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25. Januar 2019 – Top 17: Reform der Oberstufe

Breite Diskussion zur Neugestaltung der Oberstufe

In der Diskussion zur Reform der Oberstufen bringt sich nun die SPD aktiv ein. Gefordert wird unter anderem „deutlich mehr Raum“ für Flexibilität, Individualität und Eigenverantwortung der Schüler.

Der Schriftzug „Zeugnis“ steht auf einem Zeugnis.
Der Schriftzug „Zeugnis“ steht auf einem Zeugnis.
© Foto: dpa, Ina Fassbender

Sollen Schüler je nach Stärke oder Schwäche schon nach zwei oder erst nach vier Jahren statt regulär drei Jahren Oberstufe das Abitur machen können? Dieser Vorstoß von SPD und SSW ist bei den anderen Fraktionen durchgefallen. Denn: Das sei „eine alte Idee der Gewerkschaft GEW“ und nicht mit den Beschlüssen der Kultusministerkonferenz kompatibel, erklärten Redner der Jamaika-Koalition vor der Überweisung der Thematik an den Ausschuss.

Prüfungen von Abiturnoten müssten in allen Bundesländern vergleichbar sein, begründete Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ihre ablehnende Haltung. Sie setze bei der „Neujustierung der Oberstufe“ auf Transparenz und interdisziplinäres Arbeiten. „Es geht letztlich darum, das Beste aus den Oberstufen der letzten 40 Jahre herauszufiltern“, fasste die Ministerin zusammen. Im Frühjahr werde sie einen Gesetzentwurf vorlegen, im Sommer soll dann entschieden werden, kündigte sie an. In Kraft treten sollen die neuen Vorgaben aber erst zum Schuljahr 2020 / 2021.

Debatte um „Studierfähigkeit“

„Wir wünschen uns mehr Wahlmöglichkeiten, mehr individuelle Schwerpunktsetzungen, mehr Eigenverantwortung und mehr Welterfahrung in der Oberstufe“, fasste Martin Habersaat (SPD) die zahlreichen weiteren Punkte des Antrags zusammen. Tobias Loose (CDU) erkannte an, dass es der richtige Zeitpunkt sei, um die Profiloberstufe auf den Prüfstand zu stellen und darüber zu diskutieren. Er sprach sich für die Rückkehr zu Leistungskursen aus. „Die Studierfähigkeit von Abiturienten muss verbessert werden“, so Loose.

Ähnlich äußerten sich auch FDP und AfD. Die hohe Zahl an Studienabbrechern sei „ein nicht akzeptabler volkswirtschaftlicher Schaden“, erklärte Anita Klahn (FDP). Leistung müsse in der Oberstufe wieder zählen, schloss Frank Brodehl (AfD) an. Der SSW hielt dagegen: Nur die „Studierfähigkeit einzelner Gruppen“ im Blick zu haben,  reiche nicht aus, konstatierte Jette Waldinger-Thiering (SSW): „Wir müssen die jungen Menschen deutlich breiter qualifizieren, um ihnen wirklich gute Bildungschancen und Perspektiven zu eröffnen.“

Grüne fordern mehr politische Bildung

Inhalte der politischen Bildung müssten einen hohen Stellenwert behalten und noch weiter gestärkt werden, forderte Ines Strehlau (Grüne). Ihr sei zudem wichtig, dass „an den Schulen stärker fächerübergreifend gearbeitet“ werde.

Der Bildungsausschuss berät weiter.

Die SPD fordert deutlich mehr Flexibilität an den Oberstufen an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen. Nötig sei „deutlich mehr Raum“ für Praktika, Auslandsaufenthalte und projektorientierten Unterricht“, heißt es in einem vorliegenden Antrag mit sieben Forderungen. Nach der Rückkehr zum Abitur am Ende der 13. Klasse auch an den Gymnasien läuft im Land derzeit die Diskussion, wie Lerninhalte weiter vertieft und das Abitur mit dem anderer Bundesländer vergleichbarer gemacht werden können. Für den kommenden Sonnabend hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) zu einer Oberstufentagung mit allen Beteiligten eingeladen.

In dem jetzt vorliegenden SPD-Antrag ist von einem Abitur in „eigenem Tempo“ die Rede. Dahinter verbirgt sich der Vorschlag, den Schülern das Absolvieren der Oberstufe innerhalb von zwei bis vier Jahren zu ermöglichen. Abi-Klausuren könnten dabei in unterschiedlichen Schul-Halbjahren geschrieben werden.

Individuelles Stundenkontingent

Die Eigenverantwortung wollen die Sozialdemokraten weiterhin durch ein Stundenkontingent stärken, das die Schüler je nach Vorlieben oder Schwächen individuell nutzen können. Neben drei verpflichtenden Mathe-Stunden könnten sie wahlweise zwei Stunden vertiefenden Unterricht belegen oder auch die Wiederholung von Mathe-Grundlagen.

Die SPD-Vorschläge sehen zudem vor, den Umfang der verbindlich einzubringenden Kurse für das Abi auf vier Halbjahre festzulegen. Die beiden anderen Halbjahre sollen der Vertiefung und der Wiederholung dienen. Schüler sollen Kurse zudem wiederholen können und Lehrer wieder als Tutoren fungieren. „Nachdem der doppelte Abiturjahrgang die Gymnasien verlassen hat, sollte Raum für eine intensive Auseinandersetzung mit Herausforderungen und Chancen in der Neugestaltung unserer Oberstufen sein“, heißt es abschließend.

(Stand: 21. Januar 2019)

Vorherige Debatte zum Thema:
Dezember 2017 (Rückkehr zu G9)

Antrag

Diskussionsprozess zur Neugestaltung der Oberstufe öffnen
Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/1150