Ein Stapel mit Euro-Scheinen
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Foto: Andreas Hermsdorf, pixelio.de
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) hat im Plenum den Jamaika-Haushalt für 2019 vorgestellt. Das Zahlenwerk bewege sich „am Puls der Zeit“, indem Bildung und innere Sicherheit Priorität haben und die Infrastruktur Vorrang vor der Schuldentilgung genieße, umriss die Ministerin den rund 13 Milliarden Euro schweren Haushaltsentwurf des schwarz-grün-gelben Regierungsbündnisses. Der Konter der Opposition folgte bei Fuß: CDU, Grüne und FDP profitierten ausschließlich von der guten finanziellen Lage des Landes, das sei „ein Glücksfall“, entgegnete Ralf Stegner. Dennoch würde „bedenkenlos“ mit dem Geld umgegangen und Konflikte „begrabe“ die Koalition unter Geld.
In ihrer Rede strich Heinold heraus, dass das Land allein für die Kita-Förderung 384 Millionen Euro ausgebe – das seien 100 Millionen mehr als zuletzt. Mit Blick auf die Entwicklung der Finanzen stellte die Finanzministerin dem Land ein gutes Zeugnis aus. Die Zinsausgaben hätten sich seit 2010 halbiert. Zuletzt seien viermal Überschüsse erwirtschaftet und damit Gestaltungsspielraum geschaffen worden. 2019 erreichten die Investitionen mit 1,3 Milliarden Euro einen Höchststand. Die Quote liege damit bei 10,2 Prozent.
Heinold: Jamaika bleibt bei seiner Marschroute
Zu einem echten Sanierungs-, Innovations- und Gestaltungsfonds habe sich das IMPULS-Programm entwickelt. „Ob Breitbandausbau, Hochschulsanierung, Krankenhausbau oder kommunaler Sportstätten und Schulbau – in unserem Land wachsen die Baustellen“, konstatierte Heinold.
Die Ministerin erinnerte in ihrer Rede aber auch an die nach wie vor hohe Verschuldung des Landes. Mit rund 26 Milliarden Euro Altverpflichtungen, 35 Milliarden Euro an Pensionsverpflichtungen und fünf Milliarden Euro für den Sanierungsstau habe das Land „schwere Steine im Gepäck“. Hinzu kämen die HSH-Verbindlichkeiten. 2019 gebe das Land dafür 450 Millionen Euro aus. Hierfür müsse Schleswig-Holstein neue Schulden aufnehmen. Alles in allem bleibe Jamaika aber bei seiner Marschroute, „keine leeren Versprechungen“ zu machen. „Was heute beschlossen wird, muss morgen noch finanzierbar sein“, so die Ministerin.
Stegner: Der Koalition fehlt Sensibilität für das Soziale
Oppositionsführer Stegner stellte der Jamaika-Koalition insgesamt eine „äußerst magere“ Bilanz aus. Schleswig-Holstein sei auf Platz 13 beim Wirtschaftswachstum abgerutscht. Und beim Umgang mit Geld laute die Devise: „Wer derzeit etwas benötigt oder das auch nur behauptet, ins politische Beuteschema der Koalition passt und eine Kamera in der Nähe hat, kann sich schon auf einen Zuschuss freuen“, so Stegner. Als Beispiel nannte er eine halbe Million Euro für den Umzug des Naturparkhauses von Plön nach Eutin. Viele Projekte der Koalition titulierte er zudem als „Luftnummern“, wie etwa die zwei Millionen Euro für ein E-Bus-Projekt. „Was soll es dafür geben? Einen Bus und eine Ladestation. Das hilft den Städten überhaupt nicht“, kritisierte Stegner.
In Bereichen wie der beitragsfreien Kita, bezahlbarem Wohnraum oder dem Umgang mit den Landesbediensteten seien CDU, Grüne und FDP „keinen Deut weitergekommen“. Stegner: „Dieser Koalition fehlt die Sensibilität für das Soziale in diesem Land.“ So werde eine Abschiebehaftanstalt in Glücksstadt geplant und das Tariftreuegesetz ausgehöhlt. Schleswig-Holstein sei nicht das mittelstandsfreundlichste, sondern „das arbeitnehmerfeindlichste Bundesland“, sagte der Oppositionsführer.
Weitere Stimmen aus dem Plenum:
Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Tobias Koch…
lobte die gute Zusammenarbeit der Koalition. Jamaika bilde angesichts der Streitigkeiten von CDU/CSU und SPD in Berlin „den Gegenentwurf“ zum Bund, so Koch. „Wir wollen dem Land zeigen, dass wir die Herausforderungen der Zukunft meistern.“ Als Beispiel nannte er die geplante Kita-Reform. Diese sei „ein Mammutprojekt“, bei dem es darum gehe, den Dreiklang von reduzierten Gebühren, Qualitätsverbesserung und die Entlastung der Kommunen hinzubekommen. Für den Kita-Bereich nehme Schleswig-Holstein dreimal so viel Geld wie der Bund in die Hand.
Wie Heinold schätzte auch Koch die Finanzlage des Landes positiv ein: Der Haushalt sei strukturell ausgeglichen. Laufende Ausgaben könnten ohne neue Schulden finanziert werden. Ohne die HSH Nordbank wäre sogar „ein Plus“ im Haushalt möglich.
Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben…
gestand ein: „Wir haben Glück.“ Dennoch sei Jamaika weder unsozial, noch der „Weihnachtsmann“. Es werde kein Füllhorn ausgeschüttet. „Uns ist eine verantwortungsvolle Finanzpolitik wichtig“, erklärte sie. Für unsolide Politik, die künftige Generationen belaste, sei die Regierungskoalition nicht zu haben. Größte Aufgabe sei es zudem, die Demokratie im Land zu wahren. Dies gelinge nur, wenn auch die Schwächsten in der Gesellschaft mitgenommen würden. „Wer Angst vor Fremden hat, hat meist Angst vor anderen Dingen, etwa der Pflege im Alter oder dem Verlust der Arbeit“, sagte sie.
Als wichtigste Themen hob von Kalben die Bereiche Umwelt, Bildung und die Stärkung der Sicherheit hervor. So seien Artenvielfalt, Umweltschutz und der schonende Umgang mit Ressourcen „kein Nice to have“, sondern existentiell. Bildung bilde den Schlüssel zum Zusammenhang in der Gesellschaft, daher würde gerade in Kitas und Schulen investiert. „Wir entscheiden uns hier für einen soliden Weg“, so von Kalben. „Ganz zentral“ sei zudem die gute Ausstattung der Polizei. Bis 2023 gebe es nicht nur 500 neue Stellen, sondern auch eine bessere Ausrüstung.
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt…
zeigte sich überzeugt: Schleswig-Holstein setze mit dem Haushalt 2019 den eingeschlagenen Weg der Modernisierung fort. Mit mehr als zehn Prozent übertreffe das Zahlenwerk sogar die Investitionsquote, die seine Partei in der Oppositionszeit ausgerufen habe. Dahinter verberge sich eine große Kraftanstrengung – nicht nur finanziell gesehen, sondern auch in der praktischen Umsetzung. In den letzten Monaten habe man immer wieder feststellen können, dass sich etwas tue. Im ganzen Land würden Schlaglöcher verschwinden und marode Straßen wieder instand gesetzt, betonte Vogt.
In seiner weiteren Rede nahm der Liberale verstärkt Jamaikas Wirtschaftspolitik ins Visier. Ziel müsse es sein, erklärte er, dass Schleswig-Holstein mit seiner kleinteiligen Struktur zum wirtschaftsfreundlichsten Bundesland werde. Dieses Ziel spiegle sich an verschiedenen Stellen im Haushaltsentwurf wider. So würde beispielsweise die einzelbetriebliche Förderung reduziert und sieben Millionen Euro in die Strukturpolitik gesteckt. Als einen weiteren Baustein nannte er die Durchführung von Start-Up-Camps, um ein gründerfreundliches Klima im Land zu schaffen.
AfD-Fraktionschef Jörg Nobis…
warf der Jamaika-Koalition Steuerverschwendung vor. Man sei mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem durchschnittlich über die Hälfte des Einkommens vom Staat in Beschlag genommen werde, stellt er fest. Die Koalition gebe das Geld für seine „gelb-grün-orange-schwarzen Lieblingsprojekte aus, für ideologische Phantasien“ und werfe „schlechtem Geld immer weiter gutes hinterher“. Dies werde im Umgang mit der Flüchtlingskrise am deutlichsten: Ein ordentlicher dreistelliger Millionenbetrag gebe das Land für die Migrationskrise aus, die sie mit zu verantworten habe.
Das Geld verteile die Regierung auf diverse Pläne und Titel, so Nobis weiter. „Versuchen Sie hier etwas zu verschleiern?“ wandte er sich direkt an Finanzministerin Heinold. „Haben Sie etwa Angst vor Ihrer eigenen Courage? Dass der Bürger, der brave Steuerzahler es eines Tages nicht mehr lustig finden könnte, wofür Sie das Ihnen anvertraute Steuergeld verpulvern?“ Wenn Heinold davor keine Angst habe, dann solle sie doch offen und ehrlich eine Summe für nicht notwendige Kosten der Migrationskrise aufschreiben.
Der Vorsitzende des SSW im Landtag, Lars Harms…
forderte, den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft deutlicher zu stärken. Nur so würden die Bürger „resistenter gegen rechts- und andere extremistische Töne“. Besonders beim Einkommen, aber auch im kulturellen Bereich, etwa bei der Soziokultur oder der grenzüberschreitenden Kultur, dürften Zuschüsse nicht versiegen. Minderheiten müssten weiter unterstützt werden. Wichtig seien zudem faire Löhne, bezahlbarer Wohnraum und eine bessere Pflege. Bei der Digitalisierung würden die Schulen im Land abgehängt, beklagte er. Maßstab dürfe hier nicht der deutsche, sondern der internationale Standard sein.
Weiter stellte Harms heraus: Nicht Migranten, sondern „das Wegsparen von staatlichen Strukturen“ sei „die Mutter aller Probleme“. Er forderte von der Regierungskoalition eine deutliche Stärkung der rechtsstaatlichen Strukturen: „Ressourcen für Polizei und Justiz sind sicherzustellen – da ist noch Luft nach oben.“ Viele Menschen fürchteten sich davor, dass die Gesellschaft und der Rechtsstaat zerfallen, so Harms. Daher müssten Extremismus, „gerade Rechtsextremismus und Identitäre“, besser „gesellschaftlich bekämpft“ werden.
Der Finanzausschuss berät weiter
Das Haushaltsgesetz und das Haushaltsbegleitgesetz wurden zur Beratung an den Finanzausschuss überwiesen. Der Berichtsantrag zur Einrichtung einer „Task Force zur Umsetzung von IMPULS 2030“ und der Finanzplan des Landes werden ebenfalls – abschließend – im Finanzausschuss beraten.
Weitere Redner:
Ole-Christopher Plambeck (CDU), Beate Raudies (SPD), Rasmus Andresen (Grüne), Annabelle Krämer (FDP), Lars Harms (SSW)