Schulen soll es wieder freigestellt werden, ob sie Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf anstelle von Berichtszeugnissen oder Kompetenzrastern künftig auch Notenzeugnisse ausstellen oder nicht. Dies fordern die beiden Oppositionsfraktionen SPD und SSW in einem gemeinsamen Antrag. Die Neufassung der Zeugnisverordnung vom vergangenen Sommer habe zu „Mischungen zwischen Noten- und Berichtszeugnissen geführt, je nachdem, ob die betreffenden Schüler gemäß den Fachanforderungen unterrichtet werden oder nicht“, sagte der SPD-Schulpolitiker Kai Vogel bei der öffentlichen Vorstellung des Antrags.
Diese Neuregelung habe an Förderzentren wie an Regelschulen Unverständnis hervorgerufen, da „sowohl bei der Zeugnisvergabe als auch bei der Leistungsbeurteilung in Klassenarbeiten eine Ausgrenzung trotz vorheriger inklusiver Beschulung entsteht“, heißt es in der Begründung des Antrages. Und weiter: Neben einer Ausgrenzung innerhalb des Klassenverbands könne es auch zu Problemen bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz kommen, „da Schüler aus inklusiven Beschulungen ebenso wie aus Förderzentren Lernen sich mit einer verbalen Zeugnisbeschreibung auf dem Arbeitsmarkt bewerben müssen“.
SPD: Gleichbehandlung nicht gegeben
Auch sei es diesen „Schüler ohne Noten“ nahezu unmöglich geworden, an einer beruflichen Schule den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss nachträglich zu erwerben, weil sie ihre befriedigenden Leistungen in den Hauptfächern nicht mehr nachweisen könnten. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Bildungsministerin Karin Prien (CDU) in allen anderen Bereichen auf Notenzeugnisse dränge, aber „bei Schülern mit Förderbedarf von einer Gleichbehandlung abweicht“, sagte Vogel. Deshalb solle es der Schulkonferenz wieder „wie früher“ freigestellt werden, Notenzeugnisse zu erteilen und diese durch entsprechende Berichte zu ergänzen.
Während der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Ulrich Hase, den Vorstoß unterstützte („Mit dem Ziel einer inklusiven Schule ist der Verzicht auf Noten nicht vereinbar“), ließ Bildungsministerin Prien kurz nach Vorstellung des Antrags wissen: Sie halte daran fest, den betroffenen Schülern individuelle Berichte statt Noten zu geben. Dies sei „angemessen und geeignet“, um bei einer bestmöglichen individuellen Förderung auf der Grundlage des konkreten Leistungsvermögens des einzelnen Schülers eine „passgenaue Rückmeldung zu geben“, so Prien. Es mache keinen Sinn, mit Noten den Eindruck einer den allgemeinen Anforderungen entsprechenden Leistungsbeurteilung zu erzeugen.
(Stand: 11. Februar 2019)
Vorherige Debatte zum Thema Inklusion:
September 2018