Eine betagte Frau hält verschiedene Euromünzen in ihren mit altersfaltigen Händen.
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Foto: dpa, Karl Josef Hildenbrand
Pflegeheim-Bewohner sollen aus Sicht von Sozialminister Heiner Garg (FDP) nicht mehr alleine Kostensteigerungen für Unterkunft und Verpflegung zahlen. Das Land werde sich in einer entsprechenden Bundesratsinitiative für die Deckelung der Eigenanteile einsetzen, kündigte Garg an und folgte damit einem Antrag von CDU, SPD, Grünen, FDP und SSW. Die Kosten für die über den Eigenanteil hinausgehenden Pflegeleistungen sollen von der Pflegeversicherung übernommen werden.
In der Debatte herrschte weitreichende Einigkeit: Die Pflegekosten dürfen nicht in Armut führen. Um ständige Beitragserhöhungen in dem Bereich zu verhindern, müsse zumindest ein dynamisch steigender Steuerzuschuss auf Bundesebene beschlossen werden. Dies sei auch Inhalt einer Bundesratsinitiative von Hamburg und Schleswig-Holstein, sagte der Minister. Er forderte CDU und SPD als regierungstragende Fraktionen in Berlin auf, sich entsprechend einzusetzen. In Schleswig-Holstein erhielten über 109.000 Menschen Leistungen aus der Pflegeversicherung, 35.000 davon im vollstationären Bereich, wurde in der Debatte deutlich.
Krankenkassen sollen medizinische Pflege bezahlen
Weitere Punkte in dem interfraktionellen Antrag: Künftig sollen die Kosten für die medizinische Behandlungspflege im stationären Bereich von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Zudem soll „das Verhältnis von Eigenverantwortung und Solidarität bei der Finanzierung von Pflegeleistungen“ neu ausbalanciert werden.
„Pflegekosten dürfen nicht in die Armutsfalle führen“, sagte die SPD-Gesundheitsexpertin Birte Paul. Den Pflegeberuf zu stärken sei „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Auch die Krankenkassen müssten ihren Verpflichtungen nachkommen, forderte sie. Ähnlich äußerte sich Flemming Meyer (SSW), der noch einen Schritt weiter ging. Er verlangte „eine feste steuerfinanzierte Säule“ für die Pflegeversicherung. Ähnlich äußerte sich Dennys Bornhöft (FDP). Indirekt werde schon heute die Pflegeversicherung über allgemeine Steuermittel querfinanziert, machte er deutlich, etwa wenn staatliche Hilfen beantragt werden. Er sprach sich für „eine faire Lastenverteilung zwischen den Altersgruppen“ aus.
„Pflege ist selbst zum Pflegefall geworden“
Katja Rathje-Hoffmann (CDU) forderte zudem, mehr Pflege- und Pflegefachkräfte einzustellen und deren Bezahlung und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Es brenne an allen Ecken in der Pflege, warnte auch Marret Bohn (Grüne): „Pflege ist selbst zum Pflegefall geworden.“ Sozialminister Heiner Garg sprach von einem „grundsätzlichen Webfehler der Pflegeversicherung“, der schon bei der Erstellung in den 1990er-Jahren gemacht worden sei. Damals hätten fast ausschließlich Frauen Angehörige zuhause gepflegt, die seien heute von Armut bedroht. Die Durchschnittsrente einer Schleswig-Holsteinerin liege bei 650 Euro, der Eigenanteil fürs Heim aber schon bei durchschnittlich 1.500 Euro.
Gegen eine Deckelung der Eigenanteile sprach sich Claus Schaffer (AfD) aus, denn: „Leistungsversprechen müssen solide gegenfinanziert werden.“ Er verlangte mehr Anreize für eine private Vorsorge. Der Alternativantrag der AfD wurde jedoch abgelehnt.