Der Eingang zur geplanten Abschiebehaftanstalt in Glückstadt.
©
Foto: dpa, Carsten Rehder
Die von der Landesregierung vorgelegten gesetzlichen Regelungen für die geplante Abschiebehaftanstalt in Glückstadt mit insgesamt 60 Plätzen sorgen für Zoff im Landtag. Die Sozialdemokraten warnten in der Debatte vor bedenklichen Zuständen – insbesondere kritisierten sie in diesem Zusammenhang die geplante Inhaftierung von Kindern. Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) wies die Kritik zurück. Die Abschiebhaft werde so human wie möglich und so sicher wie nötig gestaltet. Die Abschiebehaft sei zudem die „Ultima Ratio“.
Es müsse eine Möglichkeit geschaffen werden, Abschiebungen durchzusetzen, wenn Betroffene sich dieser Pflicht entziehen, sagte Grote in der emotionalen Debatte und mahnte: „Wenn rechtswidriges Verhalten ohne Konsequenz bleibt, macht sich der Rechtsstaat unglaubwürdig.“ Überdies würden Minderjährige nur in Ausnahmefällen aufgenommen werden dürfen. Die Abschiebehaftanstalt soll Anfang 2020 in Betrieb gehen, sie steht auch Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 20 Plätzen zur Verfügung.
„Eingeknickt vor Rechtspopulisten“
„Sie wollen Kinder mit ihren Eltern inhaftieren, die nicht einmal einen Anspruch auf gemeinsame Unterbringung haben sollen“, monierte die flüchtlingspolitische Sprecherin der SPD, Serpil Midyatli (SPD). Sie kritisierte zudem, dass die Einschlusszeiten „nicht gesetzlich garantiert“ seien, sondern „im Ermessen der Anstaltsleitung liegen sollen“. Davon abgesehen räume die geplante Anstalt bestehende Abschiebehindernisse nicht aus. „Das bunte, fröhliche Jamaika ist einknickt vor den Rechtspopulisten“, warf Midyatli den Politikern von CDU, Grünen und FDP vor.
CDU-Fraktionschef Tobias Koch nannte diese Behauptung „ungeheuerlich“: Midyatli habe den Konsens der Demokraten aufgekündigt und die Unabhängigkeit der Justiz infrage gestellt. Auch seine Koalitionskollegin Barbara Ostmeier widersprach vehement: Das Gesetz schaffe klare Regeln und setze Standards. Deshalb sei es „falsch und unredlich von einem Abschiebeknast zu sprechen“. Die Koalition nutze den Spielraum, die das Bundesrecht biete. So würden beispielsweise Männer und Frauen separat untergebracht, und Familien möglichst gemeinsam.
In einer persönlichen Erklärung am Nachmittag entschuldigte sich Midyatli für ihr Zitat mit den Einknicken vor den Rechtspopulisten.
Grüne: „Das Beste herausholen“
Die Grünen-Politikerin Aminata Touré bekannte, dass sie persönlich von einer Abschiebeanstalt nichts halte. Doch müsse man sich mit den bestehenden Bundesgesetzen auseinandersetzen und „das Beste herausholen“. Die Grundlagen für die Inhaftierung von Kindern seien in diesen Gesetzen finden. Midyatlis Vorwürfe seien deshalb „krasser Tobak“, sie würde Empörung lediglich inszenieren. Jan Marcus Rossa (FDP) nannte es „bedenklich und populistisch“, wenn die SPD hier den Eindruck erwecke, dass jede Abschiebung über die Abschiebehaftanstalt vollzogen werde.
Während Claus Schaffer (AfD) das Gesetz grundsätzlich begrüßte, sich aber mehr Plätze für die geplante Abschiebehaftanstalt wünschte, zweifelte der SSW an dem Sinn einer solchen Einrichtung. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass in der ehemaligen Rendsburger Abschiebehaftanstalt nur wenige Menschen in Haft genommen wurden. Von daher handele es sich angesichts von zu erwartenden Kosten von jährlich 1,3 Millionen Euro „um eine teure Tasse Tee“.
Der Gesetzentwurf wurde zur Beratung an den Innen- und Rechtsausschuss überwiesen.