Eine junge Lehrerin schreibt an eine Schultafel im Mathematikunterricht einer achten Klasse an einer weiterführenden Schule.
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte
Die Regierungskoalition hat ihre Schulpolitik gegen Kritik der Opposition verteidigt. SPD und SSW prangerten zu schwierige Matheprüfungen beim Mittleren Schulabschluss (MSA) in diesem Frühjahr an. Die AfD forderte, an den Grundschulen wieder Vorschulklassen für Kinder mit Förderbedarf einzurichten. Jamaika wies beide Anträge zurück.
Im Mai waren die Mathearbeiten beim MSA, dem früheren Realschulabschluss, deutlich schlechter als in den Vorjahren ausgefallen. Landesweit war der Notendurchschnitt auf 3,9 abgesackt. Knapp 70 Prozent der Schüler lagen um mindestens eine Note schlechter, als ihre Vornote erwarten ließ. Martin Habersaat (SPD) sprach von einem „Debakel“. Es habe frühzeitig Hinweise gegeben, dass einige Aufgaben zu „gymnasial“ seien. Das Bildungsministerium habe jedoch lediglich mündliche Nachprüfungen angeboten und ansonsten den Schülern die Schuld in die Schuhe geschoben, so Habersaat. Er forderte die Bildungsministerin auf, sich öffentlich zu Fehlern in ihrem Hause zu bekennen.
Ministerin will „Qualitätsanalyse“ verbessern
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) betonte, sie könne die Diskussionen nachvollziehen. Ihr Haus habe aber schnell die Öffentlichkeit informiert und die Probleme analysiert. Das Ministerium betreibe jetzt eine „verbesserte Qualitätsanalyse“, und die Prüfungsaufgaben würden „so sorgfältig wie möglich“ unter die Lupe genommen. Zudem seien die kritisierten Mathe-Aufgaben bereits 2016 unter SPD-Führung auf den Weg gebracht worden.
Jette Waldinger-Thiering (SSW) bemerkte: „Es wäre gut gewesen, wenn das Ministerium die Kritik öffentlich angenommen hätte.“ Das sei längst geschehen, etwa im Bildungsausschuss des Landtages, entgegnete Peer Knöfler (CDU): „Es gab Transparenz und Aussprache auf allen Ebenen.“ Und FDP-Bildungsexpertin Anita Klahn fragte: „Wie lange wollen Sie diese Sau noch durchs Dorf treiben?“
Kein Comeback der Vorschule
„Ein guter Schulabschuss ist wichtig, entscheidend ist aber ein guter Schulstart“, begründete Frank Brodehl (AfD) den Antrag seiner Fraktion für die Rückkehr zu Vorschulklassen. Jedes Kind solle mit fünfeinhalb Jahren ein „einheitliches Diagnoseverfahren“ durchlaufen, in dem „insbesondere sprachliche Defizite frühzeitig erkannt und bereits vor der Einschulung gezielte Fördermaßnahmen eingeleitet werden“. Seit Jahren gebe es immer mehr auffällige Kinder, so Brodehl. Vorschulunterricht könne helfen, „endlich die Schere zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg zu schließen“.
Ines Strehlau (Grüne) verwies dagegen auf die verpflichtenden schulärztlichen Untersuchungen sowie die Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt: „Kein Kind fällt durch das Vorsorge-Raster.“ Zudem sei die „Separierung von Kindern mit Förderbedarf“ rückwärtsgewandt. „Die gesamte Kita-Zeit ist Vorschulzeit“, so Strehlau.