Die Landesregierung hat ihren im Herbst vergangenen Jahres vorgestellten Zeitplan zur Windenergie-Regionalplanung bekräftigt. Bis Mitte dieses Jahres soll ein neuer Entwurf vorliegen, bis Ende 2018 werde es wieder eine Anhörung geben, berichtete Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) auf Antrag der SPD. Man werde dann sehen, ob vielleicht ein dritter Entwurf nötig ist, so der Minister. Die Landesregierung setze auf „Rechtssicherheit und Akzeptanz“ in der Bevölkerung. Den ersten Entwurf hatte die ehemalige rot-grün-blaue Landesregierung vorgelegt.
Gegen die Planung der alten Landesregierung hatte es im Norden rund 6500 Einwände gegeben. Fällt die Zahl bei den neuen Plänen ähnlich hoch aus, droht eine Verzögerung um ein weiteres Jahr. Denn eine dritte Anhörung wäre erst Ende 2019 fertig, wie Grote sagte. Der Innenminister kündigte an zu überprüfen, ob bis zu vier Monate Zeit gewonnen werden können, wenn Anhörungen künftig ausschließlich digital erfolgen.
383 Ausnahmegenehmigungen erteilt
2015 hatte das Oberverwaltungsgericht Schleswig die 2012 erstellten Regionalpläne und damit die Ausweisung von Windeignungsgebieten aufgrund verschiedener Rechtsfehler für unwirksam erklärt. Um Pläne rechtssicher vorzulegen, gilt seitdem ein Moratorium. Das bedeutet laut Minister Grote aber keinen Stillstand: Seit dem Inkrafttreten im Juni 2015 wurden seinen Angaben zufolge bereits 383 Ausnahmegenehmigungen für neue Windkraftanlagen gegeben.
SPD spricht von „Wählertäuschung“
Für die SPD reicht das aber nicht aus. „Ihre neue Dynamik führt zum Stillstand beim Ausbau der Windenergie“, hielt Thomas Hölck (SPD) der Regierungskoalition vor. Mit ihrem Wahlversprechen für größere Abstände von Windkraftanlagen zur Wohnbebauung verantworte vor allem die CDU „den Abzug der letzten Produktionskapazitäten der Branche im Land“, so Hölck. Das sei „Wählertäuschung“, denn vor 2020 oder 2021 könne keine neue Anlage gebaut werden.
„Sie sollten einen Vortrag über alternative Energien nicht mit einem Vortrag mit alternativen Fakten verwechseln“, konterte Claus Christian Claussen (CDU). Von einem Stillstand könne faktisch praktisch keine Rede sein. Nicht die CDU, sondern das Urteil des OVG habe dem Windkraftausbau die rechtliche Grundlage genommen und damit „zwingend zu einer Verzögerung geführt“, sagte Claussen.
Weitere Redner:
Bernd Voß (Grüne), Oliver Kumbartzky (FDP), Volker Schnurrbusch (AfD), Lars Harms (SSW)