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24. Januar 2019 – Top 12: Künstliche Intelligenz

KI braucht auch natürliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz ist auf dem Vormarsch. Der Landtag stellte Chancen und Risiken gegenüber und fordert einen Handlungsrahmen – die SPD will sogar eine Professur für soziale Prozesse.

Eine Frau steht in einer Ausstellung vor einem bunt-strahlenden Roboter in Menschengröße.
Eine Frau steht in einer Ausstellung vor einem bunt-strahlenden Roboter in Menschengröße.
© Foto: dpa, Guido Kirchner

Der Landtag sieht den Vormarsch der Künstlichen Intelligenz (KI) mit gemischten Gefühlen. Zwar gebe es ein enormes Potential, doch müsse auch reguliert werden, um Gefahren abzuwehren, so der Tenor in einer von der SPD angestoßenen Debatte. Eine Professur für „Soziale Folgen der Künstlichen Intelligenz“ an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, wie sie sich die Sozialdemokraten wünschen, lehnten alle anderen Fraktionen allerdings ab. Begründung: Ein solcher Lehrstuhl allein reiche nicht aus. Stattdessen müsse ein Handlungsrahmen entwickelt werden.

SPD sieht eine Vielzahl von Fragen

KI definiert die Schnittstelle von Mensch und Maschine. In den Bereich fallen etwa selbstfahrende Autos, Roboter in der Altenpflege oder sprechende und autonom handelnde Computer. Es gebe eine Vielzahl von Fragen, bevor man diese Technik entwickelt und einführt, begründete Heiner Dunckel den Vorstoß. Die Schlüsseltechnologie unserer Zeit „wird künftig viele Lebensbereiche beeinflussen“.

Dabei birge KI auch Risiken, so Dunckel: Reden von Politikern etwa könnten heute schon durch kaum nachweisbare Programme dargestellt werden, die sie gar nicht gehalten haben. „Was das für die Wahrnehmung von Wahrheit, die Erkennung von Fake News bedeutet und welche Regulierungen hier erforderlich sind, ist noch gar nicht genau zu ermessen“, sagte er.  

Neuer KI-Gipfel im März geplant

Rund acht Wochen nach der Fachtagung „Künstliche Intelligenz“ in der Berliner Landesvertretung kündigte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) einen „KI-Gipfel“ am 20. März gemeinsam mit der Christian-Albrechts-Universität und weiteren Partner an. Dabei solle „die gute Position Schleswig-Holsteins“ bei dem Thema weiter gefestigt werden.

Günther betonte, KI müsse „ganzheitlich“ betrachtet werden und alle gesellschaftlichen Bereiche einbeziehen. Im vergangenen Jahr habe die Landesregierung begonnen, Akteure zu vernetzen und Handlungsfelder zu erarbeiten. Dabei werde das Thema in alle wissenschaftlichen Einrichtungen gebracht und „Wissenschaft und Wirtschaft eng verzahnt“, so der Ministerpräsident.

Weitere Stimmen aus dem Plenum

Tim Brockmann (CDU):
Es ist sinnvoll, über eine wissenschaftliche Verortung nachzudenken. Sich aber auf eine einzelne Professur festzulegen, welche sich nur mit sozialen Folgen beschäftigt, ist aus unserer Sicht zu kurz gesprungen. Wir müssen erstmal wissen, wo wir stehen und wo wir eigentlich hinwollen.

Rasmus Andresen (Grüne):
Unsere Arbeitswelt wird sich verändern. Ziel muss es sein, KI für alle gewinnbringend einzuführen und einen breiten gesellschaftlichen Konsens zu entwickeln. Eine Professur kann sinnvoll sein, aber sollte nicht unsere einzige Antwort bleiben.

Christopher Vogt (FDP):
Es gibt nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Die Industrie wird sich so stark verändern wie seit über 100 Jahren nicht mehr. Man muss fundierter an das Thema gehen. Neben Künstlicher Intelligenz sollten wir auch die natürliche Intelligenz im Land fördern.

Volker Schnurrbusch (AfD):
Eine neue Professur solle in Kiel geschaffen werden. Noch wichtiger ist aber ein Kompetenzzentrum. Die Landesregierung soll sich für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein stark machen.

Jette Waldinger-Thiering (SSW):
Es ist offenkundig, dass Maschinen die körperliche Kraft der Menschen auf dem Arbeitsmarkt ablösen. Und durch die sogenannte digitale Revolution könnte auch die menschliche Denkkraft durch Künstliche Intelligenz abgelöst werden.

Im Prozess der fortschreitenden Künstlichen Intelligenz darf der Mensch nicht zu kurz kommen. Davor warnen die Sozialdemokraten und fordern jetzt die Einrichtung einer Professur „für Soziale Folgen der Künstlichen Intelligenz“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Eine Abschätzung der sozialen Folgen etwa auf die Lebensrealitäten der Arbeitnehmer sei „gesellschaftlich bisher erst in Ansätzen thematisiert worden“, heißt es zur Begründung in dem vorliegenden SPD-Antrag. Die Einrichtung einer solchen Professur dürfe nicht dazu führen, dass sie zu Lasten kleinerer Fachbereiche umgesetzt wird, fügen die Sozialdemokraten hinzu und fordern stattdessen zusätzliche Landesmittel für den Lehrkörper an der Uni.

In den Bereich der Künstlichen Intelligenz, der Schlüsseltechnologie der Zukunft, fallen etwa selbstfahrende Autos, Roboter in der Altenpflege oder denkende und sprechende Computer. Bisher haben vor allem China und die USA in dem Bereich die Nase vorn. Doch die Bundesregierung will aufholen und beschloss im November vergangenen Jahres, bis zum Jahr 2025 zusätzlich drei Milliarden Euro in die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz zu investieren.

Künstliche Intelligenz eine Männerdomäne?

„Künstliche Intelligenz verändert unsere digitale Gesellschaft immer mehr“, sagte Verbraucherschutzministerin Katarina Barley (SPD) beim Digitalgipfel der Bundesregierung in Nürnberg, wo Anfang Dezember die Künstliche Intelligenz unter dem Titel „Ein Schlüssel für Wachstum und Wohlstand“ der Schwerpunkt war. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) merkte dort an, die Technologie könne durch die Übernahme stupider Arbeiten verschwendete Lebenszeit für Kreativität aufsparen. „Wohlstand für alle – das muss auch die Zukunftsmelodie sein in dem Zeitalter der Digitalisierung“, sagte sie. Unter den 1100 Teilnehmern des Gipfels aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft waren vor allem Männer.

Antrag

Einrichtung einer Professur für Soziale Folgen der Künstlichen Intelligenz
Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/1094

Alternativantrag

...der Fraktionen von CDU, Grünen und FDP – Drucksache 19/1198