Mehrere Busse stehen in Kiel im Depot der Firma Autokraft.
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Foto: dpa, Carsten Rehder
Weniger Bürokratie, weniger Paragrafen, weniger Aufwand: Die Landesregierung will das Vergaberecht vereinfachen und ist mit ihrem Gesetzentwurf in Erster Lesung auf ein geteiltes Echo im Parlament gestoßen. Während CDU, Grüne, FDP und AfD die geplanten Änderungen begrüßten, nannten SPD und SSW den Entwurf „Klientelpolitik“, die eine Zwei-Klassen-Gesellschaft fördere und geltende Standards herabsenke.
Konkretes Ziel der Landesregierung ist die Vergabe öffentlicher Aufträge von Kreisen, Kommunen und öffentlichen Unternehmen zu vereinfachen. Die Landesregierung wolle „ein schlankes, anwenderfreundliches Gesetz im Interesse der mittelständigen Gesellschaft“ schaffen, erklärte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Das bisherige Gesetz sei vielerorts nicht richtig angewendet worden, weil es nicht kontrollierbar gewesen sei. Buchholz wies darauf hin, dass alle in der Kabinettsanhörung befragten Verbände die Entschlackung des Gesetzes deutlich begrüßt hätten. Laut dem Entwurf müssen Nachhaltigkeitsaspekte bei Vergaben der öffentlichen Hand im Norden künftig nicht mehr zwangsläufig berücksichtigt werden.
SPD beklagt Abbau von Sozialstandards
Aus 20 Paragrafen seien fünf geworden, da gesetzliche Doppelungen gestrichen wurden, erläuterte Lukas Kilian (CDU). Für ihn sei dieser Punkt „das Wichtigste und Beste“. Der Entwurf sei ein „weiterer großer Schritt dahin, das mittelstandsfreundlichste Bundesland in Deutschland“ zu werden, freute er sich. Ähnlich argumentierte Kay Richert (FDP). Er verwies darauf, dass Vergabekammern auch künftig „einen Gestaltungsspielraum“ hätten. Der Mindestlohn werde nicht unterlaufen. Volker Schnurrbusch (AfD) schloss sich dieser Haltung ebenfalls an.
Für die SPD kritisierte Thomas Hölck dagegen, dass mit der geplanten Novelle des Vergaberechts der Nachhaltigkeitsgedanke in den Hintergrund trete. Schleswig-Holstein habe ein modernes und vorbildliches Tarif- und Vergabegesetz, betonte er. Das Gesetz untergrabe „die Autorität und Vorbildwirkung des Staates bei öffentlichen Vergaben“, so der Sozialdemokrat. Die geplanten Änderungen kritisierte er als Gefahr des Lohndumpings und Unterlaufens von Tarifen – der Sozialstandard werde abgebaut.
Die Grünen sprechen von einem Kompromiss
Lars Harms (SSW) kritisierte ebenfalls, der Schutz der Arbeitnehmer werde ausgehöhlt. Die Jamaika-Koalition gefährde den Standort Schleswig-Holstein. „Es ist nicht Aufgabe der Politik, Lohndumping und Perspektivlosigkeit zu fördern, aber genau das tut die Koalition“, so Harms. Der SSW legte einen Änderungsantrag vor, der auch in Zukunft im Öffentlichen Personennahverkehr (Bus und Bahn) den gültigen Tariflohn einfordert.
Der Gesetzentwurf sei ein Kompromiss, machte Rasmus Andresen (Grüne) deutlich. Es gebe Aspekte, hinter denen die Grünen stünden wie etwa die Eigenerklärung. Die Nachhaltigkeit hätte seine Partei nicht abgeschafft, so Andresen. Gleichwohl sei es aber falsch zu behaupten, von einem „Kahlschlag“ zu sprechen. „Auch aus den Kommunen heraus können ökologische und soziale Standards definiert werden“, sagte Andresen.
Der Gesetzentwurf und der Änderungsantrag des SSW werden jetzt im Wirtschaftsausschuss weiter beraten.