Die FDP-Abgeordnete Anita Klahn hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Nach dem „Jahr der Politischen Bildung“ wird das Schuljahr 2020/2021 zum „Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ ausgerufen. Bei Zuspruch der AfD sowie Enthaltung von SPD und SSW wurde ein entsprechender Antrag der Jamaika-Koalition angenommen. Das „Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ kann bei Schülern einen Denkprozess anregen, hieß es seitens der Redner von CDU, Grünen und FDP.
Dem Antrag zufolge ist geplant, dass bereits Ende Februar ein landesweiter Kongress in Kiel als Vorbereitungsveranstaltung stattfindet. Dabei soll Nachhaltigkeit „intensiv“ betrachtet werden und „eine Verbindung zur Demokratieerziehung und damit zum Jahr der Politischen Bildung hergestellt werden“. Um alle Schüler im Land zu erreichen, will die Regierungskoalition den Kongress digital in alle Kreise und kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins übertragen, damit Workshops auch vor Ort organisiert werden können.
„Samen in die Erde legen“
Es gehe um die Bewahrung der Schöpfung, begründete die Umweltpolitikerin der CDU-Fraktion, Anette Röttger, das ausgesuchte Motto. „Wenn Schüler selbst Samen in die Erde legen und sich selbst darum kümmern, lernen sie mehr als aus jedem Lehrbuch.“ Nachhaltige Bildung verlange „verantwortungsbewusste, ehrliche Entscheidungen – Gleichgültigkeit und Doppelmoral haben keinen Platz“, so Röttger. Nachhaltige Bildung ermögliche Menschen „zukunftsfähiges Denken und Handeln“, schloss Ines Strehlau (Grüne) an. Langfristig müsse man dann „vom Projekt in die Struktur kommen“.
Seit 1971 verbrauche die Menschheit mehr Ressourcen, als die Erde zur Verfügung hat, erklärte Anita Klahn (FDP) und meinte: Rechnerisch seien ab 2050 zwei Erden nötig. Mit dem „Jahr der Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ solle „ein notwendiger Denkprozess“ angeregt werden, wie nachfolgende Generationen eine lebenswerte Welt hinterlassen können, so Klahn.
SSW: Mehr Geld als Flyer
Die Opposition überzeugte das nicht vollständig. „Sie setzen eine Überschrift, aber da ist nichts dahinter“, kritisierte Martin Habersaat (SPD). Die Jamaika-Koalition erkläre nun „deklaratorisch von oben“ Motto-Jahre, anstatt auf „einen diskursiv-offenen Prozess aus den Schulen“ zu setzen. Frank Brodehl (AfD) warnte davor, das ausgerufene Jahr als „pädagogische Wunderwaffe“ einzusetzen. Junge Menschen bräuchten „Optimismus und keine Angst“ vor der Zukunft.
Jette Waldinger-Thiering (SSW) betonte, es gebe so gut wie keine schleswig-holsteinische Schule, die nicht schon nachhaltige Projekte umsetze. „Es besteht kein Informations- sondern ein Ressourcendefizit.“ Nötig seien mehr Geld und Lehrer-Fortbildungen für den Klimaschutz und nicht „Flyer und schöne Worte“.
Als Querschnittsaufgabe sehen
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hob hervor, es gehe darum, Schüler zu „demokratisch aktiven Menschen zu bilden und zu erziehen, die ihre eigenen Interessen vertreten aber immer konsensbereit bleiben“. Bildung für nachhaltige Entwicklung sei weit mehr als die Frage des Klimaschutzes. Im Fokus stünden alle Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Das Thema sei zwar im Grundsatz bereits im Lehralltag verankert, etwa über Kreisfachberater oder die zertifizierten Zukunftsschulen, es bleibe aber eine Querschnittsaufgabe für Schule und Gesellschaft. „Wir werden da anknüpfen und mehr machen als bisher“, so Prien.