Jemand schüttet eine Kiste mit Lebensmitteln in einen Müllcontainer.
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Foto: dpa, Carmen Jaspersen
Mindestens elf Millionen Tonnen Lebensmittel werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen – in Haushalten, Restaurants und Lebensmittelläden. Die SPD fordert gesetzliche Gegenmaßnahmen, etwa die Legalisierung des sogenannten Containerns. Bislang gilt es als Diebstahl oder Hausfriedensbruch, wenn Menschen Essensreste aus Müllcontainern von Supermärkten sammeln. CDU und FDP setzen dagegen auf freiwillige Initiativen der Händler und appellieren an den einsichtigen Verbraucher.
Kirsten Eickhoff-Weber (SPD) forderte „lebensnahe Rahmenbedingungen“. Sie warb für eine Pflicht der Händler, verwertbare Lebensmittel an gemeinnützige Initiativen abzugeben, wie es sie zum Beispiel in Frankreich gibt. Supermärkte müssten die Lebensmittel so hinstellen, dass sie abgeholt werden können, „ohne in die Container zu tauchen“, so Eickhoff-Weber. Die Abgeordnete sprach von einem „windelweichen Alternativ-Antrag“ im Vergleich zur später abgelehnten SPD-Vorlage. Die SPD hatte sich unter anderem für eine Legalisierung des „Containerns“ ausgesprochen.
CDU setzt auf Aufklärung
„Eine gesetzliche Verpflichtung lehnen wir ab“, entgegnete Anette Röttger (CDU). Auch aussortierte Lebensmittel befänden sich noch im Eigentum des Händlers und auf dessen Grundstück. Dort einzudringen und sich zu bedienen – „das geht so nicht“. Die Union setze stattdessen auf „Aufklärung und Verbraucherbildung“. Röttger rief dazu auf, angemessene Menge zu kaufen und das Essen sachgerecht zu lagern: „Wer Maß halten kann, der muss über Lebensmittelrettung nicht nachdenken.“
Bernd Voß (Grüne) unterstrich die Bedeutung von Lebensmitteln: „Wir dürfen nicht das billig machen, was in Wirklichkeit wertvoll ist.“ Das Einkaufsverhalten beginne jedoch, sich zu ändern, so Voß. Jeder Mensch in Deutschland werfe pro Jahr im Schnitt 55 Kilo Lebensmittel weg, merkte Dennys Bornhöft (FDP) an: „Aus Überfluss wird leicht Verschwendung.“ Volker Schnurrbusch (AfD) wandte sich gegen Schuldzuweisungen an den Einzelhandel. Dieser habe ein großes Interesse, seine Lebensmittel zu verkaufen: „Jede weggeworfene Gurke bedeutet Verlust.“ Mehr Schaden entstehe auf den Transportwegen und beim Endverbraucher.
Kritik an „Rabattschlachten“
Flemming Meyer (SSW) unterstützte die SPD-Linie und forderte, die rechtlichen Rahmenbedingungen „gründlich zu prüfen“. So seien Mindesthaltbarkeitsdaten für Zucker, Salz und Essig überflüssig. Aber auch Landwirtschaft, Handel und Industrie stünden in der Verantwortung. „Rabattschlachten“ nach dem Motto „3 zum Preis von 2“ sollten bei verderblichen Lebensmitteln verboten werden, so Meyer, „weil da die Verschwendung vorprogrammiert ist“.
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) kündigte an, Gesetzesänderungen zu Hygiene, Verbraucherschutz und Zivilrecht in den Fachministerkonferenzen von Bund und Ländern zur Sprache zu bringen. Am Ende beschloss der Landtag mehrheitlich einen Jamaika-Alternativantrag, der verschiedene Prüfaufträge enthält.