Das Wort "frei" steht in einem Taschenkalender am 31. Oktober 2017 .
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Foto: dpa. Sebastian Gollnow
Der Reformationstag wird gesetzlicher Feiertag in Schleswig-Holstein. Das hat der Landtag einstimmig bei wenigen Enthaltungen beschlossen. Bereits in diesem Jahr ist Mittwoch, der 31. Oktober, schul- und arbeitsfrei. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Reformationstag schon seit Jahrzehnten ein Feiertag, auch in Hamburg und Niedersachsen ist dies im Gespräch.Damit holt der Norden gegenüber Süddeutschland auf. Während Bayern auf 13 Feiertage kommt, waren es in Schleswig-Holstein bisher nur neun, jetzt sind es zehn.
Der neue Feiertag erinnert an den 31. Oktober 1517, als Martin Luther seine 95 Thesen gegen den päpstlichen Ablasshandel an die Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. Das Ereignis gilt als Startpunkt der Kirchenreformation und der Spaltung zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Die Jamaika-Koalition hatte die entscheidende Initiative für den 31. Oktober auf den Weg gebracht. Trotz der Einmütigkeit gab es im Parlament auch skeptische Stimmen. Die Liberalen warnten vor negativen Folgen für die Wirtschaft. SPD, Grüne, FDP und SSW hätten sich auch andere Anlässe für einen Feiertag vorstellen können.
„Klares Ungewichtig gegenüber dem Süden“
Für die Sozialdemokraten wäre der 2. November als Tag des Kieler Matrosenaufstandes im Jahr 1918 die erste Wahl gewesen, wie die Abgeordnete Özlem Ünsal betonte. Damit seien das Ende des Kaiserreichs und die Demokratisierung Deutschlands verbunden. Andererseits gebe es aber „ein ganz klares Ungleichgewicht“ gegenüber dem Süden, deswegen stimme die SPD aus „Wertschätzung für die Arbeitnehmer“ dem Jamaika-Vorschlag zu, so Ünsal.
„Tag für das Wir in unserer Gesellschaft“
„Die Zustimmung fällt nicht leicht“, bekannte auch Eka von Kalben (Grüne): „Wir würden einen weltlichen Feiertag bevorzugen.“ Die Grünen hatten sich für den 8. März, den Internationalen Frauentag, ausgesprochen. Von Kalben empfahl, den Reformationstag künftig nicht allein als protestantischen Feiertag zu begehen, sondern als „Tag für das Wir in unserer Gesellschaft“.
Christopher Vogt (FDP) unterstrich seine „eher verhaltene Begeisterung“. Die Freien Demokraten hatten den 23. Mai als Tag des Grundgesetzes vorgeschlagen, „eine der modernsten und liberalsten Verfassungen der Welt“. Grundsätzlich sahen die Liberalen keine zwingende Notwendigkeit für einen neuen Feiertag. Schleswig-Holstein solle nicht bei den freien Tagen, sondern „bei der Bildungsqualität und der Wirtschaftskraft mit Bayern gleichziehen.“ Insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen im Lande würden geschwächt, befürchtete Vogt.
„Verbindendes Element für den norddeutschen Raum“
Der SSW hatte sich für den 13. Juni als „Tag der Landesverfassung“ stark gemacht, Dieses Datum stehe für „Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“ – und habe einen direkten Bezug zum Land zwischen den Meeren, so der Abgeordnete Lars Harms. Der Reformationstag sei hingegen „kein verbindender Tag“. Beispielsweise seien die katholische und die jüdische Gemeinschaft gegen dieses Datum gewesen.
CDU-Fraktionschef Tobias Koch sprach sich ohne Einschränkung für den Reformationstag aus. Er verschaffe „einem bedeutendem Ereignis die angemessene Aufmerksamkeit“. Der Tag sei kein „Deckmantel für mehr Freizeit“, sondern künftig ein „verbindendes Element für den norddeutschen Raum“.
Grote: Reformationstag 2017 hat die Menschen bewegt
Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) erinnerte daran, dass der 31. Oktober im vergangenen Jahr anlässlich des 500. Reformationsjubiläums bereits bundesweit als Feiertag begangen wurde. Die damalige „interkulturelle und gesamtgesellschaftliche Ausrichtung“ der Feierlichkeiten habe „ganz viele Menschen bewegt“. Am 31. Oktober werde vielerorts Halloween gefeiert, so Grote. Nun gebe es die Gelegenheit, das christliche Erbe „völlig neu ins Bewusstsein zu rücken“.
Claus Schaffer (AfD) kritisierte die „Parlamentsposse“ um den neuen Feiertag. Seine Fraktion habe den 31. Oktober als erste ins Spiel gebracht. Die anderen Parteien hätten den Vorschlag jedoch abgelehnt, nur weil er von der AfD stamme. „Sie lehnen einen Antrag der AfD für den Reformationstag ab, nur um dann einen eigenen Antrag zum Reformationstag zu beschließen“, warf er den Jamaika-Partnern vor.