Die Landesregierung ist aufgefordert, in dieser März-Tagung „den Bedarf an Fachkräften in der Kindertagesbetreuung in den nächsten zehn Jahren für Schleswig-Holstein zu berechnen und zu beschreiben, wie dieser Bedarf gedeckt werden kann“. So steht es in einem Antrag der Fraktionen von SPD und SSW aus dem November des letzten Jahres. Zugleich wird um eine Darstellung der Kita-Finanzierung gebeten, die ab dem kommenden Jahr gelten soll.
„In Schleswig-Holstein fehlen Erzieherinnen und Erzieher, um den Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung, den Kita-Ausbau sowie die Qualität in der Kindertagesbetreuung zu sichern“, so die Begründung in dem Antrag der Opposition. Um dem entgegenzuwirken, sei es unabdingbar, den „Fachkräftebedarf und den Finanzierungsrahmen für die Kita-Finanzierung in Schleswig-Holstein genau zu kennen“.
Anstieg der Mittel um 30 Millionen Euro
Der Antrag richtet sich an Sozialministerin Aminata Touré (Grüne), die den Fachkräftemangel im Kita-Bereich selbst benennt. „Beim Personal knirscht es“, konstatierte Touré im Februar-Plenum, trotz der Einstellung von rund 8000 zusätzlichen Kräften. Es gebe jedoch Möglichkeiten, die Betreuungssituation verlässlicher zu machen – abseits der Einstellung weiterer Kräfte. Beispielsweise durch die Streichung bestimmter Regeln, die den Kitas den Arbeitsalltag erschwerten.
Auch zur finanziellen Situation äußerte sich die Ministerin: Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltssituation könne niemand Vorfestlegungen beim Punkt Finanzierung erwarten, hieß es. Bis Ende kommenden Jahres würden die Mittel jedoch von derzeit knapp 700 auf rund 731 Millionen Euro steigen.
Stellungnahme erst Ende April
Bereits in der vergangenen Tagung war die angespannte Situation in den Kindertageseinrichtungen Teil einer emotional geführten Debatte. Der Schwerpunkt lag auf dem gerade erschienenen Evaluationsbericht zum 2021 beschlossenen Kindertagesförderungsgesetz. Er ist Grundlage der großen Kita-Reform, die Anfang kommenden Jahres in Kraft treten soll und befindet sich nach Angaben des Ministeriums derzeit im Fachgremium, um dort ausgewertet zu werden.
Die endgültige Stellungnahme des Gremiums soll jedoch erst Ende April vorliegen. Sie wird Teil weiterer Beratungen sein, auch zu den Fragen des jetzt vorliegenden Antrags nach Fachkräfteausbau und Finanzierung der Kitas in Schleswig-Holstein.
Zahlen der Bertelsmann Stiftung
Einer Studie der Bertelsmann Stiftung von Ende November zufolge kann der Bedarf an Kitaplätzen in Schleswig-Holstein voraussichtlich erst im Jahr 2030 gedeckt werden. Im Ergebnis fehlten dem Bundesland 15.600 Kita-Plätze, um die Bedarfe der Eltern zu decken. Das zeigten die Berechnungen der Bertelsmann Stiftung für das aktuelle „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“. In den Kitas in Schleswig-Holstein fehlen bis zum Jahr 2025 laut dem aktuellen „Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule“ der Bertelsmann Stiftung hierzulande 1700 Fachkräfte, nur um die Betreuungsbedarfe der Eltern zu erfüllen. Bis 2030 wäre zwar rechnerisch ausreichend Personal vorhanden – allerdings nur, wenn die Elternbedarfe auf dem derzeitigen Niveau bleiben.
(Stand: 18. März 2024)
Antragstellung:
November 2023 (ohne Meldung in plenum-online)
Vorherige Debatte zum Thema:
Februar 2024