Mehrere hundert Schüler demonstrieren im Dezember vor dem Landeshaus für den Klimaschutz.
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Foto: Landtag, Rebecca Hollmann
Seit Monaten gehen schleswig-holsteinische Schüler freitags auf die Straße, um für Klimaschutz zu demonstrieren – während der Unterrichtszeit. Sie sind Teil der europaweiten Bewegung „Fridays for Future“. Ist das ein positiver Beitrag zur öffentlichen Debatte und „gelebte politische Bildung“, wie SPD und SSW finden? Oder ist es schlechtweg Schule-Schwänzen? Hierüber gingen die Meinungen im Parlament weit auseinander.
„Wir wollen politisierte Schüler. Wir wollen junge Menschen, die sich interessieren und sich einmischen“ – „und das auch innerhalb der Schulzeit“, erklärte Martin Habersaat (SPD). Dazu gehöre es aber auch, dass der Klima-Streik im Unterricht vor- und nachbereitet werde. Jette Waldinger-Thiering (SSW) lobte die „couragierte Jugend“, die einfordere, „was selbstverständlich sein sollte“: ein intaktes Kima. Die Schüler erwarteten von der Politik zu Recht Lösungen für das Klima-Problem.
Fortschritt durch „zivilen Ungehorsam“?
„Ich bin dieser Bewegung sehr dankbar“, betonte Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben. Der „zivile Ungehorsam“ der Schüler schaffe Aufmerksamkeit, und „nur so verändert sich die Welt.“ Die Debatte um die Rechtmäßigkeit des Schulstreiks sei ebenfalls hilfreich, merkte von Kalben an: „Wenn es erlaubt wäre, würde es verpuffen. So wird es wahrgenommen.“ „Die heutige Jugend ist nicht, wie allgemein behauptet wird, politikverdrossen“, stellte Anita Klahn (FDP) fest. An die streikenden Jugendlichen appellierte sie: „Schwänzt nicht die Schule, sondern werdet Ingenieure und Wissenschaftler, damit ihr Techniken entwickeln könnt, um effektiv gegen den Klimawandel vorzugehen.“
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) findet es „klasse“, dass Schüler sich „für ihre und unsere Zukunft“ einsetzten. Aber: „Die Schulpflicht besteht auch freitags.“ Die Demo-Teilnahme könne zwar „einmalig und ausnahmsweise“ Teil des Unterrichts sein. Wer aber wiederholt dem Unterricht fernbleibe, so Prien, „wird die Konsequenzen aushalten müssen“. „Schulpflicht bleibt Schulpflicht“, unterstrich auch Tobias Loose (CDU). Die Strafen für Schüler müssten aber „verhältnismäßig“ sein, so Loose: „Niemand sollte deswegen von der Schule fliegen“.
AfD pocht auf „Neutralitätsgebot“ des Staates
Frank Brodehl (AfD) kritisierte scharf, dass Jamaika und SPD Sympathien für die Streiks erkennen ließen: „Sie begrüßen dies nur, weil links-grüne Klima-Positionen vertreten werden.“ Den Schülern werde das Signal vermittelt: „Ihr dürft streiken, wenn ihr die Ziele der Landesregierung unterstützt.“ Damit werde das „Neutralitätsgebot“ des Staates verletzt und ein „Meilenstein auf dem Weg in den Gesinnungsstaat“ errichtet.
Mit großer Mehrheit wurde zudem ein Antrag der Koalitionsfraktionen zur nachhaltigen Bildung beschlossen. Darin wird die Landesregierung gebeten, bis zum Frühjahr 2020 eine „Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung für alle Bildungsbereiche im Sinne des UNESCO-Weltaktionsprogramms und des Nationalen Aktionsplans“ zu erarbeiten. Die AfD war als einzige Fraktion dagegen.