Eine junge Lehrerin schreibt an eine Schultafel im Mathematikunterricht einer achten Klasse an einer weiterführenden Schule.
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte
Schleswig-Holstein will seine Lehrer künftig wieder nach Schularten getrennt ausbilden. „Wir bilden unsere Lehrkräfte in Zukunft gezielter im Hinblick auf ihren zukünftigen Einsatzort aus“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) bei der Ersten Lesung des Gesetzentwurfs zur Reformierung der Lehrerausbildung. Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP will die von der Vorgängerregierung eingeführte einheitliche Ausbildung von Lehrern für die Sekundarstufe – Gymnasien und Gemeinschaftsschulen – damit wieder abschaffen. Stattdessen setze die Landesregierung auf eine auf die Bedürfnisse der Schulart und ihrer Schüler zugeschnittene Ausbildung an den Universitäten, so Prien. SPD und SSW reagierten mit Unverständnis auf die vorgestellten Pläne.
Martin Habersaat (SPD) sprach in der Debatte von einer „bildungspolitischen Rolle rückwärts“. Damit gebe die Politik dem Standesdünkel der Gymnasien nach. Diese seien „Spitze“, alle anderen Schularten „subsidiär“. Gymnasialschullehrer dürften künftig an Gemeinschaftsschulen unterrichten, umgekehrt sei dies für die Gemeinschaftsschullehrer nur unter bestimmten Umständen möglich. Außerdem müssten sich die Gemeinschaftsschulen um all jene Schüler kümmern, die an den Gymnasien scheiterten – weil die Gymnasien das Recht hätten „schräg auf die Gemeinschaftsschule zu versetzen“.
CDU und FDP befürworten getrennte Ausbildungen
Tobias Loose (CDU) und Christopher Vogt (FDP) hielten dagegen: Das geplante Gesetz bilde eine gute Grundlage für die Lehrausbildung. Es ermögliche „folgerichtig“ für die zwei Schularten Gymnasium und Gemeinschaftsschule auch unterschiedliche Ausbildungskonzepte, konstatierte Loose. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Vogt sah das genauso: Das Ausbildungskonzept passe „gut zur vorhandenen Schulstruktur“. Zudem passe die Aufteilung besser zur Schulausbildung in den anderen Bundesländern.
Lasse Petersdotter (Grüne) räumte ein, dass die Verhandlungen innerhalb der Koalition um den Gesetzentwurf für einen „großen Konflikt“ gesorgt hätten. Schließlich hätte seine Fraktion dem Nord-Ampel-Gesetz 2014 zugestimmt. Den Kompromiss könne er aber mittragen. Es handele sich um eine „kleine Anpassung“, ein „Reförmchen“. Auch dass sich die Kieler Universität (Gymnasiallehrer) und die Flensburger Universität (Gemeinschaftsschullehrer) künftig auf eine Ausbildung konzentrieren, sah Petersdotter positiv. Schließlich seien beide Hochschulen mit dieser Entscheidung einverstanden.
SSW stellt sich hinter Studierende
Die Studierenden seien mit der jetzigen Ausbildung zufrieden, erklärte Jette Waldinger-Thiering (SSW) in der Debatte, und deren Meinung sei ihr „im Zweifel wichtiger“ als die „grundsätzliche Zustimmung der Universitäten mit der Reform“.
Frank Brodehl (AfD) attackierte einmal mehr die SPD für ihre Bildungspolitik. Er warf den Sozialdemokraten Gleichmacherei vor. Insofern bedeute die Reform der Jamaika-Koalition einen „guten Tag“ für Schleswig-Holsteins Bildungswesen.
Über die Reform wird nun im Bildungsausschuss weiter beraten. Sie soll zum 1. Februar 2019 in Kraft treten.