Die SPD-Abgeordnete Beate Raudies steht im Plenarsaal am Mikrofon und hält eine Rede.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Die von den Sozialdemokraten ins Spiel gebrachte Wahlmöglichkeit für Beamte zwischen privater und gesetzlicher Krankenkasse ist bei CDU und FDP auf große Skepsis gestoßen. Die beiden Regierungsfraktionen kritisierten den Vorstoß als Einstieg in die Bürgerversicherung durch die Hintertür. Konkret sieht der SPD-Gesetzentwurf vor, frischgebackenen Beamten, die sich verbindlich für die gesetzliche Krankenversicherung entscheiden, eine monatliche Beihilfe – vergleichbar mit dem Arbeitgeberanteil in der Privatwirtschaft – zu zahlen.
„Mit unserem Gesetz können wir ein Stück Sozialgeschichte schreiben und die gesetzliche Krankenversicherung in Schleswig-Holstein erstmals zu einer Sozialversicherung machen, in der sich alle versichern können“, konstatierte Beate Raudies (SPD) in der Debatte. Raudies begründete das Gesetzesvorhaben zudem mit der vorherrschenden Konkurrenz um Fachkräfte und die damit verbundene Notwendigkeit, die Beamtenlaufbahn in Schleswig-Holstein attraktiver zu gestalten.
Grüne unterstützen SPD
Zuspruch für den Vorstoß kam aus den Reihen der Grünen und des SSW. Der Politik müsse daran gelegen sein, dass System abzuklopfen, zu überprüfen und Probleme zu lösen, erklärte Lasse Petersdotter (Grüne). Es gehe darum, die beste Absicherung für Arbeitnehmer zu schaffen. Petersdotter wies darauf hin, dass schon jetzt zwischen acht und neun Prozent freiwillig gesetzlich krankenversichert sind. Lars Harms, dessen SSW das Thema mit einem Antrag angeschoben hatte, betonte, dass es nicht darum gehe, das System in Frage, sondern es zu ergänzen.
Annabell Krämer (FDP) warf den Sozialdemokraten dagegen vor, den privaten Krankenversicherungen, die eine „tragende Säule des Gesundheitssystems“ seien, „das Wasser abgraben“ zu wollen. CDU und AfD warnten unisono vor den Kosten für den Landeshaushalt. „Warum sollen wir in ein teureres System einsteigen?“ fragte Werner Kalinka (CDU). Zumal sich das System bewährt habe. „Den stillen Einstieg in die Bürgerversicherung“ werde seine Fraktion nicht mitmachen. In dieselbe Richtung argumentierte Claus Schaffer (AfD). Er warnte zudem vor einem möglichen hohen Verwaltungsaufwand.
Vorbild: das Hamburger Modell
Die Kosten nahm auch Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) – die grundsätzlich mit dem SPD-Vorstoß sympathisierte – in den Blick. Hamburg, wo die Wahlmöglichkeit bereits im August 2018 eingeführt worden war und an dessen Modell sich die SPD orientiert, müsse in der Umstellungsphase zusätzlich zwischen fünf bis sechs Millionen Euro aufbringen, sagte die Finanzministerin vor.
Das Hamburger Modell steht auch im Zentrum des SSW-Antrages. Darin fordert die Oppositionspartei die Landesregierung auf, sich mit der Hansestadt über deren Erfahrungen mit der Wahlmöglichkeit auszutauschen. Das Thema wird im Finanzausschuss sowie im Innen- und Rechtsausschuss weiter beraten.