Windkraftanlagen bei Husum
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Foto: dpa, Daniel Reinhardt
Der Landtag hat den Ausbaustopp für neue Windkraftanlagen bis Ende 2020 mit den Stimmen von Jamaika und AfD verlängert. Das sei notwendig, so der für die Landesplanung zuständige Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU), um die mehr als 4.000 Einwände gegen geplante Anlagen abzuarbeiten. „Jeder einzelne wird ausgewertet und im Detail beantwortet“, kündigte Grote an. Die SPD enthielt sich, der SSW votierte dagegen. Beide Oppositionsfraktionen warfen Jamaika vor, den Ausbau der Windenergie in Schleswig-Holstein zu verschleppen.
Das Moratorium ist die Konsequenz aus einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts in Schleswig, das die damaligen Ausbaupläne 2015 gekippt hatte. Um Wildwuchs zu verhindern, gilt seitdem ein Baustopp für neue Anlagen. Wer dennoch neu bauen will, braucht eine Ausnahmegenehmigung. Bislang habe es 433 Ausnahmen gegeben, so Minister Grote. Er betonte: „Mit der Ausnahmeregelung kann weiter ein geregelter Ausbau der Windenergie stattfinden.“ Mit Blick auf die Proteste aus der Windbranche und auch seitens des grünen Koalitionspartners sagte Grote: „Auch wenn ich verstehen kann, dass der eine oder andere ungeduldig wird – aber wir entscheiden das nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg.“
„Nicht noch einmal vor Gericht scheitern“
Auch Claus Christian Claussen (CDU) warnte davor, den Wind-Ausbau „übers Knie zu brechen“. Denn: „Ohne eine vernünftige, von der Bevölkerung akzeptierte Planung wird der Ausbau der Windkraft nicht gelingen.“ Die Politik müsse „zur Kenntnis nehmen, dass sich die Begeisterung in der Bevölkerung deutlich abgeschwächt hat“. Oliver Kumbartzky (FDP) pflichtete bei: „Wir nehmen die Stellungnahmen der Bürger ernst, jeder hat eine Antwort verdient, und das dauert seine Zeit.“ Niemand könne ein Interesse daran haben, dass die Regionalplanung wieder vor einem Gericht scheitert.
„Wir haben keine Zeit für eine Krise, wir müssen etwas wegschaffen“, bekannte sich Bernd Voß (Grüne) zum Jamaika-Bündnis. Zugleich machte er Druck für die Windenergie – sie sei eine „einzigartige Chance für Menschen, Wirtschaft und Klima“ im Lande. Die Branche könne „nicht über Jahre in einem Standby-Modus verbleiben“, mahnte er.
„Bankrotterklärung“ der Jamaika-Koalition
Thomas Hölck (SPD) attestierte Jamaika hingegen eine „verheerende“ Bilanz beim Thema Windenergie. „Wir waren Energiewendeland Nummer 1 und Vorbild in Deutschland“, so Hölck: „Diese Position haben wir verloren.“ Milliardeninvestitionen lägen auf Eis und Arbeitsplätze seien gefährdet. Es sei eine „Bankrotterklärung“, sagte auch Lars Harms (SSW), dass der Windausbau nun fünfeinhalb Jahre ausgebremst werde. Er warnte vor „verheerenden Folgen für unser Land“, denn: „Das Moratorium wirft uns um Jahre zurück“.
Jörg Nobis (AfD) unterstützte hingegen den Ausbau-Stopp: „Jeder Tag, an dem in Schleswig-Holstein keine neue Windanlage gebaut wird, ist ein guter Tag für unser Land.“ Er forderte, Windräder nur noch Offshore zu bauen und an Land eine Abstandsregel wie in Bayern einzuführen. Dort muss die Entfernung von Windanlagen zu Siedlungen das Zehnfache der Höhe des Windrades betragen.