Wirtschaftsminister Bernd Buchholz hat im Plenum seine Anfang September gemachten Äußerungen zum Mindestlohn bekräftigt. Er sei persönlich dafür, den Mindestlohn für die Vergabe öffentlicher Aufträge in Schleswig-Holstein abzuschaffen und auf den bundesgesetzlichen Mindestlohn anzupassen, sagte der FDP-Minister in einer von SPD und SSW initiierten Aktuellen Stunde. Dies hätten auch die sozialdemokratisch geführten Länder Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen gemacht. Gleichwohl stellte er klar, er halte sich an die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages.
CDU, Grüne und FDP hatten dort vereinbart, den landesgesetzlichen Mindestlohn bei 9,18 Euro einzufrieren und bis 2019 auslaufen zu lassen. Die drei Parteien gehen davon aus, dass dann der bundesgesetzliche Mindestlohn auf gleichem Niveau oder höher liegt. Der Mindestlohn für die Vergabe öffentlicher Aufträge in Schleswig-Holstein bleibt dem Vertrag zufolge aber bei 9,99 Euro.
Stegner: „Jamaika liegt im Hurrikan-Gebiet“
Die Sozialdemokraten kritisierten die Äußerungen des Ministers scharf. Schleswig-Holstein sei ohnehin im Westen „der Lohnkeller“; wer den Mindestlohn in Frage stelle, wende sich gegen die Arbeitnehmer. SPD-Faktionschef Ralf Stegner hielt Buchholz vor, um ein Mandat im Bundestag zu kämpfen und zugleich Minister in Schleswig-Holstein zu sein. Seine Äußerungen zum Mindestlohn und auch zur Grunderwerbssteuer deckten die Schwächen der CDU-Grüne-FDP-Koalition auf: „Jamaika liegt im Hurrikan-Gebiet“, so Stegner.
Christopher Vogt (FDP) bekannte sich für seine Fraktion zum Koalitionsvertrag mit dem Vergabe-Mindestlohn und geißelte die Diskussion als „ein Sturm im Wasserglas.“ In Schleswig-Holstein gebe es bei den Mindestlöhnen „eine gewisse Unübersichtlichkeit“, die die Koalition aber gemeinsam beseitigen werde, so Vogt.
Grüne beklagen „Scheindebatte“
Auch Lukas Kilian (CDU) verteidigte Buchholz. Er könne wie alle Minister der Koalition seine Meinung sagen. Auch Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben sprach von einer „Scheindebatte“. Im Koalitionsvertrag sei geregelt, dass der Vergabe-Mindestlohn nicht angefasst werde: „Da gibt es kein Wenn und Aber.“
AfD-Fraktionschef Jörg Nobis sprach sich für nur einen Mindestlohn aus und kritisierte sowohl Regierung wie Opposition. Die SPD versuche durch „das Aufblasen eines Luftsacks“ eine vermeintliche Wahlschlappe bei der Bundestagswahl am Sonntag abzuwenden. Aber auch in der Jamaika-Koalition gebe es „eine erhebliche Rissbildung“.
Lars Harms (SSW) zeigte sich dankbar, dass die Koalition klargestellt habe, der Vergabe-Mindestlohn werde nicht angefasst. „Tariftreue- und Mindestlohnregelungen haben dazu beigetragen, dass es dem Mittelstand gut geht“, so Harms. Minister Buchholz hielt dagegen, überbordende Bürokratie ersticke den Mittelstand.