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27. April 2018 – Top 17: Abitur

Wegen G9-Abitur: Sorge um Gemeinschaftsschulen

Nach der Rückkehr zum „Langsam“-Gymnasium G9 sorgt sich die SPD um die Zukunft anderer Schularten. Die Befürchtung: Das neunjährige Gymnasial-Abitur könnte Gemeinschaftsschulen Konkurrenz machen.

Schüler rennen an einer mit G8 und G9 beschrifteten Tafel vorbei.
Schüler rennen an einer mit G8 und G9 beschrifteten Tafel vorbei.
© Foto: dpa, Armin Weigel

Nach dem von der Jamaika-Koalition beschlossenen Wechsel zurück zum Abitur nach neun Jahren sorgt sich die SPD nun um die Zukunft der Oberstufen an Gemeinschaftsschulen in Schleswig-Holstein. So fordern die Sozialdemokraten von der Landesregierung einen Maßnahmenkatalog, mit dem die Bildungswege zum Abitur außerhalb der Gymnasien gefördert und „einer strukturellen Benachteiligung der Gemeinschaftsschulen entgegengewirkt werden soll“.

Dass Schleswig-Holstein seinen Rückstand gegenüber der bundesweiten Abiturientenquote in den vergangenen Jahren aufgeholt habe, sei auch den zum Abitur führenden Bildungswegen an Gemeinschaftsschulen zu verdanken. Die „vielfältigen Wege“ zur Hochschulreife will die SPD erhalten. Eine Rückentwicklung der Gemeinschaftsschule zur ehemaligen Regionalschule dürfe es nicht geben, heißt es in ihrem Antrag.

Wie jüngste Zahlen des Bildungsministeriums zeigen, ging die Zahl der Anmeldungen an Gemeinschaftsschulen zum Schuljahr 2018/2019 im Landesschnitt um 0,6 Prozent zurück. Einen leichten Anstieg konnten hingegen die Gymnasien verzeichnen: Die Zahl der Neuanmeldungen stieg um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Ministerium spricht von „einem moderaten Anstieg der Zahlen, weit weg von einem Run auf Gymnasien bei gleichzeitiger stabiler Entwicklung der Zahlen an den Gemeinschaftsschulen“.

(Stand: 23. April 2018)

Vorherige Debatten zum Thema:
plenum-online Dezember 2017
plenum-online Juli 2017

Es dürfe keine „strukturelle Benachteiligung der Gemeinschaftsschulen“ geben, betonen die Sozialdemokraten. Jamaika wies den Vorwurf zurück: Gerade die Gemeinschaftsschulen würden durch den geplanten „Bildungsbonus“ gestärkt.

CDU, FDP und Grüne dürften nicht den „Rückwärtsgang einlegen“, mahnte Kai Vogel (SPD). Bereits jetzt müssten Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe Schüler abweisen. Dennoch sehe Jamaika keinen Bedarf, hier zu investieren. Dies, so Vogel, führe zu einer „Spaltung“ der Schullandschaft. Jette Waldinger-Thiering (SSW) teilte die Befürchtung: Mit der Umwandlung zu G9 würden Ressourcen gebunden, die an anderen Schulen und für andere Aufgaben fehlten.

„Mit uns wird es keine Schlechterbehandlung einer Schulart geben“, entgegnete Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Gemeinschaftsschulen erhielten bereits jetzt mehr Geld als Gymnasien. Ines Strehlau (Grüne) unterstrich: „Mit uns wird es keine Rückabwicklung der Gemeinschaftsschule zur ehemaligen Regionalschule geben“. 

Hohe Abiturquote „nicht um jeden Preis “

Jamaika setzt auf einen „Bildungsbonus“ für soziale Brennpunkte. Schulen mit vielen Kindern aus bildungsfernen Familien und hohem Migrantenanteil sollen mehr Geld und Lehrer bekommen. Hiervon würden insbesondere die Gemeinschaftsschulen profitieren, merkte Anita Klahn (FDP) an.

Tobias Loose (CDU) wies aber auch darauf hin, dass die Bildungspolitik „nicht um jeden Preis eine möglichst hohe Abiturquote“ anstreben dürfe. Ein niveauarmes Abi bringe „mangelnde Studierfähigkeit“ mit sich. „Bildungsideologische Träumereien“ warf Frank Brodehl (AfD) den Sozialdemokraten vor. Der „Akademisierungswahn“ führe direkt ein eine hohe Jugendarbeitslosigkeit.

Antrag

Alle Wege zum Abitur offenhalten
Antrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/672

Alternativantrag

Rückenwind für alle Bildungsabschlüsse in Schleswig-Holstein
Alternativantrag der Fraktionen von CDU, Grünen und FDP – Drucksache 19/714