Besatzungsmitglieder stehen auf der Werft von ThyssenKrupp Marine Systems in Kiel auf einem U-Boot.
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Foto: dpa, Carsten Rehder
Angesichts der kontroversen Debatte über die Ausfuhr deutscher Waffen nach Saudi-Arabien fordert der Landtag klare Vorgaben für Rüstungsexporte. Deutsche Wehrtechnik solle nicht in Krisengebiete gelangen, nicht zur Unterdrückung der Bevölkerung des Käuferlandes eingesetzt werden und nur der Sicherheit und der Verteidigung dienen. Diesen Appell schickte das Landesparlament nach Berlin – die Ausfuhrgenehmigung für Kriegswaffen muss die Bundesregierung erteilen.
Die SPD hatte die Debatte mit der Forderung nach einer „verlässlichen, wertegeleiteten und restriktiven Rüstungsexportpolitik“ angestoßen. Die Regeln seien derzeit nicht klar genug, so Fraktionschef Ralf Stegner. Deutschland müsse „mit gutem Beispiel vorangehen“ und dürfe „hochproblematische Länder“ wie Saudi-Arabien nicht beliefern.
„Situation ist komplizierter als sie zunächst erscheint“
Auch Bernd Voß (Grüne) mahnte „strengste Regeln von Moral und Ethik“ an. Waffen seien „kein normales Wirtschaftsgut“. Voß forderte, dass Exportgenehmigungen gerichtlich überprüft und widerrufen werden können. Jörg Nobis (AfD) sprach sich ebenfalls dafür aus, „Waffenexporte in Krisenregionen und an Willkürregime umgehend zu beenden“.
Die Situation sei wesentlich komplizierter als sie auf den ersten Blick scheine, merkte Lars Harms (SSW) an. Zu den von der SPD erwähnten Krisengebieten zähle auch Israel. Dorthin wurden beispielsweise U-Boote aus Kiel geliefert, „und das ist zurecht geschehen“, so Harms. Das gleiche gelte für die kurdischen Einheiten im Irak, die gegen die Terrororganisation IS kämpfen.
„Legitimes Instrument der Außenpolitik“
„Leider sind wir von einer Welt, in der allein Verhandlungen Konflikte lösen, weit entfernt“, sagte Hartmut Hamerich (CDU). Rüstungsexporte seine „ein legitimes Instrument der Außen- und Sicherheitspolitik“ und es sei „selbstverständlich“, verbündete Länder zu beliefern. Deutschland habe „weltweit eines der strengsten Exportkontrollsysteme“, so Hamerich.
Deutschland sei nicht „das Zentrum zügellosen Waffenhandels“, betonte auch Christopher Vogt (FDP). Neben Bündnispartnern seien Länder wie Israel, die Schweiz oder Südkorea vertrauenswürdige Partner. Dagegen sei die Türkei ein Problemfall. Das Land sei zwar NATO-Mitglied, aber „man würde sie heute nicht mehr aufnehmen“.
GroKo-Entscheidung zum Jemen-Krieg steht aus
Sozialminister Heiner Garg, der den erkrankten Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (beide FDP) vertrat, verwies auf die schleswig-holsteinische Wehrindustrie: Sie leiste „einen erheblichen Beitrag zur Wertschöpfung“ und trage „zur Sicherheit von Frieden weltweit“ bei. Allein in Kiel gebe es 4.800 Arbeitsplätze in diesem Bereich, und mehr als die Hälfte der Produkte gehe in den Export. Die Branche leide unter der „Rechtsunsicherheit durch intransparente Einzelfallentscheidungen der Bundesregierung“, so Garg.
Am Ende beschloss der Landtag mehrheitlich einen Jamaika-Antrag, der sich für eine „transparente europäische Rüstungsexportpolitik“ ausspricht. Deutschland ist laut einer aktuellen Studie des Stockholmer Friedenforschungsinstituts SIPRI weltweit der viertgrößte Rüstungsexporteur hinter den USA, Russland und Frankreich. Die aktuelle Debatte kreist insbesondere um den Bürgerkrieg im Jemen. Union und SPD hatten Anfang 2018 einen Rüstungsexportstopp für Länder vereinbart, die „unmittelbar“ am Jemen-Krieg beteiligt sind – etwa Saudi-Arabien. Allerdings wurde eine Hintertür für bereits genehmigte Geschäfte offengehalten. Die GroKo will sich bis Mitte des Jahres auf neue Exportrichtlinien einigen.