Zwischen Stapeln aus Glücksspiel-Jetons, Würfeln und Spielkarten liegt eine Computermaus.
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Foto: dpa, Axel Heimken
Schleswig-Holstein setzt sich weiter für eine bundeseinheitliche Regelung beim Glücksspiel ein. „Unsere Ziele sind Kontrolle, Spielerschutz und eine Regulierung des Marktes. Es gibt entsprechende Gespräche mit den Länderkollegen, die zunehmend die Notwendigkeit zum Handeln erkennen“, sagte Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) in einer von der SPD anberaumten Aktuellen Stunde. Er arbeite an einer „dauerhaften, tragfähigen und rechtskonformen Lösung“. Während alle anderen Fraktionen diesen Weg unterstützten, meinen die Sozialdemokraten, das Land handle „illegal“ und „fördert Anarchie“.
Der Markt der Online-Casinos ist laut Grote zwischen 2014 und 2017 um 80 Prozent gewachsen, die Spieleinsätze lägen mittlerweile bei rund 50 Milliarden Euro pro Jahr. Es habe sich damit gezeigt, dass ein formales Totalverbot, wie es im Glücksspiel-Staatsvertrag geregelt ist, „an der Lebensrealität vorbei geht“, sagte der Minister. Er verwies wie mehrere andere Redner auf Dänemark als Vorbild. Dort sei der Markt zum größten Teil legalisiert.
„Zockerfreunde können machen, was sie wollen“
„Sie rollen zwielichtigen Personen aus der Glücksspielbranche den roten Teppich aus“, hatte zuvor SPD-Fraktionschef Ralf Stegner der Landesregierung vorgeworfen. „Ihre Zockerfreunde sollen alles machen können, was sie wollen.“ Stegner hielt vor allem CDU und FDP vor, die während ihrer Regierungszeit gemachten Versprechungen allesamt nicht eingehalten zu haben. 2011 hatte die damalige schwarz-gelbe Koalition den Sonderweg Schleswig-Holsteins beim Glücksspiel beschlossen. Doch habe es statt vorhergesagter 50 bis 60 Millionen Euro Einnahmen pro Jahr „nur zehn Millionen in acht Jahren“ gegeben, neue Arbeitsplätze seien „zerplatzt wie Seifenblasen“, konstatierte der Oppositionsführer. Er hielt der Landesregierung vor, sie schädige das Ansehen Schleswig-Holsteins und des Rechtsstaates.
Für die anderen Redner setzt die SPD hingegen aufs falsche Pferd: Mit ihrer Haltung, alles solle so bleiben wie es ist, unterstütze die Partei den „unregulierten und unkontrollierten Markt“ und damit auch fehlenden Jugend- und Spielerschutz. Hans-Jörn Arp (CDU) erklärte, wenn es bei der Ministerpräsidenten-Konferenz am 21. März keine bundesweite Einigung gebe, könne er sich auch einen Sonderweg einzelner Bundesländer vorstellen. Dann würden den in Schleswig-Holstein ansässigen Online-Casinos weitere Lizenzen erteilt.
CDU schließt erneuten Sonderweg nicht aus
„Wenn man vor Problemen die Augen verschließt, verschwinden sie nicht“, machte Rasmus Andresen (Grüne) deutlich. „Kommen Sie zu einer realitätsorientierten Politik zurück“, forderte er die SPD auf. „Wir wollen Schleswig-Holstein weder zum Kiffer- noch zum Zockerparadies machen, sondern mit Sinn und Verstand handeln“, schloss FDP-Fraktionschef Christopher Vogt an. Und auch Claus Schaffer (AfD) schwenkte auf den Regierungskurs ein. Das ursprüngliche schleswig-holsteinische Glücksspielgesetz habe sich in der Praxis als grundsätzlich besserer Weg erwiesen.
Ein weiteres Ass im Ärmel seien die Steuereinnahmen und Abgaben, die die Online-Anbieter im Land zahlen. So erinnerte Lars Harms (SSW) an das zusätzliche Geld, das derzeit aus Glücksspielabgaben zum Beispiel an die Feuerwehren oder an die Suchtberatung fließe. „Wie und ob wir dieses Geld überhaupt kompensieren können, wenn es wegfällt, ist völlig offen“, sagte Harms.