Ein Mann bedient eine beleuchtete Tastatur eines Laptops.
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Foto: dpa, Silas Stein
Datenklau-Attacken auf Behörden und prominente Personen haben das Thema Cybersicherheit zuletzt in den Fokus gerückt. Die schleswig-holsteinische Landesverwaltung sei derzeit gegenüber der Gefahr aus dem Internet „gut aufgestellt“, betonte Digitalisierungsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) heute im Plenum. Das Land benötige aber mehr hochqualifizierte IT-Spezialisten. Zudem müssten Privatpersonen und Firmen das Thema ernster nehmen, ergänzten Abgeordnete aller Fraktionen.
Schleswig-Holstein betreibe gemeinsam mit anderen Bundesländern bereits ein „Security Operation Center“, berichtete der Minister. Der Datendienstleister des Landes, das Unternehmen „Dataport“ in Altenholz bei Kiel, verfüge über Know-how, von dem auch die Privatwirtschaft profitieren könne, etwa in den Bereichen Energie und Gesundheit. Vom Bund und der EU forderte Albrecht, international bindende Mindeststandards für die IT-Sicherheit aufzustellen.
„Deutschland hinkt hinterher“
Das „Hinterherhinken“ Deutschlands bei der Digitalisierung werde immer mehr zum Sicherheitsproblem für die gesamte Gesellschaft, mahnte FDP-Fraktionschef Christopher Vogt in der Aussprache zu dem mündlichen Bericht des Ministers. Das „extrem übergriffige Eindringen“ von Hackern in den Intimbereich von Menschen könne „viel schlimmere Folgen haben als ein Wohnungseinbruch“. Gleichwohl nannte Vogt es bedenklich, dass die Zahlenreihe „123456“ das beliebteste Passwort in Deutschland sei – „da gibt es noch Luft nach oben.“
„Wer sein Passwort nicht regelmäßig ändert, der handelt wie ein nicht-angeschnallter Falschfahrer auf der Autobahn“, betonte auch der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian. Er rief die Wirtschaft zu „Datensparsamkeit“ auf. Wer im Internet einen Tisch im Restaurant reserviere, müsse häufig Mailadresse, Telefonnummer und Anschrift hinterlassen. Das sei überflüssig und potentiell gefährlich. Stefan Weber (SPD) warnte vor Angriffen auf Energieunternehmen: „Bei kleinen Stadtwerken ist der Schutz oft verbesserungsbedürftig.“ Im Jahr 2015 sei das Stromnetz in Teilen der Ukraine stillgelegt worden, über Phishing-Mails mit angehängten Dokumenten.
„Gefahr für die Demokratie“
Rasmus Andresen (Grüne) sagte: „Es kann unsere Demokratie erschüttern, wenn Menschen eingeschüchtert oder Wahlen beeinflusst werden.“ Der Bundestag sei bereits Opfer von Hackerangriffen geworden. Auch Politik und Justiz in Schleswig-Holstein seien „nicht außen vor“. Länder wie Dänemark, Estland oder Israel seien in diesem Bereich schon viel weiter, mahnte Lars Harms (SSW). Und Claus Schaffer (AfD) wies darauf hin, dass seine Partei bereits 2014 und 2016 Opfer von Cyberangriffen geworden sei. Aber erst jetzt, wo auch andere Parteien betroffen seien, sei „der Aufschrei groß“.
Anfang des Jahres hatte ein 20-Jähriger Hacker über ein Twitter-Konto massenhaft private Handynummern und Chat-Verläufe veröffentlicht. Rund 1.000 Politiker, Prominente und Journalisten waren betroffen – darunter auch 204 Politiker aus Schleswig-Holstein, wie das Landeskriminalamt mitteilte. Dazu gehören Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), SPD-Fraktionschef Ralf Stegner und Grünen-Bundeschef Robert Habeck. Der Schüler aus Hessen sagte nach Angaben des Bundeskriminalamtes, er habe Menschen bloßstellen wollen, über deren öffentliche Äußerungen er sich geärgert habe. Gegen ihn wird wegen des Verdachts der Ausspähung von Daten und Datenhehlerei ermittelt.