Das Turbo-Abitur wird in Schleswig-Holstein zum Auslaufmodell. CDU, Grüne, FDP und AfD setzten am Donnerstag die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren an den schleswig-holsteinischen Gymnasien durch. SPD und SSW bemängelten erneut, dass Gymnasien, die bei G8 bleiben wollen, dafür eine Dreiviertelmehrheit der Schulkonferenz benötigen. Die Sozialdemokraten machten sich für eine einfache Mehrheit stark, scheiterten aber mit ihrem Änderungsantrag an der Koalition.
In der Debatte nahmen die Abgeordneten auch die möglichen finanziellen Folgen der Rückkehr zu G9 in den Blick. Wenn es schon keine Wahlfreiheit für die Schulen gebe, dann dürfe man die Kommunen nicht mit den Kosten im Regen stehen lassen, befand Jette Waldinger-Thiering (SSW). Für die Rückkehr zu G9 brauche es schließlich mehr Räume und mehr Lehrkräfte. Ihre Partei forderte deshalb in einem Antrag eine verbindliche Vereinbarung zur Kostenübernahme. Dieser Vorstoß scheiterte an der Mehrheit der Jamaika-Koalition.
Loose: Kosten noch nicht abzusehen
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) warf dem SSW vor, „auf blauen Dunst über eine Kostenlawine zu spekulieren“. Über die Kosten werde mit den kommunalen Verbänden gesprochen und dann auf fachlicher Grundlage eine Entscheidung getroffen. In dieselbe Richtung argumentierte Tobias Loose (CDU): Die entstehenden Kosten seien heute noch nicht abzusehen. Loose sieht in der Rückkehr zu G9 grundsätzlich den richtigen Weg, um an den Gymnasien eine bessere Unterrichtsqualität zu erreichen.
Für eine Grundgesetzänderung brauche es eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Für den Verbleib bei G8 müsse eine Schulkonferenz eine Dreiviertelmehrheit organisieren, wiederholte Martin Habersaat (SPD) die Hauptkritik der Sozialdemokraten. Die Tatsache, dass die Regierungsfraktionen an dem Quorum und auch sonst nichts an dem Gesetzentwurf des Ministeriums geändert hätten, zeige: „Dialog war gestern - ab jetzt wird durchregiert.“
Strehlau: Kein Gymnasium will bei G8 bleiben
Für G9 spreche, dass Jugendliche aus Nicht-Akademiker-Familien nach neun Jahren am Gymnasium häufiger ein Studium beginnen würden, konstatierte Ines Strehlau (Grüne). Das falle als bildungspolitisches Argument für G9 ins Gewicht, auch wenn die Grünen grundsätzlich keine Fans von ständigen Wechseln seien. Zudem gebe es ihres Wissens nach kein Gymnasium, das an G8 festhalten wolle.
„Wäre es nach den Eltern gegangen, hätte es die Umstellung auf G8 nie gegeben“, sagte Frank Brodehl (AfD). Brodehl machte zugleich deutlich, dass die Rückkehr zu G9 aber auch zu einer Qualitätsdebatte führen müsse. Die Gymnasien müssten sich weiterentwickeln, so seine Forderung.