Dies kündigte der Leiter der DB Regio Nord, Torsten Reh, im Wirtschaftsausschuss an. Reh machte für den Kursschwenk „juristische Gründe“ verantwortlich. Im Februar hatte die Bahn noch die Einbehaltung von 350.000 Euro akzeptiert. Von dem Geld sollen die von anhaltenden Verspätungen, Zugausfällen und anderen Missständen genervten Marschbahn-Pendler entschädigt werden. Die Ausschussmitglieder quittierten die Ankündigung des Bahnvertreters mit Kopfschütteln.
Die Einstellung der Zahlungen „ist nicht hinnehmbar“ beziehungsweise „völlig unverständlich“, sagten Klaus-Dieter Jensen und Lukas Kilian (beide CDU). Und Wirtschaftsstaatssekretär Thilo Rohlfs kündigte umgehend an, dass das Land auch in diesem Monat auf die Sondervertragsstrafe beharren werde. Angesichts der Missstände auf der Strecke Hamburg-Sylt hatte Verkehrsminister Bernd Buchholz (CDU) die Sanktion im Februar-Plenum des Landtages angekündigt.
Demnach will das Land für jeden Monat, in dem die Pünktlichkeitsquote unter 90 Prozent bleibt, 250.000 Euro einbehalten und für jeden Monat mit mehr als ein Prozent der sogenannten Zugkilometer 100.000 Euro. Von dem Geld sollen Pendler rückwirkend entschädigt werden, etwa mit 50 Euro für Monatskarteninhaber der 2. Klasse und 75 Euro für die 1. Klasse. Auch das Parlament hatte in seiner Februar-Tagung mit der Verabschiedung eines Forderungskatalogs Druck gemacht, damit die Züge deutlich pünktlicher sowie Reparatur- und Personalkapazitäten verbessert werden.
Vereinbarte Pünktlichkeitsquote in weiter Ferne
Mit Blick auf die kommenden Monate konnte der Leiter der DB Regio Nord in der heutigen Ausschusssitzung allerdings wenig Positives verkünden. Zwar sei die Pünktlichkeitsquote der Marschbahnzüge in den vergangenen drei Wochen von 62 Prozent auf derzeit 83 Prozent gestiegen, doch die in diesen Tagen aufgenommenen Gleisbauarbeiten im Streckenabschnitt Elmshorn-Pinneberg könnten laut Reh die zuletzt „einigermaßen stabilisierte Lage“ wieder aufweichen.
Vertraglich vereinbart ist eine Pünktlichkeitsquote von 93 Prozent. Während Kay Richard (FDP) grundsätzlich davor warnte, an dieser Quote zu rütteln, räumte der Leiter der DB Regio Nord auf Nachfrage des SPD-Abgeordneten Kai Vogel ein, dass es unwahrscheinlich sei, die 93-Prozent-Marke in diesem Jahr zu erreichen. Ohne Umschweife nannte der Bahnvertreter die „derzeitige Betriebsqualität völlig unzureichend“. Immerhin zeichne sich ab, dass die Anzahl der verfügbaren Loks – derzeit 15 – langsam ansteige, und auch neue Schulungskurse für Lokführer auf dem Weg seien. Zudem, so Reh, gebe es Verbesserungen im Bereich der Instandhaltung, unter anderem durch die Einbeziehung des Reparaturwerks in Husum. Äußerst problematisch sei allerdings weiterhin die Ersatzteilbeschaffung für die mängelbehafteten Züge.
Ausschuss bleibt am Ball
Abschließend kündigte der Ausschussvorsitzende Andreas Tietze an, dass der Wirtschaftsausschuss die Situation auf der Marschbahn-Strecke weiter intensiv verfolgen werde. Zu den aktuellen Ausführungen des Bahnvertreters sagte er: „Das war nicht dolle, was wir heute gehört haben“.