Alle Fraktionen stellten sich hinter einen entsprechenden SPD-Antrag, den die Jamaika-Partner um eigene Aspekte ergänzt haben. Er beinhaltet auch Verdachtsfälle von Sexismus und Rassismus in der Eutiner Polizeischule. Insgesamt hat der „Polizei“-PUA, der 28. Untersuchungsausschuss in der Geschichte des Landtages, nun fast 100 Einzelfragen zu klären.
Er hoffe auf „Aufklärungswillen und Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten“, so der SPD-Abgeordnete Kai Dolgner. Dies werde „entscheidend für die Geschwindigkeit unserer Arbeit sein“. Dolgner appellierte, den PUA „nicht zum parlamentarischen Stellungskrieg“ zu nutzen, sondern den Verfassungsauftrag des Parlaments zu erfüllen, Regierung und Verwaltung „im öffentlichen Interesse“ zu kontrollieren.
Im Kern geht es um eine Messerstecherei zwischen rivalisierenden Rockern in Neumünster im Jahr 2010. Zwei Ermittler behaupten, ihre Untersuchungen in diesem Fall seien von Vorgesetzten behindert worden, um einen Informanten aus dem Rocker-Club „Bandidos“ zu decken. Die Ermittler behaupten, sie seien massiv unter Druck gesetzt und auf unattraktive Posten abgeschoben worden, während mutmaßlich mobbende Vorgesetzte Karriere gemacht hätten.
Kein „Scheibenschießen auf Ex-Innenminister“
Im Hintergrund steht auch die Frage, inwieweit die verschiedenen Innenminister von CDU und SPD im Laufe der Jahre über diese Vorgänge im Bilde waren. Es werde auch darum gehen, betonte Claus Christian Claussen (CDU), „ob die Beurteilungen politischer Handlungsträger richtig waren“. Der Ausschuss solle aber nicht zum „fröhliches Scheibenschießen auf Ex-Innenminister“ dienen, mahnte Claussen.
Burkhard Peters (Grüne) sah das Kernproblem in der Rolle der „V-Leute“. Diese „Vertrauenspersonen“ gehören in der Regel selbst einer kriminellen Bande an und versorgen die Polizei gleichzeitig mit Insider-Informationen. Diese Doppelrolle beinhalte eine „schwerwiegende Infektionsgefahr für den Rechtsstaat“, so Peters.
SSW plädiert für unabhängige Richteruntersuchung
Jan Marcus Rossa (FDP) verwies auf „kurios anmutende Personalentscheidungen“ in der Landespolizei im Jahr 2013. Damals seien Führungskräfte trotz massiver Mobbing-Vorwürfe befördert worden. Warum dies geschehen sei, müsse der PUA klären. Die „Rocker-Affäre“ habe das Bild der Landespolizei in der Öffentlichkeit beschädigt, stellte Claus Schaffer (AfD) fest. Dies gelte es nun zu korrigieren: „Am Ende des PUA muss eine Landespolizei stehen, die den Respekt der Bevölkerung zurückgewonnen hat.“
Lars Harms (SSW) äußerte Zweifel, ob der Untersuchungsausschuss die Wahrheit zutage fördern kann. Er hätte eine richterliche Untersuchung der Vorfälle bevorzugt, so Harms. Es bleibe zu hoffen, dass man im PUA „trotz unterschiedlicher Parteiinteressen gemeinsam an der Klärung der Sachverhalte arbeitet“.