Ein Schüler drückt auf dem Schulhof eines Gymnasiums einen anderen Schüler zu Boden (gestelltes Illustrationsfoto).
©
Foto: dpa, Oliver Berg
An knapp 150 Schulen im Lande kommt es zu Prügeleien und Bedrohungen. So besagen es Zahlen des Bildungsministeriums. Deswegen soll nun jede Schule ein „Präventions- und Interventionskonzept“ gegen Mobbing und Gewalt erarbeiten. Das fordern Jamaika, SPD und SSW in einem gemeinsam beschlossenen Antrag. Der AfD, die das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatte, reichte das nicht aus. Sie regte vergeblich eine Expertenanhörung im Bildungsausschuss an. Reine Effekthascherei, hieß es dazu bei den anderen Fraktionen.
Das „Gewaltmonitoring“ (GEMON) des Bildungsministeriums, das im vergangenen Dezember vorgestellt wurde, basiert auf Meldungen der Schulen. Demnach wurden im Schuljahr 2018/19 im Lande 585 Fälle von Gewalt registriert. In 84,1 Prozent der Fälle ging die Gewalt von Jungs aus, vor allem im Teenageralter. 43,4 Prozent stuften die Schulen als Körperverletzungen ein, 19 Prozent galten als psychische Gewalt und 7,1 Prozent als Mobbing. 72,5 Prozent ereigneten sich an den Gemeinschaftsschulen. Dabei unterrichten diese nur gut ein Viertel (25,9 Prozent) der Schüler im Land.
„Sachlichkeit“ statt „Schreckgespenster“
Diese Zahlen seien nur die „Spitze des Eisbergs“ und „nicht mehr hinnehmbar“, so Frank Brodehl (AfD). Er kritisierte, dass GEMON nur Fälle widerspiegelt, die schulische Strafen wie Versetzungen oder Verweise nach sich gezogen haben. Alltägliche Beschimpfungen, Cyber-Mobbing oder Erpressungen kämen noch hinzu. Deshalb müsse das Parlament gemeinsam mit Fachleuten die Hintergründe und Ursachen der Gewalt aufdecken, um passgenaue Antworten zu finden.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) mahnte zur Sachlichkeit: Wer von einer Zunahme der Gewalt spreche, der argumentiere „nicht auf der Grundlage erhobener Daten und Fakten“. Die GEMON-Zahlen seien erstmals ermittelt worden, und es gebe noch keine Vergleichsdaten. Verlässliche Erkenntnisse seien erst in zwei oder drei Jahren zu erwarten. Die AfD lebe davon, „Schreckgespenster“ aufzubauen und das gesellschaftliche Klima zu vergiften, unterstrich Ines Strehlau (Grüne).
„Miese Stimmungsmache“
Tobias von der Heide (CDU) wies auf die starken Unterschiede von Ort zu Ort hin. Von den 795 Schulen im Lande hätten nur 149 entsprechende Fälle gemeldet. Während die Mehrzahl also überhaupt nicht betroffen sei, gebe es vier Schulen, die mehr als 20 Fälle gemeldet hätten. „Die AfD will sich auf dem Rücken der Gewaltopfer profilieren“, argwöhnte Kai Vogel (SPD). Er warnte davor, Schulen pauschal als Orte der Gewalt darzustellen,
Es habe landesweit 585 Fälle gegeben, merkte Lars Harms (SSW) an - bei rund 370.000 Schülern und 28.500 Lehrern. „Ich würde behaupten, in meiner Schulzeit war das nicht anders“, so Harms, der der AfD „miese Stimmungsmache“ vorwarf. Und Anita Klahn (FDP) wies darauf hin, dass in den vergangenen Jahren schon vieles auf den Weg gebracht worden sei, etwa Schulsozialarbeit, mehr Geld für so genannte Perspektivschulen an sozialen Brennpunkten und spezielle Fortbildungen am Kieler Lehrerbildungsinstitut IQSH.