Der Großteil der neuen Schulden geht auf das Konto der HSH-Nordbank. Das Land muss für die Abwicklung fauler Schiffskredite aufkommen. Im Haushalt 2019 sind 450 Millionen Euro enthalten, um Verpflichtungen aus den 2009 gegebenen Garantien der Eigentümerländer Schleswig-Holstein und Hamburg gegenüber der HSH zu erfüllen. Die Landesregierung weist darauf hin, dass der Haushalt für 2019 ausgeglichen wäre, wenn es die Sonderbelastung HSH nicht gäbe.
Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP will zudem kräftig in Bildung, Digitalisierung und Infrastruktur investieren. So werden etwa 500 Stellen neu geschaffen, vor allem in den Schulen. Im Kita-Bereich steigert Jamaika die Ausgaben um 40 Millionen auf mehr als 380 Millionen Euro, und das Gesamtbudget für Digitalisierung steigt um 18 Millionen auf 191 Millionen Euro. Die Grundförderung der Hochschulen erhöht sich um jährlich fünf Millionen Euro bis 2024. Das Uniklinikum Schleswig-Holstein erhält vier Millionen Euro mehr Trägerkostenzuschuss. Für Investitionen sind 1,3 Milliarden Euro vorgesehen, insbesondere für Straßenbau, Krankenhäuser, Schul- und Hochschulgebäude. Die Investitionsquote beträgt 10,5 Prozent.
Nachschiebeliste ergänzt Originalentwurf
Während der Beratungen im Finanzausschuss hat die Landesregierung ihren Originalentwurf aus dem September mit der sogenannten Nachschiebeliste ergänzt. Die Jamaika-Partner sowie die drei Oppositionsfraktionen legen jeweils eigene Änderungsanträge vor.
Die Landesregierung hat im Nachgang Mehr-Ausgaben gegenüber dem Originalentwurf von rund 17 Millionen Euro beantragt. Zudem muss das Land laut der November-Steuerschätzung mit Minder-Einnahmen von 34 Millionen Euro rechnen. Entsprechend erhöht sich die Kreditaufnahme gegenüber dem September-Entwurf um 51 Millionen auf etwa 250 Millionen Euro. Ursprünglich war geplant, 150 Millionen Euro der HSH-Schulden im kommenden Jahr zu tilgen. Dieses Ziel werde nun nicht mehr angepeilt, heißt es aus der Landesregierung. Es würden voraussichtlich weniger Schulden zurückbezahlt.
Über die Nachschiebeliste sollen weitere 45 neue Stellen insbesondere in den Bereichen Bildung, Soziales und Umwelt geschaffen werden. Auch der Kita-Bereich soll gestärkt werden. 17,7 Millionen Euro fließen für die Umsetzung eines Bauprogramms des Bundes. Für Berufsbetreuer sowie Gutachter und Dolmetscher in staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren sind zusätzlich neun Millionen Euro vorgesehen. Zehn Millionen stehen für Landwirte zur Bewältigung der Dürrefolgen zur Verfügung, als Ergänzung zu den Dürre-Hilfen des Bundes. Das Sondervermögen MOIN.SH wird zur Stärkung des Schienennahverkehrs um acht Millionen Euro aufgestockt. Rund 18 Millionen Euro für den Bereich Asyl fließen an die Kommunen. Spezialkräfte der Landespolizei sollen ab Januar 2019 eine höhere Erschwerniszulage erhalten. Kosten: 855.000 Euro.
Jamaika-Koalition setzt auf Bildung
CDU, Grüne und FDP haben den Regierungsentwurf an einigen Stellen nachjustiert. So soll das Landesprogramm Einbruchsschutz fortgeführt werden. Hierfür ist eine Million Euro vorgesehen. Ebenfalls insgesamt eine Million Euro soll an Handwerker gehen, die einen Betrieb übernehmen oder gründen.
1,3 Millionen Euro fließen über drei Jahre verteilt in den „Bildungsbonus“ für Schulen an sozialen Brennpunkten. Die sieben Produktionsschulen im Lande sollen mit 500.000 Euro ausgestattet werden, um entsprechende Kürzungen von Bundeszuschüssen auszugleichen. Mit 240.000 Euro will Jamaika Kurse für angehende Krankenpfleger fördern.
Die Zuschüsse an die Familienbildungsstätten sollen um knapp eine halbe Million auf 1,4 Millionen Euro steigen. Die Koalition übernahm einen entsprechenden Vorstoß von SPD und SSW aus dem September. Für 200.000 Euro soll an der Uni Flensburg ein Lehrstuhl für Digitales Lernen entstehen. 250.000 Euro sollen in eine Untersuchung investiert werden, ob stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert werden.
SPD: Mehr Investitionen im sozialen Bereich
Die SPD strebt mit 110 Änderungsanträgen mehr Anstrengungen in den Bereichen Bildung, Wohnen, Personal, Soziales, Kita und UKSH an. Zugleich wollen die Sozialdemokraten mehr Schulden tilgen. Zu den Schwerpunkten gehört die Wiedereinführung des Weihnachtsgeldes im öffentlichen Dienst, die stufenweise über drei Jahre erreicht werden soll. Als ersten Schritt plant die SPD hierfür 40 Millionen Euro ein. Für beitragsfreie Krippen sieht der SPD-Entwurf Extra-Kosten von 24 Millionen Euro vor.
Zudem will die SPD eine Projektstudie einholen, ob das Land eine eigene Wohnungsbaugesellschaft errichten sollte. Ziel ist mehr öffentlich geförderter, bezahlbarer Wohnraum. Eine solche Baugesellschaft lehnt die Landesregierung bislang ab. Die Besoldung der Grundschullehrer will die SPD bereits zum Schuljahr 2019/2020 von A12 auf A13 anheben. Die Landesregierung plane dies stufenweise bis 2025/26. Dies sei zu spät, so die Oppositionsfraktion. Der Norden müsse konkurrenzfähig werden im Vergleich zu anderen Ländern, die bereits A13 zahlten. Hierfür will die SPD 9,5 Millionen Euro zusätzlich einstellen.
Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein soll 25 Millionen Euro zusätzlich für Investitionen bekommen sowie in Zukunft höhere Regelzuschüsse. Zudem müsse die Regierung ein langfristiges Finanzierungkonzept für das UKSH vorlegen, das auch darlegt, wie die Ausstattung des Großklinikums modernisiert werden soll. Vier Millionen sieht die SPD für die Umstellung des ÖPNV auf Elektroantrieb vor. Alle Vorschläge seien gegenfinanziert, betonen die Sozialdemokraten. Unterm Strich ergebe sich sogar eine um 35 Millionen Euro niedrigere Neuverschuldung als von der Jamaika-Landesregierung geplant. Sparen würde die SPD beim geplanten Bau der Abschiebehaftanstalt in Glückstadt (Kosten: zehn Millionen Euro), bei Privat- und Waldorfschulen (jeweils eine Million Euro) sowie bei internen Verwaltungsausgaben.
AfD will Flüchtlingshilfe kürzen
Die AfD fordert weniger Ausgaben für die Flüchtlingshilfe und Mehrausgaben in den Bereichen Bildung und Soziales. Mittel für Sprach- und Integrationskurse will die AfD auf einen „Minimalbedarf“ kürzen beziehungsweise komplett auf null setzen. Gleiches gilt beispielsweise für die Migrationsberatung, für Dolmetscherkosten, für die Arbeitsmarktintegration und für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe. Das Aufnahmeprogramm für 500 Kriegsflüchtlinge wird abgelehnt, und die beim Landtag angesiedelte Stelle des Flüchtlingsbeauftragten will die AfD abschaffen. Auch im Umweltbereich plant die AfD Kürzungen, etwa bei der Stiftung Naturschutz und bei der Betreuung von Schutzgebieten.
Aufstocken will die AfD die Gelder für die Begabtenförderung, für außerunterrichtliche Angebote in den Naturwissenschaften, für den Schulsport und für die Senkung der Schulabbrecherquote. Die Kieler Uni soll 300.000 Euro zusätzlich erhalten, um sich als Exzellenzuniversität bewerben zu können.
Das Programm „Kein Kind ohne Mahlzeit“ zur kostenlosen Mittagsverpflegung an Schulen will die AfD um 1,5 Millionen Euro auf drei Millionen verdoppeln. Die Zuschüsse für Beratungsstellen der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe sollen um 160.000 Euro erhöht werden. Zudem will die AfD ein neues Landesprogramm „Demokratieförderung und Linksextremismusbekämpfung“ auflegen.
SSW will Jamaika-Haushalt zustimmen
Der SSW schlägt punktuelle Nachbesserungen am Haushaltsentwurf vor, etwa 350.000 Euro extra für Investitionen und Betriebskosten von Tierheimen. 40.000 Euro mehr fordert der SSW für den kulturellen Dachverband der Sydslesvigsk Forening. Die Koalition hat diesen und weiteren SSW-Anträgen im Finanzausschuss zugestimmt. Deswegen hat die Oppositionspartei angekündigt, dem Jamaika-Haushalt insgesamt zuzustimmen.
Weitere SSW-Vorschläge: Insgesamt vier Millionen Euro sollen in städtische Fahrradwege investiert werden. Fünf Millionen Euro sollen in die Reinigung der Schlei fließen, die nach einer Panne im Schleswiger Klärwerk mit Plastikteilen verschmutzt wurde.
Bis 2022 sollen neun Millionen Euro in einen Fonds gehen, aus dem Modellprojekte im Bereich e-Health gefördert werden – die Digitalisierung im Gesundheitswesen. 70.000 Euro will der SSW für einen jährlichen Landeswettbewerb der Special Olympics ausgeben, der Sportwettkämpfe für geistig und mehrfach behinderte Menschen. Das Taschengeld von Freiwilligendienstlern im Freiwilligen Sozialen Jahr und im Freiwilligen Ökologischen Jahr will der SSW um 50 Euro pro Monat aufbessern. Kostenpunkt: knapp 600.000 Euro. Und: Auch der SSW will das Landesprogramm Einbruchsschutz für eine Million Euro weiterführen.
(Stand: 10. Dezember 2018)
Debatte 1. Lesung:
September 2018
Vorherige Meldung zum Thema LRH:
November 2017 (Entlastung 2015 / ohne Aussprache)
Mehr Informationen:
Der Landesrechnungshof
Stichwort: Haushaltsplan, Haushaltsgesetz
Im mehrere hundert Seiten starken Haushaltsplan sind alle Einnahmen und Ausgaben des Landes für ein Rechnungsjahr aufgelistet. Der Entwurf des Haushaltsplans wird zusammen mit dem Haushaltsgesetz von der Landesregierung in den Landtag eingebracht.
Nach der Ersten Lesung lässt der Landtag die Details durch seinen Finanzausschuss prüfen, der die Einzelpläne der Ministerien gemeinsam mit den zuständigen Fachausschüssen berät und schließlich eine Beschlussvorlage für das Plenum erarbeitet.
In der Regel legen die Oppositionsfraktionen eigene alternative Haushaltsvorschläge in der abschließenden Zweiten Lesung zur Abstimmung vor. Die Hoheit über den Haushalt gilt als „Königsrecht“ des Parlaments. Entsprechend zählen die Haushaltsdebatten jedes Jahr zu den Höhepunkten in der parlamentarischen Auseinandersetzung.