Der SPD-Abgeordnete Tobias von Pein hält eine Rede im Plenarsaal.
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Foto: Michael August
Im Landtag herrscht Uneinigkeit über den Umgang mit sogenannten Feindeslisten, die in rechtsextremen Kreisen kursieren. Auf solchen Listen wurden Informationen über politisch Andersdenkende gesammelt. Allein der Gruppierung „Nordkreuz“ aus Mecklenburg-Vorpommern wird eine Sammlung von 25.000 Namen zugeschrieben. Bei Razzien gelangte sie in Besitz der Sicherheitsbehörden. Tobias von Pein, dessen SPD-Fraktion die Debatte angestoßen hatte, forderte, alle Betroffenen zu informieren. Wer sich im Fadenkreuz von Rechtsextremisten befinde, müsse dies wissen. Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) sah das anders.
„Wenn wir jeden Betroffenen anschreiben, dann würden wir den Verfassungsfeinden die Chance geben, unsere Sicherheitsbehörden lahmzulegen“, so der Minister. Rechtsextreme würden dann absichtlich „riesige Datensätze“ ins Internet stellen. Wenn es jedoch tatsächliche Anhaltspunkte auf eine „mögliche Gefährdung auch nur der geringsten Stufe“ gebe, dann würden die Betroffenen informiert und beraten, betonte Grote.
Verweis auf den Mordfall Lübcke
Das reichte von Pein nicht aus. Er verwies auf eine wachsende Gewaltbereitschaft im rechtsextremen Bereich und auf den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke im Juni. „Auch er stand auf einer solchen Liste“, so von Pein. Die Gefahr sei real, und anonyme Drohungen müssten ernst genommen werden. Er verwies auf andere Bundesländer, die Betroffenen per Post informieren und auf das Beispiel Hamburg, wo eine Telefonberatung eingerichtet wurde.
Claus Christian Claussen (CDU) sprang dem Minister bei. Es sei falsch, Menschen automatisch zu unterrichten, „wenn ihr Name sich auf irgendeiner obskuren Liste befindet“. Denn dann würde das Prinzip gelten „Der Rechtsextremist schreibt, die Polizei stellt zu“. „Die konkrete Gefährdungseinschätzung muss bei den Sicherheitsbehörden bleiben“, unterstrich Lars Harms (SSW). Bei einer pauschalen Information aller Personen auf der Liste „lassen wir Menschen mit dem Gefühl zurück, dass sie in Gefahr schweben, ohne ihnen zu helfen“.
Zwölf neue Spezialisten beim Verfassungsschutz
„Ich bin der Meinung, dass jeder informiert werden sollte“, sagte dagegen Lasse Petersdotter (Grüne). Er verwies darauf, dass jeder Mensch das Recht habe, sich an jede Polizeistation zu wenden, „mit der Frage: Stehe ich auf der Feindesliste?“ Jan Marcus Rossa (FDP) merkte an, dass der schleswig-holsteinische Verfassungsschutz zwölf neue Stellen zur Bekämpfung des Extremismus im Internet eingerichtet habe: „Wir werden diese Menschen enttarnen, mit rechtsstaatlichen Mitteln verfolgen und zur Verantwortung ziehen.“
Claus Schaffer (AfD) verwies auf Aussagen aus dem Bundeskriminalamt, wonach es „keine Feindes- oder Todeslisten“ gebe. Er warf der SPD „politische Panikmache“ vor. Die Mehrheit im Landtag ignoriere zudem das „massive Problem des Linksextremismus“ im Lande. Die ehemalige AfD-Abgeordnete Doris von Sayn-Wittgenstein (fraktionslos) sagte, die „Nordkreuz“-Liste sei eine „Kundendatei“. Auch die AfD Mecklenburg-Vorpommern befinde sich darauf.
Der SPD-Antrag und ein Jamaika-Alternativantrag werden nun im Innen- und Rechtsausschuss weiter beraten.