Der Landtag ist sich einig: Die Qualität in Kindertagesstätten muss steigen. Kinder in Schleswig-Holstein sollen besser und umfassender betreut, Eltern und Kommunen zudem finanziell entlastet werden. Familienminister Heiner Garg (FDP) kündigte in einer fast zweistündigen Debatte eine Vielzahl von neuen Regelungen an, die dann 2020 greifen sollen.
So soll das „unüberschaubare Finanzierungssystem“ der Kitas entzerrt, Kindertagespflege aufgewertet, Verwaltungsaufwand abgeschafft und landeseinheitliche Strukturstandards – etwa zur Sprachförderung, Gesundheit, Inklusion oder Medienkompetenz – erstellt werden. Zudem sollen Elternbeiträge künftig gedeckelt und landesweit vereinheitlicht werden. Die Kita-Reform gehöre zu den „Leit-Projekten“ der Jamaika-Koalition, unterstrich Garg bei der Vorstellung des Regierungsberichts zur geplanten Neuordnung der Kitagesetzgebung.
Bis 2022 werden laut dem Minister zusätzlich 481 Millionen Euro fließen. Davon seien 210 Millionen für Qualitätsverbesserungen, 136 Millionen für die Entlastung der Eltern und 135 Millionen Euro für die Entlastung der Kommunen vorgesehen. Eine sofortige Beitragsfreiheit wie von der SPD gefordert, lehnt Garg ab: „Wir setzen lieber auf einen Dreiklang, als jetzt sofort nur die Beiträge der Eltern zu streichen.“ Für die Koalition gelte Qualität vor Beitragsfreiheit. „Denn die Qualität der frühkindlichen Bildung darf bei den ganzen lauten Forderungen nach sofortiger Beitragsfreiheit nicht hinten runterfallen“, stieß Katja Rathje-Hoffmann (CDU) ins gleiche Horn.
SPD: Mehr Qualität bedeutet auch mehr Personal
Die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli nannte den Bericht eine reine Bestandsaufnahme. „Es wurden bloß alle bereits bekannten Probleme nun aufgelistet, welche in den nächsten zwei Jahren bearbeitet werden sollen.“ Zudem reiche das von der Koalition bereitgestellte Geld nicht aus. Mehr Kita-Plätze, längere Öffnungszeiten und mehr Qualität bedeuteten auch mehr Personal. Bereits jetzt könnten Träger trotz ausreichender Raumkapazitäten keine weiteren Gruppen eröffnen. „Wir haben einen nicht nur fühlbaren, sondern auch tatsächlichen Fachkräftemangel“, mahnte Midyatli.
Daher müssten die Ausbildungs- aber auch Arbeitsbedingungen für Erzieher deutlich attraktiver werden, griff Flemming Meyer (SSW) den Ball auf. „Wir dürfen nicht vergessen, dass sie oft sehr belastet und mitunter auch überlastet sind.“
Grüne: Geldbeutel darf nicht über frühkindliche Bildung entscheiden
Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben betonte, das Ziel der Jamaika-Koalition, zum familienfreundlichsten Bundesland zu werden, sei „hochgesteckt“. Der Geldbeutel der Eltern dürfe nicht ausschlaggebend dafür sein, ob Kinder eine frühkindliche Bildung bekommen oder nicht. Auch von Kalben betonte, Menschen, die sich frühkindlicher Bildung widmeten, sollten gestärkt werden. „Wir müssen alles vermeiden, damit eine gut ausgebildete Kraft aus einer Kita geht.“
Der Elternbeitrag sollte landesweit einheitlich und nicht höher sein als das Kindergeld, sagte Anita Klahn (FDP). Alles andere stehe noch nicht fest - „wir sind mitten im Reformprozess“, so Klahn. Dabei gehe es auch um den Wunsch einer zweiten Fachkraft pro Gruppe und längere Kita-Öffnungszeiten. Der Bericht enthalte viele gute Ansätze, lobte Frank Brodehl (AfD). Aber: Kitas und Erzieher müssten auf gestiegene Anforderungen reagieren. „Damit werden die Erzieher überfordert, damit kann die ganze Reform scheitern“, mahnte er.
Der SPD-Antrag mit dem Kernziel der Beitragsfreiheit wurde abgelehnt, der Alternativantrag von CDU, Grünen und FDP, der die Reformbestrebungen der Regierung begrüßt, angenommen.