Ein Schiff mit einer Siebvorrichtung zur Reinigung der Schlei von Plastikpartikeln fährt vor dem Stadthafen von Schleswig auf der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee.
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Foto: Landtag, Axel Heimken
Die Landesregierung setzt sich nach der gescheiterten Exzellenzcluster-Bewerbung des Kieler Forschungsprojekts „Future Ocean Sustainability“ im vergangenen Jahr für die Gründung einer „Deutschen Allianz für Meeresforschung“ ein. Es gehe darum, bei dem Thema eine „echte, nachhaltige und langzeitige Perspektive“ für die Meeresforschung des Landes Schleswig-Holstein zu schaffen, sagte Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) in einer von der Jamaika-Koalition angeregten Debatte.
Gemeinsam mit den norddeutschen Partnerländern will Schleswig-Holstein Meeresforschung und Kompetenzen unter einem Dach bündeln. Nötig sei dafür aber ein „hoher zweitstelliger Millionenbetrag“ vom Bund, so die Ministerin. Sie betonte wie Redner aller Fraktionen, dass die maritime Forschung „ein Leuchtturm im Land“ sei, den es zu festigen gelte. Den nationalen Ansatz der Allianz begründete Prien damit, dass Länder wie Frankreich, Großbritannien und die USA „zentralistisch“ aufgebaut seien und eigene Einrichtungen unterstützten.
Prien: transdisziplinären Ansatz war nicht gewünscht
Die „Niederlage“ bei der Bewerbung zum Exzellenzcluster erklärte Prien damit, dass das Kieler Meeresforschungsinstitut GEOMAR seiner Zeit bereits voraus sei. Ganz bewusst habe es auf einen transdisziplinären Ansatz zur Nachhaltigkeit gesetzt – das sei aber nicht gewünscht gewesen, sagte die Ministerin: „Wir werden aber erleben, dass solche Ansätze künftig immer wichtiger werden.“ Sie kündigte an, dass „Future Ocean Sustainability“ sich für die nächste Förderperiode wieder bewerben werde.
Der Landtag zeigte sich weitgehend einig, dass vor allem Plastikmüll, Umweltgifte und alte Kriegsmunition eine große Gefahr für die Meere und damit auch für alle Menschen darstellen. Daher müsse schnell gehandelt werden, so der Tenor. Bildungs- und Finanzausschuss beraten das Thema weiter.
Weitere Stimmen aus dem Plenum:
Tim Brockmann (CDU):
Meeresforschung in unserem Land war in der Vergangenheit spitze, ist es zurzeit und ich bin auch zuversichtlich, dass sie es in der Zukunft sein wird. Wir brauchen eine Bündelung der fachlichen Expertise. Wir wollen Norddeutschland zur weltweit führenden Region in der Meeresforschung machen.
Heiner Dunckel (SPD):
Die Verseuchung der Ozeane durch Plastikabfälle mag in der Vergangenheit ein abstraktes Thema gewesen sein. Man kann die Bilder von erstickten Meeresschildkröten vielleicht verdrängen und auch den so genannten Plastik-Kontinent sieht man im Alltag ja nicht. Aber es geht jeden an, dass das Plastik im Meer durch den Nahrungskreislauf irgendwann in unserem Körper landet.
Lasse Petersdotter (Grüne):
Die Ozeane sind der wichtigste Faktor wenn es um Klimawandel und Klimaforschung geht. Ozeanforschung nicht aber nur eine gesellschaftliche und klimapolitische Relevanz, sondern ist auch ein wichtiger wirtschaftspolitische Punkt.
Dennys Bornhöft (FDP):
Die Polkappen schmelzen, der Salzgehalt sinkt, Wassermassen vermischen sich anders oder gar nicht mehr, der Meeresspiegel steigt. Es gibt es die konkrete Gefahr, dass die Nahrungskette unten ausfällt. Was das für verheerende Auswirkungen, am Ende auch für den Menschen hat, braucht keiner weiteren Erläuterung.
Jörg Nobis (AfD):
Plastikmüll ist vielleicht weltweit ein Thema, aber nicht in Schleswig-Holstein. Da ist wieder die grüne Panikmache im Antrag deutlich. Es soll zudem eine Förderung durch die Hintergrund eingeführt werden, ohne dass klar ist, wieviel deutsches Steuergeld in die Hand genommen werden muss.
Jette Waldinger-Thiering (SSW):
Hier bei uns im Land hat die Meeresforschung sowohl in der Selbstwahrnehmung, als auch in der Außendarstellung ein enormes Gewicht. Ganz abgesehen davon, dass wir es uns umweltpolitisch nicht leisten können, diese Forschung zu vernachlässigen.