Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.

Datenschutzerklärung

25. Januar 2019 – Top 16: Maritime Forschung

„Deutsche Allianz für Meeresforschung“ gefordert

Nach der gescheiterten Exzellenzcluster-Bewerbung soll eine „Deutsche Allianz für Meeresforschung“ für neue Motivation bei den Kieler Forschern sorgen. Dies soll ihren „guten internationalen Ruf“ ausbauen.

Ein Schiff mit einer Siebvorrichtung zur Reinigung der Schlei von Plastikpartikeln fährt vor dem Stadthafen von Schleswig auf der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee.
Ein Schiff mit einer Siebvorrichtung zur Reinigung der Schlei von Plastikpartikeln fährt vor dem Stadthafen von Schleswig auf der Schlei, einem Meeresarm der Ostsee.
© Foto: Landtag, Axel Heimken

Die Landesregierung setzt sich nach der gescheiterten Exzellenzcluster-Bewerbung des Kieler Forschungsprojekts „Future Ocean Sustainability“ im vergangenen Jahr für die Gründung einer „Deutschen Allianz für Meeresforschung“ ein. Es gehe darum, bei dem Thema eine „echte, nachhaltige und langzeitige Perspektive“ für die Meeresforschung des Landes Schleswig-Holstein zu schaffen, sagte Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) in einer von der Jamaika-Koalition angeregten Debatte.

Gemeinsam mit den norddeutschen Partnerländern will Schleswig-Holstein Meeresforschung und Kompetenzen unter einem Dach bündeln. Nötig sei dafür aber ein „hoher zweitstelliger Millionenbetrag“ vom Bund, so die Ministerin. Sie betonte wie Redner aller Fraktionen, dass die maritime Forschung „ein Leuchtturm im Land“ sei, den es zu festigen gelte. Den nationalen Ansatz der Allianz begründete Prien damit, dass Länder wie Frankreich, Großbritannien und die USA „zentralistisch“ aufgebaut seien und eigene Einrichtungen unterstützten.

Prien: transdisziplinären Ansatz war nicht gewünscht

Die „Niederlage“ bei der Bewerbung zum Exzellenzcluster erklärte Prien damit, dass das Kieler Meeresforschungsinstitut GEOMAR seiner Zeit bereits voraus sei. Ganz bewusst habe es auf einen transdisziplinären Ansatz zur Nachhaltigkeit gesetzt – das sei aber nicht gewünscht gewesen, sagte die Ministerin: „Wir werden aber erleben, dass solche Ansätze künftig immer wichtiger werden.“ Sie kündigte an, dass „Future Ocean Sustainability“ sich für die nächste Förderperiode wieder bewerben werde.

Der Landtag zeigte sich weitgehend einig, dass vor allem Plastikmüll, Umweltgifte und alte Kriegsmunition eine große Gefahr für die Meere und damit auch für alle Menschen darstellen. Daher müsse schnell gehandelt werden, so der Tenor. Bildungs- und Finanzausschuss beraten das Thema weiter.

Weitere Stimmen aus dem Plenum:

Tim Brockmann (CDU):
Meeresforschung in unserem Land war in der Vergangenheit spitze, ist es zurzeit und ich bin auch zuversichtlich, dass sie es in der Zukunft sein wird. Wir brauchen eine Bündelung der fachlichen Expertise. Wir wollen Norddeutschland zur weltweit führenden Region in der Meeresforschung machen.

Heiner Dunckel (SPD):
Die Verseuchung der Ozeane durch Plastikabfälle mag in der Vergangenheit ein abstraktes Thema gewesen sein. Man kann die Bilder von erstickten Meeresschildkröten vielleicht verdrängen und auch den so genannten Plastik-Kontinent sieht man im Alltag ja nicht. Aber es geht jeden an, dass das Plastik im Meer durch den Nahrungskreislauf irgendwann in unserem Körper landet.

Lasse Petersdotter (Grüne):
Die Ozeane sind der wichtigste Faktor wenn es um Klimawandel und Klimaforschung geht. Ozeanforschung nicht aber nur eine gesellschaftliche und klimapolitische Relevanz, sondern  ist auch ein wichtiger wirtschaftspolitische Punkt.

Dennys Bornhöft (FDP):
Die Polkappen schmelzen, der Salzgehalt sinkt, Wassermassen vermischen sich anders oder gar nicht mehr, der Meeresspiegel steigt. Es gibt es die konkrete Gefahr, dass die Nahrungskette unten ausfällt. Was das für verheerende Auswirkungen, am Ende auch für den Menschen hat, braucht keiner weiteren Erläuterung.

Jörg Nobis (AfD):
Plastikmüll ist vielleicht weltweit ein Thema, aber nicht in Schleswig-Holstein. Da ist wieder die grüne Panikmache im Antrag deutlich. Es soll zudem eine Förderung durch die Hintergrund eingeführt werden, ohne dass klar ist, wieviel deutsches Steuergeld in die Hand genommen werden muss.

Jette Waldinger-Thiering (SSW):
Hier bei uns im Land hat die Meeresforschung sowohl in der Selbstwahrnehmung, als auch in der Außendarstellung ein enormes Gewicht. Ganz abgesehen davon, dass wir es uns umweltpolitisch nicht leisten können, diese Forschung zu vernachlässigen.

Als die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern im Herbst vergangenen Jahres die Entscheidung zu den neuen Hochschul-Exzellenzcluster bekannt gab, gab es bei den Kieler Meeresforschern lange Gesichter: Das Forschungsprojekt „Future Ocean Sustainability“ (FOS) wurde – im Gegensatz zu zwei anderen Projekten der Uni Kiel – nicht in den Kreis der mit reichlich Fördermitteln bedachten Exzellenzcluster aufgenommen. Jetzt rufen die Koalitionsfraktionen die Landesregierung auf, sich für eine „Deutsche Allianz für Meeresforschung“ einzusetzen. In ihr soll „den exzellenten Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein eine besondere Rolle zukommen“.

Seit 2006 besteht in Kiel der meereswissenschaftliche Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ (Förderphasen 2006-2011 und 2011-2017). Das Projekt sollte unter dem Titel „Future Ocean Sustainability“ fortgeschrieben werden. Mit dem im November vergangenen Jahres als Exzellenzcluster gescheiterten Folgeprojekt sollte die interdisziplinäre Erforschung des Ozean- und Klimawandels weiter ausgebaut und unmittelbar mit den Nachhaltigkeitszielen der UN-Agenda 2030 verknüpft werden.

Schleswig-Holstein in Europa etablieren

Als Ziel der nun angestrebten „Deutschen Allianz“ geben CDU, Grüne und FDP aus, die Zusammenarbeit der deutschen Meeres- und Ozeanforschung zu stärken, um den guten internationalen Ruf noch weiter auszubauen. „Wir wollen Schleswig-Holstein als Teil einer europäischen Wissenschaftsgesellschaft etablieren. Dies wollen wir mit einer guten Vernetzung mit unseren europäischen Nachbarhochschulen erreichen, mit denen wir gemeinsame Forschungsprojekte vorantreiben werden“, heißt es in der Begründung des Antrags weiter.

Bereits im November vergangenen Jahres, kurz nach der gescheiterten Bewerbung des Kieler Forschungsprojekts, hatten die CDU-Fraktionen in den norddeutschen Landtagen angekündigt, die Bildung eines Forschungsverbunds der zehn Meeresforschungseinrichtungen in der Bundesrepublik zu unterstützen. Damit könnte die deutsche Meeresforschung in der Weltspitze ganz vorn mitspielen, sagte der schleswig-holsteinische Fraktionschef Tobias Koch nach damaligen Beratungen mit Kollegen aus Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Zur bisherigen Grundfinanzierung von 400 Millionen Euro sollten jährlich etwa 100 Millionen von Bund und Ländern dazukommen, sagte Koch.

(Stand: 21. Januar 2019)

Vorherige Debatte zum Thema:
Dezember 2017

Antrag

„Maritime Forschung stärken“
Antrag von CDU, B´90/Die Grünen und FDP – Drucksache 19/1118