Für junge Menschen, die sich für den Lehrerberuf interessieren, für Quereinsteiger oder neu Zugezogene, aber auch für ausgebildete Lehrkräfte, die in den Schuldienst einsteigen wollen, gibt es seit November ein neues Service-Angebot des Bildungsministeriums. Interessenten können werktags per Telefon eine Hotline erreichen und ihre Fragen rund um das Thema „Einstellung in den Schuldienst“ stellen. Dies ist sei ein „wesentlicher Aspekt bei der Lehrkräftegewinnung“, sagte Bildungsministerin Karin Prien Ende September, nachdem das Kabinett ihren Bericht zur Lehrkräftegewinnung zur Kenntnis genommen hatte. Jetzt wird das Papier im Plenum diskutiert.
Der Bericht sieht weitere Maßnahmen vor, die den Lehrergewinnungsprozess voranbringen sollen. Gestärkt werden sollen demnach die Handlungsbereiche „aktive Lehrkräfte“, „Ausbildung angehender Lehrkräfte“, „Quer-, Seiten- und Direkteinstieg“, „Begegnungen mit dem Lehrerberuf“ und „Kommunikation“. Hintergrund: Bundesweit fehlen laut Lehrerverband derzeit 40.000 Pädagogen. Eine Maßnahme, um dem Lehrermangel entgegenzutreten, ist in Schleswig-Holstein bereits auf dem Weg: Eine bessere Bezahlung der Schulleiter und Grundschullehrer.
Schülerzahlen steigen
Grundsätzlich gibt es im Land wachsenden Bedarf in einzelnen Regionen, in „MINT“-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) aber auch bei den Fächern Sport, Musik und Kunst sowie an Grundschulen und Förderzentren. Mangel droht, auch weil die Schülerzahlen wieder steigen werden – von derzeit gut 280.600 auf geschätzt 287.000 im Schuljahr 2026/27. Damit wäre dann wieder der Stand von 2015/16 erreicht.
Übergeordnetes Ziel von Bildungsministerin Prien ist es, „grundständig ausgebildete Lehrkräfte für den Unterricht an unseren Schulen zu gewinnen“. Deshalb ist ein wesentlicher Punkt des vorgelegten Konzeptes die „Stärkung der Ausbildung angehender Lehrkräfte“. Dazu werden laut dem Bericht unter anderem in enger Abstimmung mit den Universitäten die Studienplatzkapazitäten erhöht. So ist an der Europa Universität Flensburg die Zahl der Studienplätze im Bereich Sonderpädagogik von 120 auf 160 erhöht worden, und für die Stärkung der Grundschullehrerausbildung sollen 2019 zusätzliche Mittel für das Fach Sachunterricht bereitgestellt werden.
Quer- und Seiteneinsteiger für kurzfristigen Bedarf
Die Zahl der Absolventen des Studiengangs Grundschullehramt in Flensburg ist insgesamt von 122 im Jahr 2015 auf 160 im Jahr 2017 gestiegen, für 2019 werden 200 erwartet, sagte die Ministerin bei Vorstellung des Berichts. Außerdem ist geplant, das Studienangebot an der EUF in den Bereichen Mathematik und Darstellendes Spiel zu erweitern. Um die Zahl der Absolventen in einzelnen MINT-Fächern an der Christian-Albrechts-Universität zu erhöhen, soll der Lehramtsbezug gestärkt werden. Außerdem hat das Ministerium die Plätze im Vorbereitungsdienst zunächst auf 1495 aufgestockt, 2018 erneut um 75 Plätze angehoben und für 2019 werde laut Prien eine weitere Anhebung um 90 Plätze angestrebt.
Da die Ausbildung von qualifizierten Lehrkräften fünf bis sechs Jahre dauert, sollen auch andere Wege in den Lehrerberuf ausgebaut werden und nachträgliche Fortbildungen und Qualifizierungen angeboten werden, um kurzfristige Bedarfe decken zu können. Dies gilt auch für Quer- und Seiteneinsteiger und für Lehrkräfte aus anderen Ländern. Daneben ist vorgesehen, Lehrkräfte zu stärken, die bereits im Schuldienst sind. Dazu gehört neben der Gewährleistung eines sicheren Arbeitsplatzes durch Verbeamtung eine gute Bezahlung.
Unterrichtsversorgung liegt bei rund 96 Prozent
In dem turnusmäßig erscheinenden Bericht zur Unterrichtssituation im Land räumt die Landesregierung ein, dass „das Ziel einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent im Schuljahr 2017/18 insgesamt trotz zusätzlich geschaffener Lehrerstellen nicht erreicht werden konnte“. Im Durchschnitt wurde im vergangenen Schuljahr an den allgemeinbildenden Schulen und berufsbildenden Schularten zusammen eine Unterrichtsversorgung von rund 96 Prozent verzeichnet. Hauptverantwortlich hierfür sei die Situation an den berufsbildenden Schularten, wo die durchschnittliche Unterrichtsversorgung bei 92 Prozent liegt.
Weitere Zahlen aus dem Bericht: Ersatzlos ausgefallen sind an den allgemeinbildenden Schulen durchschnittlich 2,1 Prozent des in den Stundenplänen vorgesehenen Unterrichts. Weitere 7,8 Prozent wurden nicht planmäßig erteilt, sondern durch Vertretungsunterricht und durch Zusammenlegung von Lerngruppen oder eigenverantwortliches Arbeiten ersetzt. Der Anteil ist gegenüber dem Vorjahr erneut angestiegen, heißt es in dem Papier. An den berufsbildenden Schulen ist der Anteil des ersatzlos ausgefallenen Unterrichts von 2,7 auf 2,6 Prozent und der der nicht planmäßig erteilten Unterrichtsstunden von 5,2 auf 4,8 Prozent gesunken.
Schülerzahlen weitgehend konstant
Die Schülerzahl ist zu Beginn des Schuljahres 2017/18 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4.000 auf rund 371.800 zurückgegangen. An den Grundschulen, inklusive der DaZ-Zentren, wurde ein leichter Anstieg verzeichnet (+790 Schüler), an den Gemeinschaftsschulen ein Plus von rund 2.200. Die Gymnasien verzeichnen einen Rückgang von rund 1.700 Schülern (-2,2 Prozent). Die Anzahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist insgesamt um rund 500 (3,1 Prozent) gestiegen. Während die Förderzentren ein Minus von rund 70 Schülern (-1,5%) zu verzeichnet haben, ist die Schülerzahl in inklusiven Maßnahmen um 570 (5,2 Prozent) angestiegen. Die Schülerzahl an den berufsbildenden Schulen ist laut dem Bericht um gut 1.000 (-1,1 Prozent) gesunken. Davon entfallen 420 auf den Schülerzahlenrückgang an den Berufsschulen und rund 600 auf die Vollzeitbildungsgänge. Während an den Berufsschulen die Zahl der Jugendlichen mit einem Ausbildungsberuf um 450 gestiegen ist, weisen die Bildungsgänge des Übergangssystems zusammen ein Minus von 870 in der Summe der Schülerzahl auf.
(Stand: 10. Dezember 2018)
Vorherige Debatten/Meldungen zum Thema:
Juni 2018
Februar 2018
März 2018
Dezember 2017