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13. Oktober 2017 – Top 28: Handwerksbetriebe

Meistergründungsprämie ist auf dem Weg

Mit einer Meistergründungsprämie möchte die Jamaika-Koalition Unternehmensgründungen forcieren. Mit dem mit breiter Mehrheit verabschiedeten Antrag wird die Regierung aufgefordert, bis Ende 2018 ein Umsetzungskonzept vorzulegen.

Ein junger Mann arbeitet am Schraubstock in einer Ausbildungswerkstatt für Mechaniker.
Ein junger Mann arbeitet am Schraubstock in einer Ausbildungswerkstatt für Mechaniker.
© Foto: dpa, Bernd von Jutrczenka

Die Koalitionsfraktionen wollen Unternehmensgründungen erleichtern und bestehende Handwerksbetriebe erhalten. Dazu soll laut einem vorgelegten Antrag die Landesregierung bis spätestens 2018 ein Konzept für eine sogenannte Meistergründungsprämie vorlegen.

Für das Konzept sollen insbesondere die Ausgestaltung und die Höhen der Förderung, das Fundament der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze sowie  Kofinanzierungsmöglichkeiten aus Förderfonds und -mitteln der Europäischen Union und des Bundes geprüft werden. „Der demografische Wandel stellt auch für die Sicherung von schleswig-holsteinischen Unternehmen in der Unternehmernachfolge eine große Herausforderung dar“, heißt es zur Begründung in dem Antrag.

Knapp 20.000 Handwerksfirmen in Schleswig-Holstein

Jüngsten Angaben des Statistikamtes Nord zufolge gibt es bezogen auf das Jahr 2014 rund 19.400 Handwerksbetriebe in Schleswig-Holstein. Die Unternehmen erzielten einen Umsatz von knapp 16 Milliarden Euro. Mehr als die Hälfte der Betriebe war im Bauhauptgewerbe und im Ausbaugewerbe tätig. An dritter Stelle standen die Handwerke für den privaten Bedarf.

Die meisten selbstständigen Handwerksunternehmen gab es im Kreis Pinneberg (elf Prozent) sowie in den Kreisen Segeberg und Rendsburg-Eckernförde (jeweils zehn Prozent). Die wenigsten Handwerksunternehmen waren dagegen im Kreis Steinburg (fünf Prozent) sowie in den kreisfreien Städten Neumünster und Flensburg (jeweils zwei Prozent) zu finden.

In den Handwerksunternehmen arbeiteten einschließlich der tätigen Inhaber 166.500 Menschen – davon waren rund 123.300 sozialversicherungspflichtig, hinzu kamen fast 23.000 Minijobber. Bundesweit suchen viele Firmen in den kommenden Jahren aus Altersgründen händeringend Nachfolger.

Manche Bundesländer haben schon Prämien-Modelle

Die Meisterprämie ist auch eine Forderung der schleswig-holsteinischen Handwerkskammer. Mehrere Bundesländer setzen bereits gezielt auf die Förderung von Meistern, wenn sie Firmen gründen oder bestehende Firmen übernehmen. Dies können etwa Zuschüsse für die Anschaffung von Werkzeugen, Fahrzeugen oder Büromaterial sein.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks zählt Länder wie Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden nach Landesangaben ähnliche Instrumente entwickelt. Neben einer Meisterprämie, bei der ein Zuschuss von 7.500 Euro bei einer Unternehmensnachfolge an Handwerks- und Industriemeister ausgezahlt wird, erhalten Meisterabsolventen das “Meister-Extra“ in Höhe von 1.000 Euro.

(Stand: 9. Oktober 2017)

Mit einer sogenannten Meistergründungsprämie möchte die Jamaika-Koalition Unternehmensgründungen forcieren. Mit dem mit breiter Mehrheit verabschiedeten Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, bis Ende 2018 ein Umsetzungskonzept vorzulegen. Wichtige Kriterien sollen unter anderem die Kofinanzierung aus Förderfonds der EU und des Bundes sowie der Erhalt sozialversicherungspflichtiger Arbeitsplätze sein. Ein Vorstoß der SPD, als Voraussetzung für die Prämie die Meisterausbildung kostenlos zu machen, wird im Wirtschaftsausschuss beraten.

Zuschüsse für Werkzeuge und Büromaterial

Die Meisterprämie ist auch eine Forderung der schleswig-holsteinischen Handwerkskammer. Mehrere Bundesländer setzen bereits gezielt auf die Förderung von Meistern, wenn sie Firmen gründen oder bestehende Firmen übernehmen. Dies können etwa Zuschüsse für die Anschaffung von Werkzeugen, Fahrzeugen oder Büromaterial sein.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks zählt Länder wie Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf. Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurden nach Landesangaben ähnliche Instrumente entwickelt. Neben einer Meisterprämie, bei der ein Zuschuss von 7.500 Euro bei einer Unternehmensnachfolge an Handwerks- und Industriemeister ausgezahlt wird, erhalten Meisterabsolventen das “Meister-Extra“ in Höhe von 1.000 Euro.

Nachwuchsmangel bereitet Sorge

In der Debatte nahm Lukas Kilian (CDU) eine zweite Zielrichtung des Antrages ins Visier: Viele Handwerksbetriebe stünden vor dem Problem, dass sie keinen Nachfolger für ihr Unternehmen finden würden, konstatierte er. Auch für solche Fälle solle die Meistergründungsprämie genutzt werden können. Für die SPD macht so eine Prämie nur Sinn, wenn auch die Meisterausbildung vom Staat bezahlt werden würde. Ohne neue Meister könne es auch keine Betriebsübernahmen geben, sagte Thomas Hölck.

Der Liberale Christopher Vogt griff den Vorschlag der Sozialdemokraten dankbar auf. „Für die FDP ist ein Meister genauso viel wert wie ein Master“, betonte er. Für ihn sei es schwer zu erklären, warum das eine gebührenfrei sei und das andere nicht.

Andresen sieht Handlungsbedarf

Mehr als 700 Unternehmen mit 220.000 Arbeitsplätzen stünden in den kommenden zehn Jahren vor der Herausforderung einer Unternehmensnachfolge, rechnete Rasmus Andresen (Grüne) vor. Gleichzeitig würden immer weniger junge Menschen den Familienbetrieb übernehmen wollen. Hier gelte es für die Politik zu handeln.

In dieselbe Richtung argumentierte Volker Schnurrbusch (AfD). Die Sicherung der Arbeitsplätze im Bereich des Handwerks sei wichtig, stellte er klar. Darüber hinaus, so Schnurrbusch, müsse aber auch der Nachwuchsmangel im Handwerk angegangen werden. Derzeit seien dort 19.000 Stellen nicht besetzt.

SSW will alle Unternehmensgründer unterstützen

Flemming Meyer (SSW), dessen Fraktion als einzige gegen den Koalitionsantrag gestimmt hatte, konstatierte, dass Schleswig-Holstein in Sachen Gründergeist auf einem guten Weg sei. Allein 2015 hätten sich 13.000 Menschen selbständig gemacht. Das bedeute Platz 3 im Ländervergleich. Der SSW-Mann schlug vor, Gründer aus allen Branchen zu unterstützen. Ein diesbezüglich vorgelegter Änderungsantrag wurde allerdings abgelehnt.

„Alle Gründer pauschal zu fördern, ist einfach gesagt zu teuer“, begründete Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) die ablehnende Haltung der Jamaikaner. Es gäbe zudem gute Gründe für die Unterstützung der Meister. Der Vorweis einer abgeschlossenen Prüfung sei etwas anderes, als wenn jemand sagen würde: „Ich habe eine gute Idee, aber keine Expertise“.

Antrag

Meistergründungsprämie
Antrag der Fraktionen der CDU, von Bündnis 90/DIE GRÜNEN und der FDP – Drucksache 19/246 (neu)
Änderungsantrag der Abgeordneten des SSW – Drucksache 19/269
Änderungsantrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/271