Ein Schild weist an der Eingangstür auf eine Landarztpraxis hin.
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Foto: dpa, Holger Hollemann
Die AfD fordert eine „Landarztquote“ für das Medizinstudium. Damit soll der Ärztemangel in Teilen Schleswig-Holsteins bekämpft werden. Zehn Prozent der Studienplätze in Kiel und Lübeck sollen demnach an Bewerber gehen, die sich verpflichten, zehn Jahre lang als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Das wäre auch eine Einstiegsmöglichkeit für Schulabgänger ohne Einser-Abitur, die ansonsten Warte-Semester ableisten müssten. Kritik gab es insbesondere an einer in den Gesetzentwurf hineingeschriebenen Strafzahlung bei Bruch der Verpflichtung.
Im Lande gebe es 1.968 Hausärzte, so Claus Schaffer (AfD). Rund ein Drittel von ihnen sei älter als 60 Jahre. Andere Bundesländer wie Bayern, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt seien diesen Schritt bereits gegangen, in NRW starte die Quote zum kommenden Wintersemester. „Der Ansturm auf die Studienplätze dort ist gewaltig“, betonte Schaffer. Angehende Mediziner müssen sich dem AfD-Modell zufolge zu einer Strafzahlung von 250.000 Euro verpflichten, sollten sie ihre Land-Praxis frühzeitig aufgeben oder den Posten gar nicht erst antreten.
Strafzahlung stößt auf Kritik
Die Quote könne allenfalls eine in einem „Bündel von Maßnahmen“ sein, sagte Hans Hinrich Neve (CDU). Ein Kernproblem sei die „geringe Bereitschaft“ vieler Jung-Mediziner, die Arbeitsbelastung und das finanzielle Risiko einer Selbständigkeit auf sich zu nehmen. Die Kommunen müssten daher von sich aus Ärztehäuser und Gesundheitszentren bereitstellen. Besser als eine „betonierte Quote“ sei es, die Bedingungen attraktiver zu gestalten, befand auch Bernd Heinemann (SPD). Andere Schritte seien der Ausbau der „Telemedizin“, also der Fern-Sprechstunde per Internet, oder auch „Hol- und Bringdienste“ für Patienten.
Marret Bohn (Grüne) störte sich an der geplanten Strafzahlung: „Wenn Sie während des Studiums merken, dass Sie ein Talent für Chirurgie haben, dann müssen Sie 250.000 Euro zahlen, um Ihren Traumberuf zu erreichen.“ Bis der erste Quoten-Arzt auf dem Land ankomme, werde viel Zeit vergehen, wendete Dennys Bornhöft (FDP) ein: „Vor 2032 wäre kein einziger der angehenden Landärzte wirklich am Praktizieren.“
Schleswig-Holstein besser als andere Länder
Jette Waldinger-Thiering (SSW) fand es „falsch, junge Leute zu der Entscheidung zu zwingen, welchen Beruf sie in 20 Jahren ausüben wollen.“ Das gehe „an der Lebenswirklichkeit vorbei“. Stattdessen plädierte sie für eine „Buschzulage“ – eine bessere Vergütung für Ärzte in entfernten Gegenden. „Schleswig-Holstein hat bundesweit die mit Abstand beste Nachbesetzungsquote bei Ärzten“, unterstrich Sozialminister Heiner Garg (FDP): „Wir haben, bezogen auf die Bevölkerung, deutlich mehr Medizinabsolventen als in NRW.“
Der Sozialausschuss berät den Gesetzentwurf weiter.