Ein junger Flüchtling macht sich Notizen für den Schulunterricht.
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Foto: dpa, Hendrik Schmidt
Ein von der Jamaika-Koalition vorgelegter Entwurf für ein landeseigenes Integrations- und Teilhabegesetzes ist in Erster Lesung bei der Opposition auf Ablehnung gestoßen. Die von CDU, Grünen und FDP aufgeführten sechzehn Paragrafen seien „nur Symbolik“, verfassungsbedenklich und „zu unkonkret“, lautete die Kritik von SPD, AfD und SSW in einer hitzigen Debatte. Die Jamaika-Koalition hielt dagegen. Teilhabe und Chancengleichheit seien „der Schlüssel zu Integration“, betonte Aminata Touré (Grüne).
Der Gesetzentwurf formuliere nach Ansicht der jungen Politikerin klare Ziele und Maßnahmen, wie etwa in den Bereichen Sprachförderung, Zugang zu Schule, Ausbildung und Arbeit, Einbindung in demokratische Strukturen oder Stärkung der demokratischen Grundordnung. Auch Jan Marcus Rossa (FDP) mahnte, die Integration sei „eine der wichtigsten Aufgaben“ der Gesellschaft. Es dürften nicht wie in den vergangenen Jahrzehnten „Parallelgesellschaften“ entstehen.
SPD: „Da steht nichts drin“
Scharf im 26°C heißen Plenarsaal ging die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli mit dem schwarz-grün-gelben Entwurf ins Gericht. Es gehe der Koalition nur um „Symbolik“, die meisten Punkte würden im Bund geregelt. „Da steht nichts drin, keiner muss sich daran halten und Geld gibt es auch nicht,“ monierte sie.
Claus Schaffer (AfD) kritisierte, der Entwurf sei „substantiell ungeeignet, als Norm für staatliches Handeln zu dienen“ und „Ausdruck linker Wunschpolitik“. Und Lars Harms (SSW) erklärte, das Papier mache „niemanden irgendwie glücklich“. Das Thema sei aber zu wichtig, als dass es „schwammig bleiben kann“, sagte er.
Minister: Um gute Lösung „ringen“
Der Gesetzentwurf sei nicht nur „bloße Positionsbestimmung einer einzelnen Partei“ wie noch 2016, sondern stehe auf einer breiten gesellschaftlichen Basis, verglich CDU-Fraktionschef Tobias Koch das Papier mit einem damals von seiner Fraktion eingereichten Entwurf eines Integrationsgesetzes. Dabei stehe heute „das Fördern vor dem Fordern“ im Fokus. Koch mahnte zudem, der Entwurf diene nicht der Regelung einzelner Ansprüche und sei „von kurzfristigen Finanzdebatten zu trennen“.
Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU), der auch für Integration zuständig ist, erklärte, er sehe die „strittige Diskussion als fruchtbar an“. Das Thema sei breit und weit umfassend. „Lassen Sie uns um eine gute Lösung ringen“, appellierte Grote.
Der Gesetzentwurf wird nun im Innen- und Rechtsausschuss sowie im Sozialausschuss weiter beraten.