Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor.
©
Foto: dpa, Christoph Schmidt
In Schleswig-Holstein fehlen Pflegefachkräfte in „ganz erheblichem Ausmaß“. Das ist ein Ergebnis des „Branchenchecks Pflegekräfte“, das Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) im Plenum vorgestellt hat. An der landesweiten Befragung hätten sich 249 Pflegeeinrichtungen und 706 Mitarbeiter beteiligt. Laut Garg würden 69 Prozent der Antwortgeber über zu wenig Personal klagen, und 81 Prozent als zentrales Mittel gegen den Fachkräftemangel die Ausbildung im eigenen Betrieb ansehen. Wichtige Faktoren für Zufriedenheit am Arbeitsplatz seien verlässliche Arbeitszeiten, gute Bezahlung und Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Als negativ empfunden wurden laut dem Minister viel Personalwechsel und Überforderung.
Als ein zentrales Ziel sieht Garg es an, nicht nur Nachwuchs zu fördern, sondern auch Fachkräfte zu halten. Diejenigen, die nach einigen Jahren „frustriert hinwerfen“, gelte es zu „animieren, in den Beruf zurückzukehren“, so der Minister in einer von der AfD beantragten Debatte. Dafür müsse die Branche attraktiver werden. Für die Beschäftigten, aber auch für die Pflegebedürftigen müsse alles darangesetzt werden, dass Einrichtungsleitungen „gute Arbeitsbedingungen zur Chefsache machen.“ Der Branchencheck liefere eine gute Basis, auf der die Einrichtungen aufbauen und von guten Beispielen lernen könnten.
AfD: Auf ausländische Fachkräfte verzichten
Claus Schaffer (AfD), der den Bericht als „sehr aussagekräftig“ lobte, hielt der Politik in der Debatte Versagen vor. Mehr als zwei Drittel der Pflegeeinrichtungen könnten keine guten Arbeitsbedingungen gewährleisten. Als Gründe nannte er unter anderem Überforderung und Zeitknappheit. Ein richtiger Ansatzpunkt sei etwa die Ausbildung im eigenen Betrieb und gute Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Dagegen könne die Anwerbung ausländischer Fachkräfte, „die in ihren Heimatländern fehlen“, nicht der richtige Weg sein.
Katja Rathje-Hoffmann (CDU) stellte sich klar gegen die Aussage des AfD-Abgeordneten. „Ohne Ausländer geht in der Pflege gar nichts“, wetterte sie an ihren Vorredner gerichtet. Es sei gut, dass diese Fachkräfte die Branche hierzulande unterstützen. Außerdem unterstützte sie die Ausführungen des Ministers. Es sei wichtig, sich mit den Sorgen der Pflegekräfte zu beschäftigen und Pflegeberufe attraktiver zu machen.
SPD bezweifelt Aussagekraft
Aus den Reihen der SPD hingegen kam deutliche Kritik. Birte Pauls monierte, der Branchencheck hätte „keinen neuen Erkenntnisgewinn“ gebracht, die Realität habe „den Check längst eingeholt“. Außerdem bezweifelte sie die Aussagekraft der Ergebnisse. Von 918 befragten Einrichtungen hätten nur 27 Prozent teilgenommen. Und auch bei einer Pflegekräftezahl, die die Landesregierung mit rund 23.000 angegeben habe, sei die Beteiligung von 706 Mitarbeitern recht dürftig. Sie appellierte an die Landesregierung, „nicht auf Freiwilligkeit zu warten“ und stattdessen gesetzliche Regelungen zu schaffen, die etwa einen Personalbemessungsschlüssel und bessere Bezahlung beinhalten sollten.
Weitere Redner:
Lasse Petersdotter (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP), Flemming Meyer (SSW)