Rinder stehen im Morgennebel auf einer Weide in der Nähe von Borgdorf.
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Foto: dpa, Carsten Rehder
Schleswig-Holstein hält grundsätzlich an der von der ehemaligen Nord-Ampel befristet eingeführten Dauergrünlanderhaltung fest, verkleinert aber die Schutzkulisse von rund 340.000 auf knapp 150.000 Hektar. Auf den geschützten Flächen dürfen Wiesen nicht in Ackerland umgewandelt werden. Die Jamaika-Koalition verabschiedete eine entsprechende, von der Landesregierung vorgelegte Gesetzesänderung, die zudem Anpassungen an EU-Vorgaben enthält. Dazu zählt etwa die Einführung einer sogenannten Pflugregelung im Prämienrecht.
1990 noch 485.000 Hektar Dauergrünland
Das Plenum winkte zudem die im Umwelt- und Agrarausschuss wieder ins Gesetz geschriebene Evaluationsklausel durch. Damit werden die Auswirkungen des Gesetzes vier Jahre nach dessen Inkrafttreten von der zuständigen, obersten Landesbehörde ein weiteres Mal bewertet. In der Debatte lieferten sich Jamaika-Koalitionäre auf der einen und SPD und SSW auf der anderen Seite einen heftigen Schlagabtausch. Knackpunkt dafür war die von Landesregierung vorgenommene Verkleinerung der Schutzkulisse. Diese betrifft besonders sensible Flächen wie Moorböden oder Überschwemmungsflächen.
Derzeit wird die Dauergrünlandfläche im Land mit 340.000 Hektar angegeben. Betrug die Fläche 1990 noch 485.000 Hektar, ging sie bis 2010 auf rund 313.000 Hektar zurück. Parallel wuchs die Ackerfläche: von 580.000 im Jahr 1990 auf 674.000 Hektar im Jahr 2010.
SPD: „Gesetz der verpassten Chancen“
Heiner Rickers (CDU) sprach von einem „guten Kompromiss“, der dem Schutz des Privateigentums, aber auch dem Boden-, Klima- und Artenschutz gerecht werde. In dieselbe Richtung argumentierte Oliver Kumbartzky (FDP), der von einem „Gesetz der Vernunft“ sprach. „Zufrieden bin ich nicht“, äußerte sich dagegen ihr Koalitionskollege Bernd Voss von den Grünen. Auch jene Flächen, die nun nicht mehr geschützt seien, seien wertvoll und müssten erhalten werden, so Voss.
Harsche Kritik an dem Regelungspaket nahm Kirsten Eickhoff-Weber (SPD) vor. Sie sprach von einem „Gesetz der verpassten Chancen“. Ein zusammenhängendes Netzwerk an Grünland sei „für den Erhalt der Artenvielfalt und den mit ihr assoziierten Ökosystemfunktionen essentiell“, konstatierte die Sozialdemokratin. Eickhoff-Weber warf Jamaika vor, damit die Neuausrichtung einer nachhaltigen Landwirtschaft zu verpassen.
Antrag auf Dritte Lesung abgeschmettert
SPD und SSW sahen grundsätzlich noch reichlich Beratungsbedarf und verwiesen darauf, dass eine Abstimmung über das Gesetz im Februar immer noch rechtzeitig gewesen wäre. Die von ihnen geforderte Dritte Lesung scheiterte aber ebenso wie ihr gemeinsamer Änderungsvorstoß für eine ökologischere Ausrichtung des Gesetzespaketes. Ebenfalls keine Mehrheit fand ein Antrag der AfD, der unter anderem die Befristung des Gesetzes bis 2022 enthielt.
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) nahm in der Debatte vor allem die Anpassung des Gesetzes an das EU-Recht ins Visier. Damit, so der Minister, seien für die Landwirte nunmehr Prämienanträge „aus einem Guss“ möglich.
Weitere Hauptredner:
Volker Schnurrbusch (AfD), Flemming Meyer (SSW)