese Stelle“, schloss Serpil Midyatli (SPD) an. Erschüttert zeigte sie sich besonders über eine Café-Besitzerin, die einer Gruppe von Menschen mit Behinderungen den Aufenthalt in ihrem Lokal verbot. Midyatli forderte ein Landesdiskriminierungsgesetz, das über bestehendes Bundesrecht hinausgeht.
Auch Katja Rathje-Hoffmann (CDU) forderte, dass rassistische Diskriminierung ins Ordnungsrecht aufgenommen wird. Ähnlich äußerte sich Flemming Meyer (SSW): „Wer Teil einer Minderheit ist, der weiß, dass Ausgrenzung oft schleichend beginnt.“ Hier müsse man auf gesetzlicher Ebene nachbessern, um die Rechte von Betroffenen zu stärken, verlangte auch er.
AfD befürchte „Regulierungswut“
Für die AfD ist die Landdiskriminierungsstelle dagegen überflüssig. „Wir brauchen keine Landesgesetze, es gibt die EU-Richtlinie und Gesetze auf Bundesebene“, sagte Claus Schaffer (AfD). Er befürchte eine „Regulierungswut“.