Ein Kind übt im Schwimmunterricht mit einem Schwimmbrett.
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Foto: dpa, Rolf Vennenbernd
Die AfD greift in dieser Wahlperiode ein Thema auf, mit dem sich der Landtag zuletzt im März inhaltsähnlich im Rahmen der Beantwortung einer Großen Anfrage beschäftigt hat: Die Situation der Schwimmausbildung und des Schwimmsports in Schleswig-Holstein. Die AfD nimmt jetzt schwerpunktmäßig den Schwimmunterricht an den Schulen ins Visier. Die Sorge einst wie jetzt ist, dass die Zahl der Nichtschwimmer infolge fehlender oder maroder Schwimmbäder zunimmt.
Mit dem vorliegenden Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, die Forderungen mehrerer Interessenverbände – darunter eine Empfehlung der Kultusministerkonferenz – umzusetzen und den Schul-Schwimmunterricht in „ausreichendem Umfang“ sicherzustellen. Dafür sei eine Erhebung zum derzeitigen Stand des Schwimmangebots an Grundschulen und weiterführenden Schulen durchzuführen. Derzeit könnten einzelne Schulen „aus unterschiedlichen Gründen“ nicht allen Schülern Schwimmunterricht ermöglichen, moniert die AfD.
Knapp die Hälfte der Schwimmstätten müssen saniert werden
Laut dem damaligen Sportminister Stefan Studt (SPD) ist Schleswig-Holstein mit Blick auf die Anzahl Schwimmsportstätten gut aufgestellt, liege sogar über dem Bundesdurchschnitt. Im März dieses Jahres meldet der Minister 293 Hallen-, Frei- und Naturbäder im Land. Allerdings räumte er ein, dass knapp die Hälfte dieser Schwimmstätten saniert werden müssen. Als bedenklich stufte der Studt ein, dass es zwar genügend „Schwimmlernkurse“ gebe, aber 20 Prozent der Kinder nach ihrer Grundschulzeit nicht schwimmen könnten.
Drei Monate später, im Juni, kritisierte der Vizepräsident der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Achim Haag, dass viele Grundschulen ihrem gesetzlichen Auftrag, die Schwimmausbildung zu übernehmen, nicht vollständig nachkommen können, weil kein Schwimmbad erreichbar sei. Mittlerweile habe seinen Angaben zufolge ein Viertel der Grundschulen in Deutschland keinen Zugang zu einem Bad. Allein 116 Schwimmbäder schlossen der DLRG zufolge deutschlandweit im vergangenen Jahr.
DLRG befürchtet Land der Nichtschwimmer
Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des DLRG zeigt: Während in der Altersgruppe der über 60-Jährigen noch 56 Prozent in der Grundschulzeit schwimmen lernten, sind es bei den 14- bis 29-Jährigen der Befragten mit 36 Prozent nur noch gut ein Drittel. „Wenn diese Entwicklung so weitergeht, ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann Deutschland zu einem Land der Nichtschwimmer wird“, mahnte DLRG-Vizepräsident Haag.
Die Umfrage ergab aber auch, dass die Selbsteinschätzung vieler Menschen und die der Lebensretter von der DLRG weit auseinander gehen. Demnach gaben nur drei Prozent der Befragten in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen an, nicht schwimmen zu können. Das entspricht dem bundesweiten Schnitt. In der Mitte Deutschlands sind sechs Prozent Nichtschwimmer, im Osten vier Prozent und im Süden zwei. Für sehr gute oder gute Schwimmer halten sich bundesweit knapp die Hälfte der Befragten, wobei es regional keine großen Abweichungen gibt.
Die DLRG sorgt sich vor allem um den Nachwuchs: Nur 40 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen besitzen der Umfrage zufolge ein Jugendschwimmabzeichen. 59 Prozent der Eltern gehen trotzdem davon aus, dass ihre Kinder sichere Schwimmer sind.
(Stand: 13. November 2017)