Zwei Schweine hinter Gittern in einem Autotransporter.
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Foto: dpa, Sebastian Gollnow
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) hat im Plenum seine Kritik an den Bedingungen von Tiertransporten in Nicht-EU-Staaten untermauert. Er drängte auf ein bundesweit abgestimmtes Verfahren an, um den Tierschutz sicher zu stellen. Albrecht hatte Ende Februar einen vorübergehenden Exportstopp verhängt. Anlass waren Medienberichte von Tierquälereien. In seinem, von den Regierungsfraktionen beantragten Bericht forderte er erneut den Bund zum Handeln auf. Auf dieser Ebene sei, obwohl der Bundesrat dies bereits im Frühjahr 2018 eingefordert habe, „bisher leider nicht nichts geschehen“.
Ungeachtet dessen wolle die Landesregierung sicherstellen, dass für Veterinäre und Rinderzüchter Rechtssicherheit bestehe. Rechtsgutachten hätten ergeben, dass diese womöglich strafrechtlich in die Verantwortung genommen werden könnten. Um hier Lösungen zu finden, habe sein Ministerium einen runden Tisch einberufen, der gestern erstmals getagt hat. Dort seien unter anderem die Sperrung bestimmter Routen und die umfassende Transparenz bei den Exporteuren diskutiert worden, so Albrecht.
SPD fordert mehr Personal
In der anschließenden Debatte sprachen sich die Vertreter aller Fraktionen für einen besseren Tierschutz aus. Kritik kam von der SPD am Vorgehen des Ministers. Dieser habe lange weggeschaut und tue jetzt so, als habe er das Thema für sich entdeckt, monierte Kirsten Eickhoff-Weber (SPD). Die Sozialdemokratin forderte grundsätzlich mehr Personal im Ministerium, um die Umsetzung der Tierschutzstandards zu überprüfen. Mit seinem vorübergehenden Exportstopp sei Albrecht der einzige Landesminister bundesweit, „der eine Tat vollzogen habe“, konterte Lasse Petersdotter (Grüne). Zwischen den Medienberichterstattung und dem Exportstopp seien keine zwei Wochen vergangen.
Zuspruch für Albrecht kam von Oliver Kumbartzky (FDP). Er lobte die Einberufung des runden Tisches als richtigen Schritt. „Jetzt müssen Lösungen her“, mahnte der Liberale. Dafür auf Dialog zu setzen, sei richtig. Ähnlich äußerte sich Volker Schnurrbusch (AfD). Denn, so Schnurrbusch, der Tierschutz ende nicht an den EU-Außengrenzen.
Einhaltung bestehender Vorschriften kontrollieren
Heiner Rickers (CDU) wies daraufhin, dass es zumeist um den Transport von Zuchtrindern ginge und nicht um Schlachtrinder. Deshalb habe ein Großteil der Bauern in fernen Ländern, die diese Tiere kaufen würde, ein Interesse daran, dass es ihnen gut ginge. Gleichwohl müssten grundsätzlich die Tierschutzstandards durchgesetzt werden. Flemming Meyer (SSW) stellte klar, dass die bestehenden Vorschriften für den Tierschutz ausreichen würden. Das Problem sei nur, dass diese Vorschriften nur so gut seien, wie sie eingehalten und sanktioniert werden. An die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz erinnerte Doris von Sayn Wittgenstein. Die fraktionslose Abgeordnete forderte, dieses Ziel endlich voranzutreiben und im Interesse der Tier zu handeln.
Neben dem Bericht des Ministers wurden in der Debatte drei Anträge aus dem Plenum behandelt. Ein Vorstoß der SPD, der die Landesregierung auffordert, sich mit einem Maßnahmenpaket auf Bundesebene für ein gemeinsames tierschutzgerechtes Vorgehen einzusetzen, wurde zur Beratung an den Umwelt- und Agrarausschuss überwiesen. Die Sozialdemokraten wollen unter anderem die Tiertransporte innerhalb der EU und aus der EU in Drittstaaten auf acht Stunden begrenzen. Ebenfalls im Ausschuss landete ein Antrag des SSW. Dieser sieht eine landesweit einheitliche Regelung vor, die Exporte von Tieren aus Schleswig-Holstein in tierschutzrechtlich problematische Staaten unterbindet. Abgelehnt wurde ein Vorstoß der AfD. Darin hatte Oppositionsfraktion für Tierexporte in Nicht-EU-Länder unter anderem eine rechtssichere Handlungsanweisung für die Veterinärämter gefordert.