Der FDP-Abgeordnete Stephan Holowaty hält eine Rede.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Der Landtag schlägt Alarm gegen die von Brüssel geplante Richtlinie zum Urheberrecht. Die darin enthaltene Pflicht von Internet-Plattformen, Beiträge vorab auf Verbreitungsrechte zu prüfen, bedeute das Ende der Meinungsfreiheit im Internet, hieß es. Die Abgeordneten fürchten, dass YouTube, Google und Co. für die Umsetzung der Vorschrift auf sogenannte Upload-Filter setzen. Diese überprüfen automatisch Inhalte auf das Copyright. Der Einsatz einer solchen auf Algorithmen basierenden Technik birgt laut Auffassung der Parlamentarier die Gefahr der Zensur, da sie im Zweifelsfall eher Bild-, Text-, Audio- und Videodateien unterdrücken, um Urheberrechtsverstöße und damit Strafzahlungen für die Konzerne zu vermeiden.
Anlass der Debatte war eine von der Jamaika-Koalition eingebrachte Resolution, der das Plenum bis auf die Abgeordnete Doris von Sayn-Wittgenstein zustimmte. Die Resolution drückt das Bedauern des Landtages zu der Einigung von EU-Kommission, EU-Ministerrat und EU-Parlament bei der Urheberrichtlinie in diesem Punkt aus. „Das Internet lebt doch davon, dass alle sich frei äußern können“, konstatierte Stephan Holowaty (FDP) in der Debatte. Artikel 13 der neuen EU-Richtlinie bewirke das Gegenteil – „die automatisierte Überwachung der Nutzer“.
Abstimmung in Straßburg Ende März
In dieselbe Richtung argumentierten die Vertreter der anderen Fraktionen. Die Grünen warnten, dass die Richtlinie in dieser Form die Entwicklung von Startups behindern könne, da sich nur große Konzerne die teuren Upload-Filter würden leisten können.
Trotz Zustimmung haderte Lars Harms (SSW) mit dem Koalitionsantrag. „Wir sollen etwas bedauern, was noch gar nicht stattgefunden hat“, erklärte er und verwies darauf, dass die Abstimmung über die Urheberrechtsrichtlinie erst Ende März im EU-Parlament ansteht. Der SSW hatte deshalb einen eigenen Vorstoß eingebracht, der auf einhellige Zustimmung stieß. Der Antrag fordert die Straßburger Abgeordneten auf, ihre Haltung zu überdenken.
Albrecht: Abschied vom Rechtsstaat
Unabhängig von den Brüsseler Reformplänen betonten die Abgeordneten die Bedeutung des Urheberschutzes. Hier gebe es aber andere Möglichkeiten, hieß es, etwa durch die Vergabe von Lizenzen. Kritisch zur Urheberrechtsrichtlinie äußerte sich auch der für die Digitalisierung zuständige Landesminister Jan Philipp Albrecht (Grüne): Es dürfe nicht vorab über „Künstliche Intelligenz zensiert“ werden, sagte er. Damit würde man sich von einem „zentralen Element des Rechtsstaats“ verabschieden.
Weitere Hauptredner:
Ralf Stegner (SPD), Lukas Kilian (CDU), Rasmus Andresen (Grüne), Claus Schaffer (AfD)